Dienstag, 04. September 2018

"Nach 20 Sekunden war die Aufregung weg"

 

Fotograf Jacksenn präsentiert Porträts von Menschen mit Behinderung im Haus des Sehens – Vernissage trifft auf großes Interesse

Landau. Überraschend viele Gäste waren der Einladung zur Vernissage der Ausstellung „Wunschgedanken“ am letzten August-Freitag ins Landauer „Haus des Sehens“ gefolgt. Bei der ersten Aktion zur Inklusiven Kunstwoche des Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und Paulus wurden 16 vom Fotografen Jacksenn geschaffene Porträts von Menschen mit Behinderung vorgestellt. Die Ausstellung in den Räumen des Augenoptikerfachgeschäfts im Französischen Tor in Landaus Zentrum ist den ganzen September über zu sehen.

Die Idee zur Fotoserie stammt von Jaqueline Konrad, Bereichsleiterin für Wohnen und Tagesbetreuung für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung im Caritas-Förderzentrum. Sie hatte den in Landau lebenden und unter dem Namen Jacksenn arbeitenden Fotografen für das Projekt gewinnen können, wie sie zur Eröffnung der Ausstellung den Gästen berichtete. Ebenso hatte sie 16 Bewohnerinnen und Bewohner ihrer Einrichtung gefunden, die bereit waren mitzumachen. In zwei Shootings waren dann die nun präsentierten Porträts entstanden, die auch die meisten der Porträtierten - als Ehrengäste zur Vernissage eingeladen - zum ersten Mal sahen. Während der Fotositzungen hatte Jacksenn sich mit den „Models“ über deren Wünsche unterhalten, und die dabei geäußerten „Wunschgedanken“ - wie der Titel der Ausstellung es ausdrückt - in kurzen Texten zusammengefasst, die den Bildern in der Ausstellung beigegeben sind. Ein neuer Fernseher, eine Puppe oder Brosche für die jeweilige Sammlung, auch zukünftig bei der Gruppe "Mutabor" Theater spielen zu können, mal wieder Eis essen zu gehen oder abends das Gläschen süßen Wein zu genießen, das sind einige der hier festgehaltenen Wünsche.

Jacksenn selbst berichtete über seine gemischten Gefühle, bevor er in die Arbeit eingestiegen war. Er habe große Zweifel gehabt, den für ihn bis dato nicht geübten Umgang mit den Menschen mit Behinderung bewältigen zu können. Umso begeisterter sei er dann - „nach 20 Sekunden war die Aufregung weg“- davon gewesen, wie unkompliziert, offen und authentisch sich die Gespräche und die Situation bei den Shootings entwickelt hätten. Über Wünsche zu sprechen, räumte er ein, sei dennoch nicht ganz einfach gewesen, denn seine Gesprächspartner seien einen in großen Teilen fremdbestimmten Lebensalltag gewohnt. Was er erfahren habe, habe er versucht durch die Auswahl der entstandenen Motive auch auszudrücken.

Jacksenn und Konrad dankten denjenigen, die die Ausstellung durch ihre Unterstützung möglich gemacht haben: neben dem Caritas-Förderzentrum vor allem der Sparkasse Südliche Weinstraße, der Energie Südwest AG sowie dem Unternehmen „White Wall“, das für die Produktion der großformatigen Abzüge auf gerahmten Aluminium-Verbundplatten einen ansehnlichen Rabatt eingeräumt habe. Und dem Hausherrn Martin Mütsch und seinem Team.

Seit Jahren werden im „Haus des Sehens“ durchgängig vierteljährlich wechselnde Kunstausstellungen gezeigt. Bis Ende 2019, so Margot Lied, „Gute Seele und Kunstbeauftragte“ im Team, seien die Termine bereits vergeben. Für die Ausstellung „Wunschgedanken“, die zu zeigen sie sehr gern eingerichtet habe, seien mit Einverständnis der im Herbstquartal ausstellenden Künstlerin extra vier Wochen eingeräumt worden. Auch Fried freute sich über den hervorragenden Besuch der Vernissage, die von Leonardo Ronchetti am Didgeridoo umrahmt wurde.

Für die Versorgung der Gäste mit Snacks dankte Jaqueline Konrad Nicole Fliehmann. Zu sehen ist die Ausstellung zu den Öffnungszeiten des Geschäftes.

 Info: Die Ausstellung „Wunschgedanken“ vom 31. August bis 29. September im „Haus des Sehens“, Obertorplatz 4 (Eingang Xylanderstraße) ist Teil der Inklusiven Kunstwoche unter dem Motto „Was ich mir wünsche“, veranstaltet vom Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus, Landau-Queichheim. Hauptveranstaltungszeitraum ist vom 15. bis zum 21. September mit über 40 größtenteils öffentlichen Workshops. In der Abschlussveranstaltung am Freitag, 21. September, ab 10 Uhr im Alten Kaufhaus werden in der Kunstwoche entstandene Arbeiten präsentiert.

 

Text und Fotos: Henning Wiechers und Waltraud Itschner für den Caritasverband für die Diözese Speyer