Donnerstag, 02. Februar 2023
Soziale Verantwortung wahrnehmen
Eine Solidaritätsadresse des Fachbereichs Arbeitswelt im Bistum Speyer
Speyer. Wie ist es um die Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof bestellt? Nach heutigem Stand werden bundesweit voraussichtlich 60 der 129 Filialen schließen. Darunter wohl auch die in Speyer. Am 1. Februar wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Eine ungute Situation für die Belegschaft – aber auch für Kunden und Kommunen. Bereits bei der letzten Schließungswelle war die Filiale in Landau betroffen.
Schon zum zweiten Mal seit 2020 hat Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz angemeldet. Warum? Der österreichische Unternehmer und Investor, Rene Benko, hat die Grundstücke und die Immobiliengesellschaft in die eine Tasche gesteckt und die Betreibergesellschaft in die andere. Die Betreibergesellschaft hat er zweimal in die Insolvenz gehen lassen, während er in die Tasche der Immobiliengesellschaft Traumgewinne stecken konnte, vor allem auch während der Pandemie. In dieser Zeit wurde die zweite Tasche mit 680 Millionen Euro vom Staat gefüllt.
Hätte Benko auch nur einen Funken sozialer Verantwortung, so hätte er die Gewinne der ersten Tasche dafür verwenden können, um Galeria Karstadt Kaufhof zu sanieren, die Beschäftigten zu bezahlen und ein florierendes Handelsunternehmen zu etablieren. Aber die Signa Holding, die Benko gegründet hat, interessiert sich nicht für Beschäftigte, Handel oder Warenhäuser. Die Signa Holding interessiert sich einzig für Immobilien in bester Lage.
Über die Maßnahmen herrscht noch keine Klarheit – sie werden hart sein. Die Unsicherheit macht Angst. Massiver Abbau von Personal und eine sogenannte Sanierung (im Wortsinn: Heilung), die eher Wunden aufreißt als sie zu heilen, stehen bevor.
Viele der Beschäftigten, darunter zahlreiche Frauen, haben sich über viele Jahre in den Dienst des Unternehmens gestellt und mit ihrer Tätigkeit den Erfolg und die Gewinne dieses Unternehmens erst ermöglicht. Das Dankeschön der Unternehmensleitung dafür scheint so auszusehen: die Beschäftigten müssen Angst um ihren Arbeitsplatz haben und das Abrutschen in die Arbeitslosigkeit fürchten.
Obwohl die Umstände bitter und die Aussichten nicht rosig sind, erleben wir, dass sich die Belegschaft trotz allem mit dem Unternehmen, in dem sie tagtäglich ihre Arbeit leistet, identifiziert – immer auf den Erfolg des Unternehmens bedacht. Die Schließung der Filiale trifft die Kolleginnen und Kollegen von Galeria Kaufhof deshalb existentiell wie emotional äußerst hart.
Die Warenhäuser von Galeria Karstadt Kaufhof prägen seit Jahrzehnten das Bild unserer Innenstädte und stärken als Traditionshäuser den stationären Einzelhandel vor Ort. Die Krise des Unternehmens und der geplante Kahlschlag bedeuten für die Kommunen nichts Gutes und sie schwächen den restlichen Einzelhandel im Zentrum.
An die Adresse der Unternehmensleitung ist jetzt zu sagen, dass geleistete Arbeit wertgeschätzt und soziale Verantwortung wahrgenommen werden muss, indem man sich nicht einfach von den Beschäftigten trennt, sondern ihnen eine gesicherte Zukunft ermöglicht.
Wir, Andreas Welte und Regina Wilhelm vom Fachbereich Arbeitswelt im Bistum Speyer solidarisieren uns mit den Beschäftigten von Galeria Kaufhof.
Foto: rwi