Dienstag, 11. September 2018

Die Wahrheiten des Psalters

Prof. Dieter Böhler SJ 

Priestertag am 10. September im Geistlichen Zentrum Maria Rosenberg

Die äußeren Bedingungen passten: Bei schönstem Wetter konnte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Montag, 10. September im Geistlichen Zentrum Maria Rosenberg den 16. Jahrestag seiner Bischofsweihe als Priestertag nachfeiern. Inzwischen ist mit den Priestertagen eine Tradition entstanden, die Fest und Feier, Ermutigung und Bestärkung organisch miteinander verbindet.

In seiner Festpredigt während der Eucharistiefeier ging Bischof Wiesemann vor allem auf das tägliche Gebet der Priester ein. Leise, nachdenklich und fast meditativ waren seine Worte, die in ihrer Ruhe besonders eindringlich wirkten. Wie Maria sollen auch die Priester einen inneren Raum, eine Wohnung für Gott bereiten. Gerade wegen der vielen Bedrängnisse, denen die Priester heute ausgesetzt sind, ist es wichtig, dass Gott in ihnen wohnen kann. Wie Jesus, der immer wieder die Einsamkeit gesucht hatte, um beten zu können, dürfen sich auch die Priester zum Gebet zurückziehen. Ein besonderer Wert kommt dabei dem gemeinsamen Gebet zu. In ihm wird erfahrbar, dass sich alle getragen wissen vom Gebet der ganzen Kirche, in dem alle füreinander beten. So kann auch das Bewusstsein für die himmlische, die ewige Liturgie wachsen, die feiert und besingt, dass „alles schon vollbracht“ ist – ein Gedanke, der gerade in unserer Zeit, in der man denken könne, dass alles weniger werde, wichtig ist.

In seinem Festvortrag stellte P. Dr. Dieter Böhler SJ, Professor für Altes Testament an der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt St. Georgen, an einigen Beispielen die revidierte Übersetzung der Psalmen vor. Zunächst erinnerte er daran, dass der Psalter – die Sammlung der 150 Psalmen – eine Gesamt-Komposition ist, die einen eigenen Wert hat, der die Summe der einzelnen Psalmen übersteigt. In ihm wird das Wirken von König David besungen und meditiert – einem König, der zu Recht nicht mit einem Schwert dargestellt wird, sondern mit der Harfe, denn seine „Waffe“ ist das Wort, die „Hochgesänge auf Gott in den Kehlen“ wie es am Ende des Psalters heißt (Ps 149,6). Es legt sich nahe, dass schon die frühen Christen diese Texte auf Jesus hin gelesen haben. Die Überarbeitung der Psalmenübersetzung, die sich nun viel stärker am hebräischen Text orientiert, weicht oft deutlich vom bisherigen Text ab, der mehr an der griechischen Fassung orientiert war. An etlichen Beispielen konnte P. Böhler zeigen, wie im Psalter tiefe Wahrheiten formuliert sind, denen wir aufmerksam nachspüren sollen.

In seinem Schlusswort zitierte Bischof Wiesemann einen neu übersetzten Vers aus Psalm 23: „Meine Lebenskraft bringt er zurück“. Auch der Priestertag mit Festvortrag und vielen Begegnungen der Priester diene der Lebenskraft – dafür war der Bischof allen Teilnehmern dankbar.  

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Text und Fotos: Dr. Alois Moos