Donnerstag, 27. Oktober 2016

„Nachhaltigkeit braucht andere Leitbilder als die Konsumgesellschaft“

Umweltministerin Ulrike Höfken 

„Nachhaltig predigen“ gewürdigt - Standortbestimmung und Ausblick für das ökumenische Internetprojekt – Bistum Speyer von Anfang an dabei

Mainz. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken hat allen Beteiligten am ökumenischen Internetprojekt „Nachhaltig predigen“ dafür gedankt, dass sie Impulse für Menschen in Predigtdienst, Schule und Erwachsenenbildung anbieten, die das große Thema Nachhaltige Entwicklung und die damit verbundenen Fragen nach dem rechten Maß aus dem Blickwinkel des Christseins bedenken und behandeln möchten. Staatsministerin Höfken äußerte sich bei einer Tagung im Erbacher Hof in Mainz. Unter der Überschrift „Zehn Jahre Nachhaltig predigen oder: Wie viel ist genug?“ ging es bei der Tagung um Standortbestimmung und Ausblick für das weltweit einzigartige ökumenische Projekt. Veranstalter waren das Katholische Büro Mainz, der Beauftragte der Evangelischen Kirchen bei der Landesregierung sowie die Landeszentrale für Umweltaufklärung Rheinland-Pfalz (LZU).

Die Ministerin sagte weiter: „Die Predigtanregungen sind ein wichtiger Beitrag der Kirchen, um nachhaltige Lebensstile in der Gesellschaft zu thematisieren und zu etablieren.“ Nach dem Schwerpunktthema „Ernährung“ in 2013, „Suffizienz“ in 2014 und „Wandel gestalten“ in 2015 steht im aktuellen Kirchenjahr das Thema „Heimat-los“ im Mittelpunkt. Hier zeige sich, wie aktuell am Puls der Zeit „Nachhaltig predigen“ sei. Rund 160 Theologen haben sich seit Gründung für die Predigtanregungen engagiert, die die sonntäglichen Schrifttexte der katholischen und evangelischen Gottesdienstordnungen nach ihrem Bezug zur Nachhaltigkeit hinterfragen und auslegen. Höfken bezeichnete „Nachhaltig predigen“ als „ein tolles Projekt“. Und weiter: „Wer könnte ein besserer Partner für die Förderung Nachhaltiger Entwicklung sein als die Kirchen, denn bei ihnen hat Schöpfungsverantwortung einen wichtigen Platz.“ Besonders froh sei sie darüber, dass Papst Franziskus „die Sorge um das gemeinsame Haus“ in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ in beeindruckender Weise zum Thema weit über die katholische Kirche hinaus gemacht habe. 

Professorin Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Inhaberin des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre an der Albert Ludwigs-Universität in Freiburg, sprach zum Thema „Nachhaltig predigen oder: Wie viel ist genug? - aus Sicht der Sozialethik“. Sie würdigte das Projekt als „wahre Fundgrube“, die gute und praxisbezogene Hilfestellungen gebe. Beim Begriff Nachhaltigkeit gehe es grundsätzlich um das Konzept der Verantwortung für die Schöpfung, wie es auch in der christlichen Sozialethik diskutiert würde. In einem zweiten Hauptvortrag sprach die Mainzer Pfarrerin und Privatdozentin an der Universität Mainz, Dr. Angela Rinn, zum Thema „Nachhaltig predigen oder: Wie viel ist genug? - aus Sicht der Homiletik“. 

Der Leiter der LZU, Roland Horne, hatte in seiner Einführung darauf hingewiesen, „dass Nachhaltigkeit bei weitem noch kein Mainstream in unserer Gesellschaft ist“. Und weiter: „Wir sind noch ganz am Anfang, was konkrete Verhaltensänderungen angeht.“ Da die Wissenschaft keine Antwort auf die einfache Frage habe, warum die Menschen trotz all ihres Wissens um den Klimawandel einfach so weitermachten wie bisher, seien in einer christlich geprägten Gesellschaft die Kirchen „geborene Kooperationspartner“ für das Projekt. Die Kooperation im Internetprojekt „Nachhaltig predigen“ sei „zuerst und zuletzt ein ethischer Imperativ“, sagte Horne, „denn Nachhaltigkeit braucht andere Leitbilder als die Konsumgesellschaft“.

Propst Dr. Klaus-Volker Schütz von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hatte in seiner Begrüßung die „völlig unproblematische Zusammenarbeit“ von evangelischer und katholischer Kirche sowie der LZU bei den Predigtanregungen gewürdigt. Die Begrüßung hatte der Beauftragte der Evangelischen Kirchen bei der rheinland-pfälzischen Landesregierung, Dr. Thomas Posern, übernommen. Der Leiter des Katholischen Büros in Mainz, Ordinariatsdirektor Dieter Skala, hatte für die Veranstalter das Schlusswort der Tagung übernommen.

Im November 2005 waren die ersten Predigtanregungen in Buchform erschienen. Es folgten fünf weitere Jahresbände. Seit fünf Jahren werden die Anregungen zur Sonntagspredigt im Internet veröffentlicht. Bei der Gründung von „Nachhaltig predigen“ waren die Bistümer Limburg, Mainz, Trier und Speyer sowie die Evangelischen Landeskirchen in Hessen und Nassau, der Pfalz und im Rheinland beteiligt. Aktuell beteiligen sich 23 Bistümer und Landeskirchen am Projekt. Das Projekt wird von der Landeszentrale für Umweltaufklärung des Landes Rheinland-Pfalz (LZU) begleitet und unterstützt.

Für die Predigtanregungen des neuen Kirchenjahrs stellt die Diözese Speyer neun Autoren. Mehrere von ihnen nahmen an der Tagung in Mainz teil, unter ihnen der Umweltbeauftragte des Bistums, Pastoralreferent Steffen Glombitza aus Blieskastel, und Koordinator Thomas Bettinger aus Kaiserslautern, der im abschließenden Podiumsgespräch für eine Fortführung der Predigtanregungen über das Jahr 2017 hinaus plaidierte.

Hinweis:www.nachhaltig-predigen.de 

Text: Thomas Bettinger / Foto: Pressestelle Bistum Mainz