Montag, 08. Mai 2017
„Pflanzstätte für die Diözese“ wiedereröffnet
Bischof Wiesemann segnet generalsaniertes Priesterseminar und weiht Altar in der Seminarkirche
Speyer. Es war ein Festtag für die gesamte Diözese Speyer, optisch schon von weitem durch die Bistumsfahnen erkennbar. Am vergangenen Samstag wurde nach fast zweijähriger Renovierungszeit das Priesterseminar Sankt German in Speyer feierlich wiedereröffnet. Dem Festakt voraus ging am Vormittag ein Pontifikalamt, in dem Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann die neu gestaltete Seminarkirche segnete, den Altar weihte sowie den Ambo segnete. Im Fuß des Altars wurden zudem Reliquien des Seligen Pfarrers Paul Josef Nardini beigesetzt. Der Künstler Bernhard Mathäss aus Neustadt-Duttweiler hatte den Chorraum ungestaltet.
Zahlreiche Gäste hatten an dem bedeutenden Ereignis teilgenommen, darunter auch Bischof em. Dr. Anton Schlembach, eine Vielzahl an weiteren kirchlichen Würdenträgern sowie der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger. „In zwei Monaten ist es 60 Jahre her, dass die Seminarkirche geweiht wurde“, sagte der Leiter der Einrichtung, Regens Markus Magin, zu Beginn des Gottesdienstes und hieß Bischof Wiesemann als den eigentlichen Hausherrn des Priesterseminars besonders willkommen. Vieles habe sich in den vergangenen Jahrzehnten an Aufgaben und in der Arbeitsweise verändert. So sei das Haus mittlerweile auch Tagungsstätte.
Der Speyerer Oberhirte zeigte sich erfreut über das Ende der Umbau- und Renovierungsarbeiten auf dem Germansberg, die insgesamt 12,5 Millionen Euro kosten. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gelte das Priesterseminar als Herz der Diözese, „und ich bin froh, dass wir die Operation am offenen Herzen in guter Weise abschließen können“. Das lateinische Wort „Seminarium“ bedeute Pflanzstätte, und in diesem Sinne sei das Priesterseminar „die Pflanzstätte der Diözese, ein Raum des Wachsens und der Entwicklung aus der Kraft des Wortes Gottes und der Berufung, die uns Christus schenkt“. Als Pastoralseminar stehe es allen kirchlichen Berufsgruppen – Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferenten – aber auch Ehrenamtlichen in Aus- und Fortbildung offen. „Somit wollen wir das Priesterseminar als Haus für die ganze Diözese wiedereröffnen.“ Wiesemann sprach auch die Belastungen der vergangenen beiden Jahre während der Umgestaltung an und dankte allen, die sich engagiert hätten, um das Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen. Gleichzeitig erinnerte er an den geschichtsträchtigen Boden, auf dem sich das Priesterseminar befinde. „Hier sind die ältesten Spuren des Christentums in Speyer zu finden“, betonte der Bischof und verwies auf Keltengräber, einen Friedhof und auf ein frühes Kloster.
Festakt mit Segnung des Hauses
Regens Markus Magin läutete den Festakt am Nachmittag im wahrsten Sinne des Wortes mit einer kleinen Glocke ein. Ihr Klang habe für ihn eine besondere Bedeutung, denn Ende August 2009 habe sein Vorgänger, Pfarrer Dieter Rottenwöhrer, ihm dieses kleine Instrument überreicht und damit symbolisch auch das Amt als Direktor des Bistumshauses St. Ludwig übergeben. „Für mich war damals klar, dass die Glocke erst dann wieder läuten wird, wenn das Bistumshaus St. Ludwig renoviert und das Priesterseminar in die Einrichtung integriert ist.“ Dass die Entwicklung eine andere Wendung nehmen würde, hätte er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen können. Acht Jahre später werde nun das Priesterseminar St. German wieder in Dienst gestellt, und die Glocke läute das Ende der Bauphase ein. Diese ließ Magin, untermalt mit einigen Bildern und einer gehörigen Brise Humor, noch einmal Revue passieren. Dabei ging er nicht nur auf die zeitliche Abfolge der Ereignisse ein, angefangen von der Entscheidung der Bistumsleitung im Jahr 2014, sich vom Bistumshaus St. Ludwig mit der dazugehörigen Kirche St. Ludwig zu trennen und stattdessen das Priesterseminar general zu sanieren, bis zur Renovierung und liturgischen Umgestaltung der Seminarkirche in den vergangenen Monaten. Er beschrieb auch anschaulich die Widrigkeiten wie Staub und Lärm während der umfangreichen Arbeiten.
Bevor Bischof Wiesemann das Priesterseminar segnete, bekräftigte er noch einmal, „wie glücklich ich bin, dass wir dieses Haus haben“. Allerdings sei die Entscheidung für diesen Standort nicht leicht gewesen und habe eine schmerzhafte Seite, nämlich das Bistumshaus St. Ludwig abzugeben, „um den finanziellen Herausforderungen Genüge zu tun“. Wiesemann schloss mit den Worten: „Möge Gott uns Kraft geben und Berufungen schenken, die wir so dringend brauchen.“
Segenswünsche für das Haus
Den Reigen der Grußworte eröffnete der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Regentenkonferenz, Dr. Christian Heß. Es habe für ihn drei gute Gründe gegeben, hier zu den Feierlichkeiten in die Domstadt zu kommen, unterstrich der Leiter des Priesterseminars der Diözese Freiburg, der aus Bruchsal stammt. „Ich bin mit Speyer aufgewachsen, denn über der Tür des Pfarrhauses meines Heimatortes hängt das Wappen der Fürstbischöfe von Speyer“, so Heß, der damit ins Bewusstsein rief, dass weite Teile des rechtsrheinischen badischen und württembergischen Gebietes bis zu seinem Untergang im Jahr 1801 zum Fürstbistum Speyer gehörten. Darüber hinaus überbrachte Heß die Glück- und Segenswünsche des Vorsitzenden der Deutschen Regentenkonferenz, Helmut Niehues aus Münster, und nicht zuletzt machte er deutlich, dass die südwestdeutschen Regenten einen regelmäßigen Kontakt pflegen.
Grüße des Präsidenten der Evangelischen Landeskirche der Pfalz, Christian Schad, und des Landeskirchenrates übermittelte der Leiter des Protestantischen Predigerseminars in Landau, Pfarrer Professor Dr. Peter Busch. Er konnte die von Regens Magin geschilderten Begleiterscheinungen während des Umbaus des Priesterseminars gut nachempfinden, „denn wir haben beide die vergangenen zwei Jahre auf einer Baustelle verbracht“. In Landau dauerten die Arbeiten jedoch noch an.
„Ich freue mich, dass auf dem Germansberg das Priesterseminar neu gegründet und zukunftsfest gemacht wird“, unterstrich der Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger. Bildungseinrichtungen seien das Herz einer Gesellschaft, „weil dort Wertevermittlung geschieht“. Im Jahr der 200-jährigen Neugründung des Bistums sei dies ein gutes Zeichen für den Bildungsstandort Speyer. Das Stadtoberhaupt erwähnte in diesem Zusammenhang auch die mehr als 140 Wohnungen für alle Schichten der Bevölkerung, die neu geschaffen werden können. Denn zur Mitfinanzierung der Generalsanierung des Priesterseminars wurde eine Teilfläche seines Grundstücks verkauft. Eger wünschte dem Lehrpersonal und den Lernenden viel Geduld und Gelassenheit im Bewusstsein, dass hier Bildung zum Wohl der Gesellschaft vermittelt werde.
Das Beste aus dem Gebäude zu machen, das war das Ziel von Oliver Brünjes vom gleichnamigen Architektenbüro mit Sitz in Saarbrücken. „Unsere Projekte sind wie unsere Kinder. Irgendwann müssen wir sie loslassen“, gestand der Bauexperte, der den Entwurf für den Umbau erstellte und die Maßnahme betreute. „Jetzt ist es Zeit, dies zu tun und das Gebäude an den Bischof, den Regens, das Bistum und an die Gäste zu übergeben.“ Dem Leiter des Priesterseminars wünschte Brünjes, dass er sich in dem Haus, in dem er auch wohnt, wohlfühlt.
Schließlich kamen auch diejenigen zu Wort, für die das Priesterseminar in erster Linie bestimmt ist: Vertreter der Bewerberkreise für die pastoralen Berufe. Auf unterhaltsame, aber auch tiefgründige Weise sprachen der Priesteramtskandidat Peter Heinke und die Pastoralassistentin Nina Bender über ihre eigene Berufung, nannten in baulicher Hinsicht die „Highlights“ ihrer sanierten Ausbildungsstätte, etwa „der ästhetisch ansprechende Sakralraum der Nardinikapelle“, und lobten die Möglichkeiten, die das Haus ihnen bietet, ihre vorhandenen Potenziale zu verwirklichen, indem sie beispielsweise lernten, zu unterrichten.
Am Ende des Festaktes stellte Regens Markus Magin sein Buch „Farben – Frohe Botschaft“ vor, in dem er die Bilder der Buntglasfenster des Künstlers Valentin Feuerstein in der Nardini-Kapelle des Priesterseminars geistlich erschließt. Das Buch ist im Pilgerverlag erschienen und wurde in die Schriftenreihe des Bistumsarchivs aufgenommen. Das Vorwort stammt von Bischof Wiesemann, dem Magin auch das erste Exemplar des Buches überreichte. Das zweite Exemplar erhielt Oberbürgermeister Eger.
Tag der offenen Seminartür
Die Öffentlichkeit konnte das sanierte Priesterseminar am gestrigen Sonntag im Rahmen eines Tages der offenen Tür kennenlernen.
Text / Foto: Petra Derst
