Mittwoch, 23. November 2016

"Wir sind wie eine Familie"

Mikroprojekt "Starke Frauen" 

Mikroprojekt "Starke Frauen" des Caritas-Zentrums mit der Stadtverwaltung und dem Judosportverein fördert Sozialkompetenz und wertet Quartier Speyer-West auf

Speyer. Das Programm „Jugend stärken im Quartier“, das Jugendliche und junge Erwachsene bei der schulischen und sozialen Integration begleitet, hat sich in Speyer-West etabliert und es hat neue Aktionen hervorgebracht - so auch das Mikroprojekt "Starke Frauen". Mädchen und junge Frauen zwischen elf und 32 Jahren treffen sich seit Mai regelmäßig in der Erlich-Schule, um gemeinsam ihre Freizeit zu gestalten. Passend zur nahenden Vorweihnachtszeit sind gerade Adventskränze gebastelt worden.

Den üblichen Raum verlassen haben die „Starken Frauen“ an diesem Mittwoch und sind in das Obergeschoss der Pfarrkirche St. Otto umgezogen. Dort haben ehrenamtliche Helferinnen bereits alles vorbereitet, was zum Basteln der Adventskränze nötig ist. Fertig gebunden liegen Kränze auf den Tischen bereit; unzählige Dekorationsartikel sind auf einem Seitenschrank aufgebaut.

Über zehn Mädchen und Frauen sind gekommen. Wer sie beobachtet, versteht die positive Wirkung des Projekts. Kommunikativ geht es zu in dem Raum. Es wird über vieles geplaudert und gegenseitige Hilfe beim kreativen Einsatz ist selbstverständlich. Beeindruckt von der munteren Gruppe sind der Leiter des Caritas-Zentrums Speyer, Pascal Thümling, Caritas-Sozialberaterin Judith Wiencierz und Mitarbeiterin Michaela Fischer-Heinrich von der Speyerer Stadtverwaltung. Während das Caritas-Zentrum das Projekt gemeinsam mit dem Judosportverein (JSV) trägt, wird es vom Fachbereich 4 der Stadt koordiniert.

„Der Judosportverein arbeitet sehr integrativ. Daher haben wir ihn als Partner ausgesucht", informiert Michaela Fischer-Heinrich. Die ursprüngliche Motivation, das Mikroprojekt ins Leben zu rufen, bringt Pascal Thümling vom Caritas-Zentrum Speyer zur Sprache: "Wir haben festgestellt, dass es eine Gruppe orientierungsloser Jugendlicher gibt, die durch alle Raster fallen. 'Starke Frauen' war für uns ein guter Ansatz, der optimal in die Aufgabensammlung von Judith Wiencierz passt. Die Teilnehmerinnen werden dabei durch ihre eigenen Geschichten und Erlebnisse gestärkt."

Inzwischen sei eine tolle Gemeinschaft entstanden, betont Judith Wiencierz. „Jeder wird schnell aufgenommen und es ist ein tiefes Vertrauensverhältnis entstanden“, führt sie aus. Schön sei die gegenseitige Unterstützung in der bunt gemischten Gruppe. Niemand habe Angst davor, Fragen zu stellen oder um Hilfe zu bitten.

Alle „starken Frauen“ kommen aus dem Quartier Speyer-West. Angesprochen können sich alle von der Gruppe fühlen: Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, mit und ohne Migrationshintergrund, Asylsuchende. „Viele sind schon von Anfang an dabei", stellt Judith Wiencierz fest. So wie Nana Tsimakuridze, geboren in Georgien. Die 22-jährige aktive Sportlerin des Judosportvereins hat sich auch zum Bastelabend wieder eingefunden. „Mir gefällt, dass hier alle integriert sind. Die Nationalität oder Krankheiten spielen keine Rolle“, sagt Nana und stellt heraus: „Wir sind wie eine Familie.“

Teuta Demiri (14) freut sich wöchentlich auf den Treff. Für die junge Albanerin ist es schön, unter Mädchen zu sein und so viel verschiedene Dinge tun zu können. Für Franziska Bockmeyer (24) zählt vor allem eines in der Gruppe: „Die Freundschaft.“ Gleich zwei beste Freundinnen hat sie gefunden, seit sie bei den „starken Frauen“ ist. Per Zufall ist Franzi, wie die junge Frau freundschaftlich von allen genannt wird, auf das Angebot gestoßen. "Beim Logopäden habe ich einen Flyer entdeckt", erzählt sie.

Ausgezahlt hat sich die Zusammenarbeit mit der Schule im Erlich und den anderen Netzwerkpartnern, merkt Thümling an. Und er verdeutlicht: „Fachberatung beginnt mittendrin.“ Vor Ort begleiten und unterstützen, in die Gesellschaft, in das Leben und in den Beruf integrieren - das soll weiterhin wichtiger Bestandteil der Basisarbeit bleiben.

Text / Foto: Susanne Kühner