Montag, 07. Februar 2022
Gemeinsam unterwegs auf dem Synodalen Weg

Die Mitglieder des Synodalen Weges aus dem Bistum Speyer (von links): Volker Sehy, Otto Georgens, Theo Wieder und Karl-Heinz Wiesemann.
Speyerer Mitglieder und Beobachter des Synodalen Wegs ziehen eine positive Bilanz
Frankfurt/Speyer. Die dritte Synodalversammlung in Frankfurt ist mit breiter Zustimmung für alle 14 Textvorlagen zu Ende gegangen. Dabei konnten erstmals drei Texte in zweiter Lesung als Beschlüsse des Synodalen Weges verabschiedet werden: der Orientierungstext „Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges“, der Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ und der Handlungstext „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“. Auch die übrigen Vorlagen, die durch die Synodalforen in intensiver Arbeit erstellt und zwischen den Vollversammlungen von allen Synodalen, Beraterinnen und Beratern diskutiert und bearbeitet worden sind, wurden mit großen Mehrheiten bestätigt. Wir haben Stimmen zur Synodalversammlung in Frankfurt gesammelt.
Bischof Wiesemann: Kraftvoller Impuls für die Erneuerung der Kirche
„Es ist der Synodalversammlung gelungen, eine gute Mitte zu finden“, zieht Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann Bilanz. Diese Mitte sei „kein billiger Kompromiss und auch nicht die kleinste Schnittmenge“. Nicht die radikalen Forderungen von der einen oder anderen Seite hätten das Ergebnis bestimmt, sondern „aus der Mitte der Synodalversammlung ist ein kraftvoller Impuls für die Erneuerung der Kirche entstanden“. Besonders wichtig ist für Wiesemann eine „lebendige Theologie, die in einem intensiven Austausch mit anderen Wissenschaften steht“.
Weihbischof Georgens: Ermutigt von Frankfurt zurückgefahren
Weihbischof Otto Georgens hat die Atmosphäre der Synodalversammlung als „sehr gut“ empfunden. „Man hat sich in Frankfurt zugehört, das war sehr wertvoll.“ Da die Synodalversammlung in Präsenz getagt hat, sei es möglich gewesen, auch außerhalb des Plenums mit anderen Teilnehmer/innen in gute Gespräche zu kommen. „Beim Essen hatten wir eine Tischrunde mit mehreren Bischöfen und drei jungen Frauen vom BDKJ – das war hervorragend“, so Georgens. Auch die Kirche aus Frankreich hatte einen Beobachter nach Frankfurt entsandt, mit dem Weihbischof Georgens sich gut austauschen konnte. „Ich bin sehr ermutigt von Frankfurt zurückgefahren“.
Theo Wieder: Licht einer neuen Kirche wird im Ansatz sichtbar
Theo Wieder, Mitglied der Synodalversammlung, bekennt: „Am vergangenen Donnerstag bin ich mit etwas Hoffnung und ziemlich großer Skepsis nach Frankfurt gefahren. Am Samstag auf der Rückfahrt ist die Hoffnung, dass es gelingen könnte, unsere Kirche für die Menschen zu verändern, deutlich größer geworden.“ Ihn freut, dass alle Vorlagen - auch diejenigen zu den besonders strittigen Themen - mit großen Mehrheiten verabschiedet wurden. „Bei dem besonders wichtigen Grundtext zum Forum "Macht und Gewalt" und zum Handlungstext "Einbeziehung der Gläubigen bei der Bestellung des Diözesanbischofs" wurden in der zweiten Lesung klare Zwei-Drittel-Mehrheiten bei allen Synodalen und allen anwesenden Bischöfen erreicht“, zieht Wieder eine positive Bilanz. „Das macht Hoffnung, dass es auch bei den Themen Pflichtzölibat für Priester, Zulassung von Frauen zu Weiheämtern und für eine veränderte Sexuallehre zu mutigen Entscheidungen und zu tatsächlichen Veränderungen kommen kann.“
Volker Sehy: Aufeinander hören und miteinander auf den Heiligen Geist hören
„Die katholische Kirche ist dabei zu lernen, was Synodalität ist und was Synodalität von Parlamentarismus unterscheidet“, blickt Pfarrer Volker Sehy auf die Tage in Frankfurt zurück. Für ihn bedeutet Synodalität ein „aufeinander Hören und ein miteinander Hören auf den Heiligen Geist“. Ihn hat beeindruckt, wie in Frankfurt Bischöfe, Professor/innen, pastorale Mitarbeitende, Jugendliche und viele andere offen und respektvoll miteinander geredet haben und auf alle gehört wurde. „Dass wir als Kirche in Deutschland unsere Argumente in den weltkirchlichen Dialog einbringen, ist der richtige Weg.“ Gleichzeitig betont er: „Das Heil kommt nicht von Dokumenten, sondern es ist der Heilige Geist, der die Erneuerung der Kirche bewirkt.“
Gabriele Kemper: Menschen möchten Veränderungen spüren
„Nach den Veröffentlichungen der letzten Wochen war klar, dass die Beschlüsse aus Frankfurt im Leben der Gläubigen und im Alltag in den katholischen Gemeinden eine Veränderung bringen müssen“, ordnet die Vorsitzende der Speyerer Diözesanversammlung Gabriele Kemper die Versammlung in Frankfurt ein. Mit der Vorlage „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ sei ein guter Anfang gesetzt worden. „Jetzt braucht es die zeitnahe, konsequente Umsetzung dieser Beschlüsse.“ Sie betont: Es muss weitere Reformen zu gesellschaftlich wichtigen Themen geben, wie zum Beispiel die Gleichstellung der Geschlechter.“ Hierzu werde die Diözesanversammlung im Bistum Speyer eigene Schritte gehen, indem sie in der Vollversammlung am 19. Februar über einen Antrag zur Einführung einer Frauenquote in Leitungsfunktionen beraten wird. Gabriele Kemper: „Die Menschen sind enttäuscht und ungeduldig, sie möchten Veränderungen spüren.“
Katharina Goldinger: Synodalversammlung war eine Sternstunde der Theologie
Katharina Goldinger, Ansprechpartnerin des Bistums Speyer für den Synodalen Weg, hat die Synodalversammlung in Frankfurt als „Bestätigung des eingeschlagene Reformkurses der katholischen Kirche in Deutschland“ wahrgenommen. Es stehe nach diesem Wochenende außer Frage, dass eine hohe Motivation zur Veränderung besteht. „Sie speist sich aus der geteilten Überzeugung, dass unser Glaube ein vernünftiger sein muss. Argumente, die ausschließlich auf (lehramtliche) Autorität gründen, überzeugen nicht länger“, so Goldinger. In dieser Haltung seien sich die Teilnehmer/innen über Hierarchieebenen hinweg einig gewesen. Das spiegle sich auch in den Abstimmungsergebnissen. „Die Synodalversammlung war eine Sternstunde der Theologie", stellt Goldinger fest.
Andreas Sturm: Es muss weitergehen und es müssen deutliche Taten folgen
„Es muss noch viel passieren, aber es ist mehr passiert, als ich mir erhofft hatte“, zieht Generalvikar Andreas Sturm eine persönliche Bilanz der Synodalversammlung. Er danke allen, „die in Frankfurt dazu beigetragen haben und all den vielen im ganzen Land, die kritisch und konstruktiv durch Gebete und Aktionen dazu beigetragen haben.“ Zugleich fordert er: „Es muss weitergehen und es müssen deutliche Taten folgen; ja, auch von meiner Seite.“ Sturm begrüßt, dass der Synodale Weg in vielen Teilen der Weltkirche wahrgenommen wird. „Weltkirche ist mehr, als nur der Vatikan. Es ist gut und wichtig, die Stimmen aus allen Teilen der großen Weltkirche zu hören.“ Und er ergänzt: „Möglicherweise gelingen Veränderungen in der Weltkirche auch nur durch Veränderungen in den Teilkirchen.“ Reformbedürftig sei die Kirche überall.
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