Sonntag, 10. November 2024

Erste Sitzung der neu besetzten Diözesanversammlung

Bischof Wiesemann (links) gratulierte den neuen Vorsitzenden der Diözesanversammlung, Dr. Isabelle Faul und Theo Wieder © Bistum Speyer 

Wahl der neuen Vorsitzenden – Informationen und Beratungen zu Ressourcenverteilung und neuen Strukturen

Ludwigshafen. Zum Auftakt ihrer zweiten Amtsperiode kam die Diözesanversammlung des Bistums Speyer am 8. und 9. November zu ihrer konstituierenden Sitzung im Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen zusammen. Erstmals tagte das Gremium in deutlich verkleinerter Form. Denn die neue Satzung der Diözesanversammlung, die Anfang des Jahres verabschiedet wurde, sieht statt bisher 120 nun 58 stimmberechtige und 14 beratende Mitglieder vor. In der neuen Zusammensetzung ist der Anteil der ehrenamtlichen Mitglieder im Vergleich zu den hauptamtlichen Delegierten leicht erhöht.

In seiner Einführung blickte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann auf die Weltsynode, die vor wenigen Tagen zu Ende gegangen ist. „Ich sehe den Abschluss der Weltsynode als Ermutigung, auf unserem Weg noch weiterzugehen, und auch ein Stück weit als Bestätigung unseres Weges“, so der Bischof. „Nicht nur in Deutschland, sondern auch hier in unserem Bistum, in der Diözesanversammlung, arbeiten wir synodal, als partizipativ gestaltetes Gremium.“ Anschließend wandte er sich an die Mitglieder der neu zusammengesetzten Diözesanversammlung: „Ich freue mich darüber, dass Sie Ja gesagt haben. Danke für Ihre Bereitschaft, hier mitzumachen, und synodal Mitverantwortung für unser Bistum zu übernehmen.“

 

Abschied und Neuwahlen

Der erste Tag der Diözesanversammlung stand ganz im Zeichen der Neuwahl ihrer Organe. Zu Beginn wandte sich die scheidende Vorsitzende Gabriele Kemper an die Mitglieder: „Wir in dieser Versammlung legen einen Grundstein für die Pastoral von Morgen im gesamten Bistum, nicht nur in einzelnen Pfarreien und Verbänden. Und diese Aufgabe kann nur erfüllt werden, wenn wir alle unser Mandat engagiert ernst nehmen. Wir tragen gemeinsam die Verantwortung für die Zukunft unseres Bistums. Für mich ist die Diözesanversammlung ein Segensort, innerhalb unserer Kirche, innerhalb unseres Bistums. Und für die Entwicklung dieses Segensortes möchte ich mit ihnen gemeinsam den Weg weitergehen.“

Gabriele Kemper stand als Vorsitzende nicht mehr zur Wahl. Laut neuer Satzung ist für diese Position eine Doppelspitze vorgesehen – die Versammlung wählte Dr. Isabelle Faul, Religionslehrerin aus Pirmasens, und Theo Wieder, ehemaliger Oberbürgermeister von Frankenthal, zu den neuen Vorsitzenden. Sie werden gemeinsam mit Generalvikar Markus Magin und den neu gewählten Mitgliedern Gabriele Kemper und Christiane Arendt-Stein den Vorstand bilden.

Darüber hinaus wurden der Geschäftsführende Ausschuss, eine Vertreterin für den Diözesansteuerrat, Beisitzer für die Schiedsstelle des Bistums sowie weitere Mitglieder der Diözesanversammlung gewählt.

 

Rahmenkonzept zur Ressourcenverteilung

Am zweiten Tag beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Umsetzung des Rahmenkonzepts zur Ressourcenverteilung, das vor zwei Jahren von der Diözesanversammlung im Rahmen des Strategieprozesses verabschiedet wurde. Diözesanökonom Peter Schappert stellte Statistiken zur Entwicklung der Kirchenmitglieder bis 2060 und damit einhergehend zu den Kirchensteuereinnahmen vor. Außerdem präsentierte er Maßnahmen, die das Bistum im Rahmen der Sparmaßnahmen entschieden oder schon umgesetzt hat.

Kanzleidirektor Jochim stellte den Mitgliedern der Diözesanversammlung das Konzept für den neuen Kita-Träger „Kita gGmbH Bistum Speyer“ vor. Dieser wird am 1. Januar 2025 gegründet und wird künftig alle Kindertagesstätten im Bistum unter einem Dach vereinen. Dadurch sollen vor allem die Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort von der Verwaltungsarbeit entlastet werden und somit mehr Zeit für die pastorale Arbeit bekommen. Eine der drei Geschäftsführerstellen wird Joachim Vatter übernehmen, der aktuell im Bischöflichen Ordinariat die Abteilung „Regionalverwaltungen und Kindertagesstätten“ leitet.

Unter dem Titel „Hinsehen, Erinnern, Handeln“ hat der Beraterstab sexualisierte Gewalt des Bistums mit Unterstützung des Betroffenenbeirats Leitlinien zur Entwicklung einer Gedenkkultur im Hinblick auf die Realität von sexuellem Missbrauch im Bistum Speyer verabschiedet. Ein solches Gedenken richtet sich gegen das Vergessen und Verdrängen des Leids, das Betroffenen im Raum der Kirche zugefügt wurde. Generalvikar Markus Magin stellte der Diözesanversammlung die Inhalte vor. „Es ging uns darum, Hilfen und Unterstützung zu entwickeln, wie wir mit dem Thema Missbrauch hier und heute, aber auch mit Blick auf die vergangenen Jahrzehnte umgehen“, so der Generalvikar. „Es gibt Wunden bei den Betroffenen. Wir müssen uns dieser Wunden bewusst sein, und versuchen, wo es möglich ist, zu therapieren. Diese Leitlinien sind ein Beitrag dazu.“ Die Leitlinien implizieren unter anderem, dass immer zuerst die Betroffenen und ihr Leid im Fokus stehen sollen, sowie die Notwendigkeit zur Gestaltung von Gedenkorten und –formen, unter Einbezug von Betroffenen. Bereits bestehende Gedenkstätten für zwischenzeitlich Beschuldigte sollen um bisher fehlende Facetten ergänzt werden.

 

Neue Strukturen im Bistum

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt war ein Entwurf zur Strukturreform des Bistums. „Wir sind an einem gewissen Punkt, wo wir Kirche nochmal neu denken müssen, und uns darauf einlassen müssen, in eine offene Zukunft geführt zu werden“, betonte Bischof Wiesemann. „Es ist Zeit, Raum für Neues zu schaffen und auch in neuen Räumen zu denken.“ Aus finanziellen Gesichtspunkten, und aufgrund der stark rückläufigen Zahl der Haupt- und Ehrenamtlichen, wurde das am 1. Januar 2016 in Kraft getretene Seelsorgekonzept „Gemeindepastoral 2015“ weiterentwickelt. „Wenn wir in unseren aktuellen pastoralen Strukturen weiterarbeiten würden, dann kämen wir sehr schnell an ganz massive Grenzen“, hob Wiesemann die Wichtigkeit der Strukturreform hervor.

Vorgesehen ist insbesondere, die Dekanate zu stärken und ein zusätzliches Dekanat zu gründen. Sie sollen laut Entwurf künftig die Aufgabe einer oberen Struktur-, Organisations- und Planungseben übernehmen. Generalvikar Magin stellte zusammen mit Dr. Thomas Kiefer, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge und der Arbeitsgruppe Pfarreistruktur, der Diözesanversammlung die Vorschläge vor und stand Rede und Antwort.

Der Entwurf soll in den kommenden Monaten in einem groß angelegten synodalen Prozess auf allen Ebenen des Bistums beraten und überarbeitet, und dann im November 2025 von der Diözesanversammlung verabschiedet werden. 2027 soll das Konzept in Kraft treten.

 

Klimagerechtigkeit und Synodale Prozesse

Der letzte Tagesordnungspunkt der Diözesanversammlung war der Bericht und die Entscheidung über die Weiterarbeit der Sachausschüsse „Klimagerechtigkeit und globale Verantwortung“ sowie „Synodale Prozesse“.

Letzterer hat die Aufgabe, die Beschlüsse des „Synodalen Weges“, die Themen der Weltsynode und des Deutschen Synodalen Rates für die Diözesanversammlung des Bistums aufzuarbeiten und vorzustellen. Aus den einzelnen Themen wurden dann konkrete Maßnahmen zur Umsetzung entwickelt. Der Ausschuss „Klimagerechtigkeit und globale Verantwortung“ verfolgt das Ziel, Nachhaltigkeit als Schwerpunkt und Entscheidungsgrundlage im Bistum Speyer zu verankern. In der Diözesanversammlung blickten die Mitglieder zurück auf die Arbeit der vergangenen Jahre: Darunter fiel zum Beispiel die Erstellung einer Klimabilanz oder das Erheben von Gebäude-, Energie- und Mobilitätsdaten.

Für beide Ausschüsse wurde von der Diözesanversammlung einstimmig entschieden, sie wiedereinzusetzen und deren Arbeit fortzusetzen. Außerdem wurden für die Ausschüsse neue Mitglieder gewählt.

 

Text: Bistum Speyer, der pilger