Montag, 31. August 2020
„Tschüss Rosenberg! Willkommen in St. Nikolaus!“
Es ist kein normaler Donnerstag im Caritas-Altenheim Maria Rosenberg in Waldfischbach-Burgalben. Vor dem Haus stehen Kleintransporter und im großen Eingangsbereich warten bereits einige Bewohner. Die Aufregung ist spürbar. Heute ist großer Tag des Einzugs ins neue Caritas-Altenzentrum St. Nikolaus in Landstuhl.
"Tschüss Rosenberg" heißt es und nach 25  Kilometern Fahrt: "Willkommen in Landstuhl". Das neue Zuhause der Bewohner ist das Caritas-Altenzentrum St. Nikolaus in der Nikolaus-von-Weis-Straße. Die Caritas-Einrichtung in Waldfischbach-Burgalben, 1994 eingeweiht, 2012 in die Trägerschaft der Caritas übergegangen, schließt. Die 42 Bewohner des Rosenbergs ziehen um ins neue Haus in Landstuhl.
 Einen alten Baum verpflanzt man sprichwörtlich nicht. Und deshalb ist der Umzug für die älteren Bewohner eine Herausforderung. "Es fällt uns schwer, uns daran zu gewöhnen, sagt Gretel Strauß. 83 Jahre ist sie alt, hat ihr ganzes Leben in Waldfischbach-Burgalben verbracht. "Und der Rosenberg hat immer dazugehört", bekennt sie. Nun kommt noch mal was Neues. Auf sie wartet zunächst das Fahrzeug, mit dem sie ins neue Haus gefahren wird.
"So Frau Strauß, Ihr Geldbeutel ist da. Wenn was drin ist, können wir ja bis Paris durchfahren", sagt Thomas Matz lachend. Der Einrichtungsleiter hat trotz Umzugsstress seinen Humor nicht verloren. "Dass ein Seniorenheim komplett umzieht, das hat man nun nicht alle Tage", sagt Matz. In den vergangenen Monaten war er in dualer Funktion tätig. Quasi Bauleiter in Landstuhl, damit das Haus dort so perfekt wie möglich auf die Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten wird, und Einrichtungsleiter am Rosenberg. Jetzt wird sich zeigen, ob sich die intensiven Vorbereitungen gelohnt haben.
 "Das Team ist weit über sich hinausgewachsen und  hat wirklich tolle Arbeit geleistet", weiß Matz, dass es ohne Extra-Engagement der Mitarbeiter nicht ginge. Pflegedienstleiterin Inge Eckert hat den Umzug akribisch geplant, mit ihrem Team alles organisiert. Und auch Angehörige und Freunde der Bewohner haben beim Umzug tatkräftig mitgewirkt.
Auch Waltraud Fabian wird die Fahrt nach Landstuhl antreten. Sie ist Heimbeiratsvorsitzende und gespannt, wie ihr künftiges Zuhause aussehen wird. "Ich habe es mir zwar auf Bildern angeschaut, aber nicht zu intensiv. Ich möchte es auf mich wirken lassen und es dann in Ruhe entdecken", hat sie sich vorgenommen. Nervös seien viel Bewohner am Vorabend gewesen, stellen Strauß und Fabian übereinstimmend fest. Und sind sich einig: „Wir nehmen, es wie es kommt und machen das Beste daraus".
"Achtung Ohren zuhalten", ruft Matz. Die Klappe des Transporters schließt hörbar. 8.05 Uhr. Waltraud Fabian und Gretel Strauß sind die ersten Rosenberg-Bewohnerinnen, die den „Berg" verlassen. Matz fährt selbst und beweist Reiseleiter-Qualitäten. "Wir fahren jetzt über die B 270 bis Horbach, dann über Linden und Bann nach Landstuhl", stimmt er auf die Fahrt ein. Es geht über die frisch sanierte B 270. "Haben sie extra für uns gemacht, damit es nicht so ruckelig ist", sagt Matz. Die beiden Damen lachen. Es geht durch Horbach, wo Matz, der diese Strecke in den vergangenen Monaten so oft gefahren ist, dass er jeden Zwerg und jede Kanone in den Vorgärten kennt und seine Mitfahrerinnen auf Besonderheiten aufmerksam macht.
"Hier war ich noch nie", sagt Waltraud Fabian. Sie stammt aus Klingenmünster, lebte in Pirmasens und hatte auf dem Rosenberg ein Zuhause gefunden. Ihren 90. Geburtstag im kommenden Jahr, "feiere ich in Landstuhl", ist sie sich sicher.
Etwa 50 Mitarbeiter*innen und Helfer*innen sind beim Umzug dabei. Den Bewohnern die Aufregung nehmen, ist neben der Logistik eine ihrer Aufgaben. Logistisch sind drei Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes für die Liegendtransporte im Einsatz. Darüber hinaus hat das Paul-Josef-Nardini-Förderzentrum fünf Busse zur Verfügung gestellt. Ein Materialbus des Altenheims aus Bobenheim-Roxheim transportiert zum Beispiel Rollatoren und Rollstühle.
Die Corona-Pandemie hatte den ursprünglichen Umzugstermin zunichte gemacht. Der zweite Termin kann nun gehalten werden. Corona spielt noch immer eine Rolle. Die Busse sind zum Beispiel mit weniger Personen besetzt als theoretisch möglich wäre, denn Abstand halten lautet eine der Corona-Schutzmaßnahmen. Neben dem Fahrer ist in jedem Bus Personal und eine Notfallkiste, sollte die Aufregung für den ein oder anderen Bewohner zu groß werden. Aber das wird nicht gebraucht.
„Mein sportliches Ziel ist es, dass um 12 Uhr alle in Landstuhl sind zum Mittagessen“, sagt Matz. Gretel Strauß und Waltraud Fabian schauen sich die Landschaft an. "Die Dörfer haben sich wirklich gemacht", sagt Gretel Strauß beim Blick aus dem Fenster.
Private Möbel, Fernseher, Bekleidung, all das ist bereits seit Montag sukzessive von Waldfischbach-Burgalben nach Landstuhl umgezogen. Die Heinrich-Kimmle-Stiftung hat beim Umzug tatkräftig angepackt. Das neue Haus ist neu eingerichtet, "aber alles was den Bewohnern für die Gemeinschaftsräume am Herzen lag, zieht mit um", betont Matz. Dazu gehört auch eine Marienfigur für den Gemeinschaftsraum. Der Einrichtungsleiter selbst hat das Porträt von Papst Franziskus bereits am Eingang angebracht. Und der Altar vom Rosenberg – „ist auch schon in Landstuhl“, verrät der Einrichtungsleiter. Es zieht nicht das ganze Mobiliar mit um. Einiges hat das Caritas-Zentrum Pirmasens schon geholt, das ab September zuständig ist für das Quartiersprojekt Horeb in Pirmasens. Und dafür einiges benötigt. Thomas Matz findet es „klasse“, dass Einrichtungsgegenstände weiter genutzt werden.
Es geht vorbei am Landstuhler Krankenhaus. „Hier war ich auch schon zu Besuch“, sagt Gretel Strauß. Die ärztliche Versorgung in Landstuhl, "ist wirklich hervorragend", sagt Matz, während sich der Blick auf die Sickingenstadt eröffnet. Mit zwei niedergelassenen Ärzten sind Kooperationsverträge abgeschlossen, „und hier gibt es auch viele Fachärzte“, hebt Matz hervor, denn die ärztliche Versorgung der Bewohner ist wichtig.
Noch einmal um die Ecke. „Da ist es“ sagt Matz und fährt auf den modernen zweistöckigen in Atriumform gehaltenen Neubau zu. Ein rot-weißes Flatterband wird durchfahren. Um 8.45 Uhr ziehen die ersten beiden Bewohnerinnen in St. Nikolaus ein. Das Personal hat vor Ort alles vorbereitet, freut sich sichtlich. "Willkommen", begrüßen sie Strauß und Fabian, leiten sie am Papstbild vorbei in den großen Gemeinschaftsraum, von dem aus sich der Blick in den 500 Quadratmeter großen Innenhof öffnet. „Schön“, sagt Gretel Strauß. Auch Fabians erster Eindruck ist positiv. „Ich dachte es wäre nüchterner, aber es ist toll“, erfreut sie sich an der bereits geschaffenen Wohlfühl-Atmosphäre. Zur Begrüßung gibt es einen Schluck Sekt.
Während weitere Busse auf dem Weg vom Rosenberg nach Landstuhl sind, dürfen Fabian und Strauß als erste ihre Zimmer beziehen. Sanfter Druck auf den Knopf, der Fahrstuhl öffnet sich. Waltraud Fabian wohnt im zweiten Stock. Sie ist ein bisschen aufgeregt, das ein oder andere Fragezeichen begleitet sie auf dem Weg Zimmer. Kurzer Stopp noch im Aufenthaltsraum ihrer Wohngruppe. „Da ist ja die Maria“, freut sie sich über die Statue, die vom Rosenberg mit umgezogen ist.
Dann der spannende Moment. Bianca Andrie-Wachter, Fachkraft für Soziale Betreuung, schließt die Zimmertür auf. „Oh schön, das ist wirklich toll“, ist Fabian gerührt und begeistert, als sie zum ersten Mal ihr Zimmer betritt. Sie schaut ins Grüne, kann problemlos ihr Fenster öffnen. „Das war mir wichtig, ich brauche Luft“, sagt sie. Ihre geliebten Bücher sind schon da. Vor allem ihr Losungsbuch. Den Tag damit beginnen zu können, „macht manches leichter“, verrät sie.
Fertig dekoriert wird in den nächsten Tagen. Sie lässt das Zimmer, den Blick ins Grüne auf sich wirken. Im Erdgeschoss macht sich Gretel Strauß auf den Weg in ihr Zimmer. Tür auf, „so ich mache mal den Rolladen hoch“, sagt Matz. Knopfdruck genügt. Der Rollladen fährt sanft nach oben. Und auch Gretel Strauß freut sich. Tolle Vorhänge, sagt sie. Mit Ginkgo-Blättern als Motiv. Ein Ginkgo-Baum steht auch im Innenhof. Und neue Bettwäsche gab es auch. „Schöne Farben“, freut sie sich. Eine alte Kommode aus Familienbesitz, einst Bestandteil der Posthalterei, „die musste mit“, sagt sie. Die Kommode dient als Fernsehtisch. Vom Bett aus Fernsehen, „funktioniert auch“, freut sie sich. Was sie gerne schaut? Sport. Zum Beispiel Snooker und Biathlon.
„Und wie ist es?“, fragt Matz. „Man kann es lassen“, sagt Gretel Strauß lachend und ergänzt schelmisch: „Wir haben nichts auszusetzen“. Nein, meint sie, es ist wirklich schön. Ein kleines Aber kommt dann doch: „Aber es ist nicht der Rosenberg“. Roswitha Stöß, die als Servicekraft beschäftigt ist, weiß was Gretel Strauß meint: „Ich habe 34 Jahre auf dem Rosenberg gearbeitet“, sagt sie. Der Kapelle dort, „werde ich morgen einen Besuch abstatten“. Aber alle sind sich auch sicher, dass der Geist vom Rosenberg in St. Nikolaus mit einziehen wird.
Bewohner um Bewohner kommt. Um 11.30 Uhr vermeldet Matz: „So, der Rosenberg ist jetzt leer“. Die letzten Bewohner sind auf dem Weg nach Landstuhl. Dort ist gleich zum ersten Mal Mittagessenzeit. Küchenchef Rene Jäger und sein Team haben ein perfekt zum Umzug passendes Gericht gekocht: Gulaschsuppe. „Lecker“, gibt es Lob an den Küchenchef und seine Crew. Kulinarisch ist der Einzug schon mal gelungen. Und auch die Resonanz auf die Zimmer – 84 sind es – und vor allem auf die neuen Badezimmer ist positiv. Die Aufregung hat sich schon ein bisschen gelegt. Im Innenhof sitzen Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter zusammen, wobei letztere kaum sitzen, da werden sie schon wieder irgendwo gebraucht. „Da würde sich Kilometergeld schon lohnen“, stellen Bewohner lachend fest. Spaß am Umzugstag, das ist ein gutes Zeichen.
Zeit zum Durchatmen haben Matz und sein Team noch nicht. Für den Einrichtungsleiter heißt es noch mal zurück auf den Rosenberg. Noch ist er nicht der Letzte dort, der das Licht ausmacht. Es wird noch einige Tage ausgeräumt und aufgeräumt. Dann geht es zurück nach Landstuhl. Die erste Nacht nach dem Umzug verbringt der Einrichtungsleiter auch in St. Nikolaus, er will für Bewohner und die Mitarbeiter da sein. Eine Gemeinschaft, die wachsen soll. Nach dem erfolgreichen Umzug ist St. Nikolaus auch für neue Bewohner geöffnet.
Kontakt:
 Caritas-Altenzentrum St. Nikolaus
 Nikolaus-von-Weis-Straße 2
 66849 Landstuhl
 Telefon 06371 6111-0
Text und Fotos: Andrea Daum für den Caritasverband für die Diözese Speyer
 
        
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