Donnerstag, 04. Dezember 2025

20 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie am St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus

Vortrag der Leitenden Oberärztin Dr. med. Diana Nikolaus © KJPPP 

Ein Tag der Wertschätzung, des Austauschs und der Zukunftsvisionen

Ludwigshafen. Mit einem besonderen Fortbildungsnachmittag hat die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (KJPPP) am St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus am 26. November 2025 ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Gäste aus Medizin, Psychotherapie und Jugendhilfe kamen am letzten Mittwoch in die Schulungsräume des Neubaus der Kinderklinik, um gemeinsam auf zwei Jahrzehnte intensiver Versorgungsarbeit zurückzublicken und aktuelle Entwicklungen zu diskutieren.

Geschäftsführer Marcus Wiechmann eröffnete die Veranstaltung mit einem Rückblick auf die letzten beiden Jahrzehnte und zeigte sich beeindruckt, wie sehr die KJPPP zusammengehalten und Herausforderungen als Team bewältigt habe - von strukturellen Umbrüchen bis hin zu den massiven Belastungen der Pandemie. Chefärztin Dr. med. Rebekka Schwarz dankte in ihrem Grußwort dem gesamten Team der Klinik und vor allem auch den vielen anwesenden Netzwerkpartnern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. Ein besonderes Highlight der Veranstaltung war der musikalische Beitrag der Patientenband der KJPPP. Unter der Anleitung des Musiktherapeuten der Klinik sorgte die Mischung aus leisen Tönen und kraftvoller Energie für Gänsehautmomente, die den fachlichen Rahmen auf besondere Art ergänzte.

Ein Mittelpunkt des Nachmittags war die Vorstellung des in den letzten Jahren neu aufgebauten traumatherapeutischen Behandlungsschwerpunktes. Nachdem 2020 bereits die Traumaambulanz innerhalb der Klinik etabliert wurde, gibt es seit 2021 auch die Möglichkeit einer intensiven vollstationären Behandlung für Kinder und Jugendliche. Dr. med. Diana Nikolaus, die Leitende Oberärztin und Verantwortliche für den Aufbau des Traumaschwerpunktes, betonte den weiterhin steigenden Bedarf in diesem Bereich und die Möglichkeit sowohl in der Trauma-Ambulanz als auch auf Station Lukas Patienten, auch außerhalb des Pflichtversorgungsgebietes, ein Angebot machen und damit eine Versorgungslücke schließen zu können. Station Lukas stand bis 2020 unter organisatorischer Leitung der Kinderklinik und behandelte rein psychosomatische Störungsbilder. Seit 2021 ist durch die organisatorische Zuordnung zur KJPPP ergänzend zur Psychosomatik auch die traumatherapeutische Behandlung möglich. Es werden Patientinnen und Patienten zwischen sechs und 17 Jahren behandelt, die nach schweren Gewalterfahrungen, Vernachlässigung oder komplexen Bindungstraumata intensive therapeutische Begleitung benötigen. Nikolaus zeigte sich beeindruckt, wie das Team sich in den letzten Jahren weiterentwickelt habe und auch hochbelastete Kinder und Jugendliche in sehr schwierigen Behandlungsphasen die Station als Schutzraum erleben dürfen.

Chefärztin Dr. med. Rebekka Schwarz gab im Anschluss einen Überblick über das im multiprofessionellen Team entwickelte Kinderschutzkonzept der Klinik. Sie betonte, dass das Konzept nicht als „Papier für die Schublade“, sondern als gelebtes Konzept angelegt sei. „Das gesamte Team der KJPPP und auch externe Mitarbeitende, die im Alltag in Kontakt mit unseren Patientinnen und Patienten treten, arbeiten stetig an einer Kultur des Hinschauens und Ansprechens – mit klaren Abläufen, festen Ansprechpartnern und strukturierten Entscheidungswegen“, erläuterte die Medizinerin. Vor allem die frühe Partizipation der Patienten trage wesentlich zum Ziel bei, ein hohes Maß an Sicherheit für diese und auch die Mitarbeitende zu gewährleisten.

Einen weiteren Fachvortrag gestaltete Thomas Rellum, Psychologe im vollstationären Jugendbereich. Mittlerweile habe sich die Klinik zu einem regionalen Schwerpunktzentrum für die Behandlung der Anorexie (Essstörungen) entwickelt. Die deutliche Zunahme der immer jüngeren und schwerer erkrankten Patientinnen und Patienten in diesem Bereich während der Corona-Pandemie habe innerhalb der Klinik eine lebhafte Diskussion über Behandlungsregime notwendig gemacht und zu einer Anpassung therapeutischer Standards geführt, die die Versorgung der PatientInnen nachhaltig verbessert habe. So betonte Rellum unter anderem, wie wichtig bereits unmittelbar nach Aufnahme der Aufbau einer therapeutischen Beziehung für einen nachhaltigen Behandlungserfolg sei. Eine weitere Grundlage der Verbesserung sei auch die Etablierung einer Anorexie-Arbeitsgruppe und die zusätzliche Einstellung einer Ernährungstherapeutin, die im Alltag konkret an der Erlebenswelt der Betroffenen im Rahmen von Essenssituationen unterstützen.

Abgerundet wurde der Nachmittag durch Einblicke in die Perspektive der stationsäquivalenten Behandlung (StäB).

Der Fortbildungsnachmittag war nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Ausblick, der - trotz aller aktuellen Herausforderungen in der Versorgung - Mut macht: auf neue Projekte, wachsende Behandlungsangebote und die Vision einer modernen, vernetzten Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Text: Dr. med. Diana Nikolaus