Montag, 19. November 2018

Nur mal kurz die Welt retten?

 

Berufsgruppe der Pastoralreferenten beschäftigt sich mit Verantwortung im Anthropozän

Waldfischbach-Burgalben. Das jährliche Herbsttreffen der Pastoralreferentinnen und –referenten auf Maria Rosenberg stand in diesem Jahr ganz im Zeichen des Umweltschutzes. Vom 16. bis 17. November widmete sich die Berufsgruppe der Frage, welche Handlungsoptionen sich für Kirche angesichts einer global zerstörten Umwelt ergeben.

Klaus Heidel von der Werkstatt  Ökonomie e. V. in Heidelberg ist verantwortlich für den ökumenischen Prozess „Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten“. Er referierte den aktuellen wissenschaftlichen Stand und erläuterte anschaulich die verschiedenen Erdzeitalter und den Entstehungsweg des Menschen bis hin zu einem neuen Zeitalter, das aufgrund seiner spezifischen, durch den Menschen verursachten Signaturen den Titel „Anthropozän“ trägt. Das Anthropozän sei durch eine Störung des Gleichgewichts des Erdsystems ebenso wie durch Verletzung planetarischer Grenzen gekennzeichnet. Beides sei vom Menschen verschuldet und seit etwa den 1950er Jahren in einem sprunghaften Anstieg aller relaventen Datensätze zu beobachten. Das Fazit Heidels, der sich damit Experten weltweit anschloss, lautet: Die nächsten beiden Generationen entscheiden darüber, ob menschliches Leben auf der Erde weiterhin möglich sein wird oder nicht. 

Die Anfragen der Berufsgruppe an den Referenten reichten vom konkreten Wunsch nach einem individuellen Beitrag zum Schutz der Umwelt über politische Forderungen bis hin zum eigenen Glauben: Was bedeutet das Wissen um verschiedene Massenaussterben von Arten in den Erdzeitaltern einerseits und der Blick auf ein aktuell beginnendes Artensterben andererseits für die Zusicherung Gottes, die Welt gut erhalten zu wollen? Wo beginnt ein strukturelles Umdenken in Kirche und Gesellschaft, das Voraussetzung für einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz ist? Was kann Kirche, was kann jede und jeder Einzelne durch ein vorbildhaftes Leben, einen ressourcenschonenden Lebensstil, durch weitgehenden Verzicht auf fossile Energieträger beitragen? Welche sozialen und globalen Konsequenzen verbinden sich mit Phänomenen wie dem Klimawandel? Was bedeuten Verantwortung und Gerechtigkeit angesichts des weltweit sehr unterschiedlich großen „ökologischen Fußabdrucks“? 

Das Berufsgruppentreffen bot eine Plattform für Fragen und den Austausch kleiner, alltagstauglicher Ideen für die Gemeindearbeit. Der Austausch lebte von einem humorvollen Referenten, der auch den pessimistischen Blick in eine unsichere Zukunft mit einem Augenzwinkern zu vermitteln wusste. Damit ermöglichte Klaus Heidel einen motivierenden Zugang zu einem schweren Thema, der dankbar aufgegriffen wurde.

Im Bistum Speyer sind aktuell 116 Pastoralreferentinnen und –referenten in Pfarrei, Schule, Krankenhaus und Gefängnis eingesetzt. Sie sind Theologinnen und Theologen und haben zusätzlich zu ihrem Studium eine seelsorgliche Ausbildung absolviert. Zweimal im Jahr trifft sich die Berufsgruppe, um an gemeinsamen Themen zu arbeiten.  

Text: Katharina Goldinger/Foto: Unsplash/Katharina Goldinger