Mittwoch, 02. September 2020
"Die Schöpfungsverantwortung ist eine wichtige Aufgabe der Kirchen"
Kirchen wollen die Erkenntnisse ihrer Lernreise nach Potsdam in ein verbindliches ökologisches Engagement umsetzen – Selbstverpflichtung und verstärkter Dialog mit der Gesellschaft
Der Schutz der Schöpfung und die Einhaltung planetarer Grenzen müssen in der Gesellschaft wie in den Kirchen als wichtige Aufgaben erkannt und entschlossen angepackt werden: Zu dieser Forderung bekannten sich Kirchenvertreterinnen und -vertreter verschiedener Konfessionen am 31. August im Kloster Neustadt. Die Suche nach biblisch begründbaren Antworten auf die globalen Herausforderungen im Anthropozän ergibt sich für die Kirchen aus dem Glauben an den Schöpfergott, der zugleich ein Gott des Friedens und der Gerechtigkeit ist. In ökumenischer Zusammenarbeit wollen sie eine verbindliche Strategie für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit entwickeln.
Im März, kurz vor dem ersten Corona-Lockdown, hatten sie sich zu einer ökumenischen Lernreise auf den Weg nach Potsdam gemacht. Dort besuchten sie das Institut für Klimafolgenforschung, das Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung sowie die Geschäftsstelle des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesregierung zum Thema globale Umweltveränderungen. Rund 30 Vertreterinnen und Vertreter des Bistums Speyer, der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Südwest sowie der kirchlichen Hilfswerke Missio (München) und Misereor gehörten der Reisegruppe an. Im Mittelpunkt der Gespräche standen Fragen der Schöpfungsverantwortung und der ökologischen Spiritualität.
„Innerhalb weniger Monate haben wir erlebt, wie schnell sich Verlässlichkeiten auflösen können. Zugleich haben wir gelernt, dass man als Gesellschaft umsteuern kann“, machte Klaus Heidel von der Vorbereitungsgruppe deutlich. Für die Kirchen steht fest, dass sie angesichts der globalen Herausforderungen im Anthropozän zu einem Leben umkehren wollen, das von Spiritualität, Genügsamkeit und Solidarität geprägt ist. „Wir wollen Zeugnis davon ablegen, dass Gott ein Gott des Lebens ist, der stärker als der Klimawandel, das Artensterben und das Corona-Virus ist.“ Mit diesem Bekenntnis nehmen sich die Kirchen vor allem selbst in die Pflicht. „Wir müssen die planetarischen Grenzen einhalten. Das ist die vermutlich größte Aufgabe, vor der die Menschheit in ihrer bisherigen Geschichte stand“, erklärten Christoph Fuhrbach und Detlev Besier von der Gruppe „erd-verbunden“.
Angesichts der ökologischen und sozialen Risiken des Klimawandels wollen die Kirchen das theologische Nachdenken auf allen Ebenen der Kirche neu ausrichten. Das schließt ein, den eigenen Materialverbrauch zu senken, den Klimaschutz noch stärker als bisher in der kirchlichen Praxis zu verankern und Erprobungsräume für nachhaltiges Wirtschaften zu eröffnen. Zugleich wollen sie ihr gesellschaftliches Engagement und den Dialog mit der Gesellschaft verstärken. Auf der Grundlage einer biblisch-christlichen Spiritualität wollen sie sich verstärkt in gesellschaftliche Debatten einbringen, zum Beispiel zu Klimagerechtigkeit, Geoengineering oder einer neoliberalen Wachstums- und Wirtschaftsideologie. Mit mehr als 20 konkreten Aktionsbausteinen haben die Kirchenvertreterinnen und -vertreter bei ihrem Treffen in Neustadt einen Weg beschrieben, wie sie das Thema mit hoher Verbindlichkeit, Konsequenz und in Verantwortung vor Gott als Schöpfer voranbringen wollen. Bereits im September werden in zwei weiteren Treffen die nächsten Schritte geplant.
Ansprechpartner:
Evangelische Kirche der Pfalz
 Detlev Besier
detlev.besier@evkirchepfalz.de
Bistum Speyer
 Christoph Fuhrbach
christoph.fuhrbach@bistum-speyer.de
 
        
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