Mittwoch, 28. November 2018
Caritas-Förderzentrum setzt Maßstäbe für barrierefreies Bauen
Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember - Barrierefreiheit hat für das Bistum Speyer ein hohes Gewicht
Landstuhl. Geht nicht, gibt’s nicht. In bestehenden Gebäuden lässt sich Barrierefreiheit oft nur mit hohem Aufwand verwirklichen. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Bei Neubauten wird Barrierefreiheit von Anfang an mitgeplant. So auch in der Wohnstätte St. Elisabeth des Caritas-Förderzentrums Paul Josef Nardini in Landstuhl. Die Richtlinien waren der Caritas aber nicht genug: Sie schuf für die Bewohner mit Behinderung über das geforderte Maß hinaus ein barrierefreies Haus.
Wohnstätte St. Elisabeth des Caritas-Förderzentrums Paul Josef Nardini,Landstuhl
18 Menschen mit Behinderung leben in der Wohnstätte St. Elisabeth des Caritas-Förderzentrums Paul Josef Nardini in Landstuhl. Sie benötigen viel Unterstützung und Pflege. Im Dezember 2017 bezogen sie das Haus, in das der Caritasverband der Diözese Speyer 2,6 Millionen Euro investierte.
Niedrige Türklinken, breite Gänge und Türen, Handläufe an den Wänden: Schon beim Eintreten wird deutlich, dass dieses Haus strikt auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten ist. Dieses Gebäude erfüllt nicht nur die geforderten Normen für Barrierefreiheit – es übertrifft sie sogar. Manchmal sind es nur kleine Kniffe, die für ein Plus an Barrierefreiheit sorgen: So sind Haltegriffe und Sitze in den Duschbädern aus einem guten Grund grün: Die Farbe schafft einen Kontrast zu den weißen Fliesen, was sehbeeinträchtigten Menschen entgegenkommt. Farbe spielt auch an Türen eine wichtige Rolle. Badtüren sind ockerfarben, Zimmertüren dunkelgrün und Türen zu Gemeinschaftsräumen hellgrün. Das macht die Orientierung leichter.
Nicht nur die rollstuhlgerechten Duschbäder machen barrierefreie Hygiene möglich, sondern auch das spezielle Pflegebad. Es verfügt über eine Sitzbadewanne. Wer nicht mobil ist, kann mit dem Lifter hineingehoben werden. „Das ist kein Standard – auch nicht für Einrichtungen wie diese“, sagt Winfried Hoffmann, Gesamtleiter der Caritas-Förderzentren Paul Josef Nardini und St. Martin. Die Sitzbadewanne ist höhenverstellbar, wie auch die Duschliege, die gleich danebensteht.
Herde und Spülen sind im Haus St. Elisabeth nicht nur mit dem Rollstuhl unterfahrbar - sie lassen sich zudem einfach per Knopfdruck absenken, ebenso die Oberschränke in den Küchen. Diese Funktion übertrifft ebenfalls die Anforderungen bei Weitem. Die Bewohner nutzen die höhenverstellbare Kücheneinrichtung oft und gern. Diese Ausstattung „dient dem Zweck, dass die Bewohner so selbstständig wie möglich sind“, erläutert Winfried Hoffmann. Die hohe Eigenständigkeit der Frauen und Männer sei ein zentraler Punkt, bekräftigt er.
Technische Unterstützung bewirkt ein Höchstmaß an Barrierefreiheit. Alle Türen zu den Wohnzimmern und Funktionsräumen werden noch mit elektrischen Türöffnern ausgestattet, verspricht Hoffmann. Dann lassen sich die Türen mit Fernbedienungen bequem öffnen. Außerdem erhalten Bewohner bald Tablet-Computer, die Video-Telefonie erlauben. Das komme vor allem jenen entgegen, die sich kaum verbal ausdrücken können, berichtet Hoffmann. Bislang benötigen diese Menschen beim gewöhnlichen Telefonieren eine Assistenzperson, die das Übersetzen übernimmt. Um die Voraussetzungen zu schaffen, ist die Wohnstätte mit WLAN ausgestattet.
Barrierefreiheit heiße auch, dass sich Menschen in ihrem Umfeld frei bewegen können, meint Hoffmann. Sie sollen Anschluss an das gesellschaftliche Leben haben. Das ermöglicht die Lage der Wohnstätte. Sie befindet sich zwar am Rand der Landstuhler Innenstadt und damit nicht zentral, aber Supermärkte und Bahnhof sind fußläufig erreichbar – gut zum Einkaufen und für Bewohner, die mit dem Zug zur Arbeit fahren.
Text und Fotos: Yvette Wagner
Beiträge zum Themenschwerpunkt Barrierefreiheit
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Gutes Beispiel: Caritas-Förderzentrum Paul Josef Nardini in Landstuhl