Dienstag, 07. Mai 2024

Mehr Lohn. Mehr Freitzeit. Mehr Sicherheit.

 

Kaiserslautern. „Die Arbeitsbedingungen haben sich verändert – immer nur zum Guten?“. Diese zentrale Frage stellte der ehemalige DGB-Gewerkschaftssekretär Marcel Divivier-Schulz gleich zu Beginn der Feierlichkeit zum 1. Mai. Sie stand in diesem Jahr unter dem Motto „Mehr Lohn. Mehr Freizeit. Mehr Sicherheit“. Zahlreiche Interessierte waren der Einladung des DGB Region Pfalz auf das Gelände der Kammgarn Kaiserslautern gefolgt. Etliche Gewerkschaften waren mit Infoständen vertreten.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst startete der Tag. In seiner Predigt ging Pfarrer Gerd Kiefer, Leiter der Evangelischen Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft, Kaiserslautern, auf die im Slogan genannte „Trias“ ein. Lohn, die Gegenleistung für geleistete Arbeit, betrachtete er als Möglichkeit, die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und das eigene Leben zu gestalten. Gleichzeitig stehe er für „unsere kollektiven Werte, für Gerechtigkeit, Solidarität, für Beteiligungs- und Entwicklungschancen aller Menschen.

Wie sieht es mit der zweiten Forderung aus? In Anbetracht der Flexibilisierung der Arbeitszeiten bewegten sich heute viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zwischen Freiheit und Selbstbestimmung und mangelnder oder klarer Abgrenzung von Arbeit und Freizeit, sagte Kiefer. Aber jeder Mensch, warnte er, ja die ganze Gesellschaft brauche einen „ausreichenden Raum für die Gestaltung gemeinsamer freier Zeit“. Auch sei sie unerlässlich um die Arbeitskraft, die Gesundheit zu erhalten.

Vor dem Hintergrund aller sozialer und ökologischer Krisen in dieser Zeit ist nach Worten des Pfarrers ein Streben nach einem Mehr an Sicherheit „nur allzu gut verständlich“. Die Sicherheit, die der Slogan des DGB postuliert, bezieht sich seines Erachtens in erster Linie auf die Arbeitsplätze. Gleichzeitig sieht er darin eine Gewähr für eine kontinuierlich besser werdende Arbeitssicherheit subsumiert. 

Die Leitgedanken fasste Gerd Kiefer mit einem Spruch aus der Bibel zusammen: „Tu deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache aller, die verlassen sind. Tu deinen Mund auf und richte in Gerechtigkeit und schaffe Recht dem Elenden und Armen.“

Für den liturgischen Teil zeichnete Regina Wilhelm vom Fachbereich Arbeitswelt verantwortlich. In ihrer Begrüßung ging sie ebenfalls auf die Forderungen des DGB-Motto ein. Sie erinnerte an prekäre Arbeitsverhältnisse, an den Stellenabbau in manchen Branchen sowie an die unzähligen Überstunden, die viele leisten müssten, oder an die zwei und mehr Jobs, die etliche brauchten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Auch in die Fürbitten und Gebeten schloss sie die Anliegen des DGB mit ein. Den musikalischen Rahmen gestalteten – wie auch später - die „Poker Kings“.

Hauptredner Michael Blug, Landesbezirksleiter ver.di Rheinland-Pfalz/Saarland, mahnte, dass die Schere zwischen Arm und Reich in diesem Land immer weiter aufgehe. Doch statt die Vermögenden zur Kasse zu bitten, überlegten Teile der Politik, das Renteneintrittsalter zu erhöhen oder Sozialleistungen zu kürzen. Auch an das Streikrecht solle die Axt angelegt werden. „Aber nicht mit uns“, rief er unter dem Applaus der Zuhörerschaft. Dass Deutschland der „kranke Mann Europas“ sei liege vor allem an den hohen Energiekosten, an der maroden Infrastruktur und an fehlenden Fachkräften. Mit dem „Kaputtsparen“ müsse endlich Schluss sein, bekräftigte der Redner. Die fehlegeleitete Renten- und Krankenhauspolitik nannte Blug als weitere Kritikpunkte. Am Ende appellierte er an die Politik, das Bundestariftreugesetz möglichst bald auf den Weg zu bringen.

Grußworte sprachen die Kaiserslauterer Oberbürgermeisterin Beate Kimmel und DGB-Gewerkschaftssekretär Thorsten Schmidt.

Foto: DGB