Mittwoch, 28. Mai 2025
“Vorbildliche Arbeit im Sinne der Nächstenliebe“

Was fehlt, was braucht es, wie können wir die Einrichtung weiterentwickeln. Das sei regelmäßig Thema, wenn Vertreter der Stadt Pirmasens und der Einrichtung zusammensitzen, sich austauschen, sagte der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick. Am rechten Bildrand Einrichtungsleiterin Michaela Andre. © Andrea Daum
25 Jahre Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul
Pirmasens. „Ich lebe noch“, sagte Ulrike Schramm. Mit dieser Aussage sorgte sie im voll besetzten Foyer des Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul in Pirmasens für einen Moment der Stille in einer ansonsten fröhlichen Jubiläumsfeier. Eindrücklich zeigte Schramm mit ihrer Aussage auf, wie wertvoll die vor 25 Jahren gegründete Einrichtung ist, die ihr durch ihr Angebot das Leben gerettet hat.
Schramm unterstrich auch, wie wertvoll die Leiterin der Einrichtung, Michaela Andre, für die Kunden des Caritas-Förderzentrums ist. „Sie sieht mit dem Herzen und tut mehr für uns, als sie sich jetzt vorstellen können“, sagte Schramm. Dabei konnten sich die zahlreichen Gäste der Jubiläumsfeier viel vorstellen, was Andre seit Gründung der Einrichtung dort im Dienst, und was ihr mittlerweile 40-köpfiges Mitarbeiterteam leisten. Sie wissen, wie wichtig die Arbeit im Förderzentrum für die Menschen ist, deren Leben und Alltag durch eine seelische Notlage, eine seelische Krankheit beeinträchtigt ist, wie Lukas Buschbacher von der Gemeindecaritas feststellte.
Schramm sprach stellvertretend für die Kunden im Förderzentrum. Lange suchte sie nach Hilfe, fand keine. Erfuhr, wie lange man auf mögliche Hilfsangebote warten muss und fand schließlich die Selbsthilfegruppe „Neu ins Leben“, die seit fünf Jahren Teil des Angebotes des Förderzentrums ist. Die Selbsthilfegruppe habe ihr ins Leben zurückgeholfen, weil dort Menschen seien, die zuhören und verstehen, sagte Schramm.
Die Selbsthilfegruppe ist eines der jüngsten Angebote im Förderzentrum. Es gibt sie seit 2020. Michaela Andre zeigte bei einer Zeitreise in Wort und Bild die Entwicklung der Einrichtung: von den Anfängen mit zwei Mitarbeitenden, einem stetig wachsenden Angebot bis hin zu Wohn- und Arbeitstrainingsangeboten in vielen Variationen. Entscheidend ist immer, unterstrich die Einrichtungsleiterin, dass die Kunden kundig in eigener Sache seien und die Mitarbeitenden des Förderzentrums assistieren. Vielen Kunden blieb im vergangenen Vierteljahrhundert durch diese Einrichtung eine stationäre Unterbringung erspart.
Das Angebot startete unter dem Namen „Dienst für psychisch Kranke“ und heißt nach einigen Umbenennungen mittlerweile Caritas-Förderzentrum Vinzenz von Paul. „Ich hoffe, dabei bleibt es“, machte Andre deutlich, dass sich das Team mit dem Namen des Begründers der modernen Caritas sehr wohl fühlt. „Der Name ist absolut passend, denn die Einrichtung leistet vorbildliche Arbeit im Sinne der Nächstenliebe der Caritas“, sagte die Landrätin des Kreises Südwestpfalz, Susanne Ganster. Das im Herzen der Stadt Pirmasens angesiedelte Förderzentrum sei eine wichtige Einrichtung für alle Bürger. „Sorgen und Nöte und seelische Problemlagen, machen nicht halt vor Kreisgrenzen“, sagte die Landrätin.
Wie wichtig die Einrichtung ist, unterstrich der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick. Den Menschen, die die Angebote in Anspruch nehmen, werde zugehört. „Ihre Stärken werden hier gefördert“, unterstrich er. Den Großteil des Bestehens der Einrichtung begleite er diese. Es werde von Stadtseite eng mit dem Förderzentrum zusammengearbeitet, werde immer wieder gemeinsam geschaut und besprochen: „Was wird gebraucht, wie können wir es weiterentwickeln?“ Das gelinge. „Es ist unser Ziel, dass unsere Kunden Selbstvertrauen entwickeln, dass wir ihr Selbstbewusstsein stärken“, unterstrich Andre.
Das gelingt auf vielfältige Weise, durch ein breites Angebot. Neben dem Arbeitstrainingsangebot zum Beispiel durch die Möglichkeit, sich durch Kunst auszudrücken. Welche Talente in den Kunden schlummern, zeigte die Vernissage, bei der Bilder, die im Förderzentrum entstanden sind, ausgestellt waren. Ein ganz großer Schlüssel zum Herzen der Kunden, um ihnen Freude zu schenken, und das Selbstbewusstsein zu stärken, ist die Musik. Schon beim ersten Sommerfest der Einrichtung, stellte Andre während der Zeitreise schmunzelnd mit Blick auf das Bild fest, habe sie dirigiert. Bis heute ist Musik ein fester Bestandteil im Förderzentrum. Sie spielte bei der Jubiläumsfeier eine ganz wichtige Rolle. Der Vinzenz-von-Paul-Chor hat in den vergangenen Wochen intensiv geübt und gestaltete die Andacht mit zahlreichen Musikstücken. Inklusive Mut erfordernden Sologesängen. Auch die irische Band Éiriú, die im Förderzentrum ihren Ursprung hat, durfte nicht fehlen. Mit ihrem Schlusslied „Wellerman“, bei dem kaum jemand nicht mitsummte, mitklatschte und im Takt wippte, entließen sie die Gäste in den gemütlichen Teil des Jubiläumstages. Das Buffet war reichhaltig. Aber bekanntlich ist gutes Essen wichtig für die gesunde Seele und entspricht zu 100 Prozent dem Leitsatz des Namensgebers Vinzenz von Paul, der da heißt: „Liebe sei Tat“.
Text: Andrea Daum