Sonntag, 22. Mai 2016
Buntes Glaubensfest in vielen Sprachen

Der Gottesdienst zur Wallfahrt der muttersprachlichen Gemeinden begann an der Heiligen Pforte am Speyerer Dom.
Zahlreiche Gläubige bei Wallfahrt der muttersprachlichen Gemeinden im Dom
Speyer. Sie wurde zu einem bunten Fest des Glaubens. Christen verschiedener Nationalitäten, darunter Kroaten, Polen, Italiener, Portugiesen, Nigerianer und Vietnamesen, waren heute, am Dreifaltigkeitssonntag, in den Speyerer Dom zur Wallfahrt der muttersprachlichen Gemeinden gekommen. Einige von ihnen hatten sich in ihre traditionellen Gewänder gehüllt und zogen so viele neugierige Blicke der zahlreichen Gottesdienstbesucher auf sich. Bereits vor dem Pontifikalamt, das Weihbischof Otto Georgens mit Domkapitular Franz Vogelgesang sowie mit Priestern und Diakonen der muttersprachlichen Gemeinden hielt, stimmten sich die Chöre der verschiedenen Nationalitäten gesanglich auf den Gottesdienst ein.
Die mehrsprachige Eucharistiefeier begann im Freien, vor der Heiligen Pforte an der Südseite des Domes, unweit des „Ölberges“. „Ich freue mich, dass Sie in so großer Zahl gekommen sind“, begrüßte Georgens die Angehörigen der verschiedenen Kulturen. „Wir gehen durch die Heilige Pforte, denn wir sind mitten im Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus ausgerufen hat“, erläuterte der Weihbischof. Dies sei ein Zeichen. Jesus habe gesagt: „Ich bin die Tür. Wer durch mich geht, wird das Leben finden. Ich bin gekommen, dass Ihr es in Fülle habt.“ Den Gläubigen rief Georgens zu: „Wir stehen gemeinsam in der Weltkirche in einer Gemeinschaft zusammen.“
In seiner Predigt stellte der Weibischof die Gottlosigkeit im Leben der Menschen in den Mittelpunkt. Gott tauche im Alltag nicht mehr auf, beklagte Georgens. Er sei in den Raum der religiösen Sprache, in den Kirchenraum zurückgedrängt worden, komme in Sonntagspredigten und in der Bistumszeitung vor. Die Aufgabe der Christen bestehe darin, Gott in unserer Welt einen Platz zu sichern. Wenn der christliche Glaube von Gott spreche, dann sei Vater, Sohn und Heiliger Geist gemeint, betonte Georgens und nahm damit Bezug auf den Dreifaltigkeitssonntag, der alljährlich am Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird. „Die Wallfahrt der muttersprachlichen Gemeinden zum Dom sei ein eindrucksvolles Bekenntnis zum dreifaltigen Gott. Menschen unterschiedlicher Sprache und Herkunft – in einem Geist vereint – beten und singen miteinander und geben so Zeugnis von ihrem gemeinsamen Glauben.“ So zeige sich Kirche im Bild des dreieinigen Gottes: Sie bewahre das Wertvolle der einzelnen Völker und stifte zugleich eine neue große Einheit.
Im Anschluss an die Eucharistiefeier hatte die vietnamesische Gemeinde zu einer Begegnung im südlichen Domgarten eingeladen. Dabei konnten die Gottesdienstbesucher an einem aufgebauten Buffet zahlreiche verschiedene kulinarische Spezialitäten der vietnamesischen Küche kosten. „Von mir stammen die mit Hackfleisch gefüllten Blätterteigteilchen“, verriet Loan Tran aus Schwetzingen. Die Organisation sei ganz einfach gewesen: Jede Familie habe zuhause etwas vorbereitet und mitgebracht. Die Bandbreite der Geschmacksrichtungen reichte von herzhaft bis süß. Die 40-Jährige und zahlreiche weitere vietnamesische Christen aus der näheren und weiteren Umgebung von Speyer feiern jeden zweiten Monat mit einem Priester, der aus ihrer Heimat stammt, in Mannheim einen Gottesdienst. Zudem kann sich die vietnamesische Gemeinde über einen eigenen Chor freuen, dem auch Loan Tran angehört.
Auch Weihbischof Georgens hatte sich nach dem Gottesdienst unter das Kirchenvolk gemischt. „Ich freue mich immer, wenn ich mit Menschen aus anderen Ländern zusammenkomme. Da spüre ich einen Hauch von Weltkirche“, betonte er. Deshalb verreise er auch gerne. In diesem Jahr stehen auf dem Besuchsprogramm des Weihbischofs, der im Bistum für weltkirchliche Aufgaben zuständig ist, die Philippinen und das afrikanische Land Togo.
Die Wallfahrt der muttersprachlichen Gemeinden endete mit einem internationalen Rosenkranzgebet im Kloster St. Magdalena.
Text/Foto: Petra Derst