Montag, 28. Januar 2019

Würdevoller Schlusspunkt

Ein Team von Ehrenamtlichen betreute lange Zeit den Licht.Punkt. 

Feierliche Andacht zur Schließung des Licht.Punkt - neues Projekt schon geplant

Ludwigshafen. Das Konzept der Passantenseelsorge am Licht.Punkt direkt am Bahnhof Ludwigshafen Mitte war gut, doch der Ort erwies sich als nicht mehr geeignet. Schweren Herzens beschlossen Ehrenamtliche und Hauptamtliche gemeinsam, die Passantenseelsorge des Bistums Speyer an dieser Stelle nach 15 Jahren zu beenden. Eine feierliche Andacht in der kleinen Kapelle unter den Gleisen der S-Bahn setzte dem Licht.Punkt einen würdevollen Schlusspunkt.

Thomas Kiefer, Abteilungsleiter Seelsorge in Pfarrei und Lebensräumen, gab einen Überblick über die Geschichte des Licht.Punkts. Im November 2003 startete das Projekt auf Initiative des ehemaligen Dekans Dr. Gerd Babelotzky zusammen mit Schwestern der „Kongregation der Helferinnen“, Stadtseelsorgern und Ehrenamtlichen. Ein offener Glaskubus, eine Kerzenwand und eine kleine Kapelle sollten den Passanten einen Ort zum Aufwärmen, zum Gespräch oder auch zu Andacht bieten. Anfangs sei das Angebot gut und gerne genutzt worden, schon wenige Jahre später sei der Ort nicht mehr so stark nachgefragt gewesen. 2011 zogen sich die Ordensschwestern von der Arbeit im Licht.Punkt zurück. Die Diözese hatte damals einen strikten Sparkurs eingeschlagen und konnte kein hauptamtliches Personal stellen. Ein Jahr später, im Juli 2012 eröffnete der Licht.Punkt zunächst unter Leitung von Katharina Goldinger, ab 2013 von Joachim Lauer wieder. Er entwickelte ein Schulungskonzept für die Ehrenamtlichen. Der Licht.Punkt wurde zum missionarischen Vorzeigeprojekt, das weit über die Diözese Speyer hinaus Vorbildcharakter hatte. Doch mit zunehmenden Leerständen im Einkaufszentrum Walzmühle blieben die Besucher aus, so dass die Entscheidung, den Licht.Punkt zu schließen überfällig geworden sei. „Der Licht.Punkt war für das Bistum Speyer ein Lernort gewesen, an dem vielfältige Erfahrungen gemacht und gesammelt wurden, Menschen einen anderen Zugang zum Göttlichen in dieser Welt anzubieten. Diese Einsichten sind wertvoll und sie werden überall dort einfließen wo es um Kirchenentwicklung im dritten Jahrtausend geht“, erklärte Lauer.

Ehrenamtliche hatten Gefühl gebraucht zu werden
Von diesen Erfahrungen mit Besuchern des Lichtpunktes erzählten die Ehrenamtlichen und schlossen die Menschen in ihre Fürbitten in der Andacht ein. Einsame Menschen, die sonst niemanden zum Reden haben. Menschen, die unter Armut, Wohnungsnot, Krankheiten, Alkoholmissbrauch litten, getrieben waren von der Sorge um ihre Familie. Aber auch von Menschen, die einfach nur dankbar waren und sich über das Angebot des Licht.Punkts freuten.

Brigitte Deiters fasste zusammen, was die 16 Ehrenamtlichen bewegte und betonte, dass sie auch viel zurückbekommen hätten. „Da waren Sätze wie: „Sie glauben nicht wie gut mir dieses Gespräch getan hat“ oder „ich bete für Sie““, erzählte sie. Die Ehrenamtlichen hätten das Gefühl, etwas Wertvolles zu tun, und gebraucht zu werden. Sie hätten eine Gemeinschaft gebildet, viele Menschen kennengelernt. „Das hat unseren Horizont geweitet, uns sensibel, dankbar und demütig gemacht“. 

Am Ende der Andacht wurde die Kapelle nach einer kurzen Ansprache von Domkapitular Franz Vogelgesang profaniert. Joachim Lauer übergab die Marienstatue, eine Dauerleihgabe der Niederbronner Schwestern an Schwester Maria Sigrid Burkhard. Die Ehrenamtlichen bekamen zum Andenken einen Kerzenständer aus der Kerzenwand, an der die Besucher des Lichtpunktes in den letzten Jahren ein Licht anzünden konnten.

Neues Projekt „ansprechBar“
Das Ende des Licht.Punkts bedeutet aber nicht das Ende der Passantenseelsorge in Ludwigshafen. „Ab 10. März sind wir wieder „ansprechBar“, erklärte Brigitte Deiters. Das Konzept dazu sei in den letzen Monaten schon gereift. „Die Vision des Licht.Punkts wird weiterleben in den Ehrenamtlichen des Lichtpunkt-Teams, die die Idee der „Seelsorge an anderen Orten neu konzipieren und ohne feste Einrichtung weiter anbieten werden“, erklärte Lauer.  Am Sonntag, 10. März lassen sich die Ehrenamtlichen im Gemeindegottesdienst in St. Ludwig in ihren neuen Dienst aussenden und sind ab dann freitags von 16 bis 18 Uhr in St. Ludwig ansprechbar. Von dort aus soll das Projekt wachsen und in die Stadt ausstrahlen. 

Text/Fotos: Christine Kraus