Freitag, 24. März 2017

Ein Tag hinter Gittern

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Abteilung „Besondere Seelsorgebereiche“ trafen sich zu einer Fortbildung in der JVA Zweibrücken. 

Fachtag der Abteilung „Besondere Seelsorgebereiche“ in der JVA Zweibrücken

Zweibrücken. Kirche an anderen Orten - das kennzeichnet die Abteilung „Besondere Seelsorgebereiche“ mit ihren verschiedenen Feldern wie Krankenhaus-, Gefängnis-, Polizei- und Notfallseelsorge, Telefonseelsorge, Hospiz- und Trauerseelsorge und Seelsorge für Menschen mit Behinderung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Abteilung trafen sich daher zu einem Fachtag der Abteilung in der Frauenkirche der JVA Zweibrücken, der von Olaf Riebes, Gefängnisseelsorger in Zweibrücken, mitorganisiert war.  

Jürgen Buchholz, Leiter der JVA Zweibrücken, begrüßte die Teilnehmenden und gab einige einführende Informationen über die Anstalt. Zugleich hob er hervor, wie wichtig die Präsenz von Kirche für die Menschen - Inhaftierte wie Bedienstete – gerade an einem solchen Ort ist.

Der Fachtag sollte – neben dem Kennenlernen einer Justizvollzugsanstalt - die Möglichkeit geben, sich mit einem pastoralen Schwerpunktthema intensiver zu beschäftigen. Aufgrund der aktuellen Situation referierte dazu Dr. Georg Wenz, Studienleiter der Evangelischen Akademie der Pfalz in Landau und Islambeauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz, zu dem Thema „Islamische Seelsorge“.

Neben einer allgemeinen Einführung in den Seelsorgebegriff im Islam beleuchtete er die unterschiedlichen Anfragen und Herausforderungen für die christlichen Kirchen, die mit einer islamischen Seelsorge in den verschiedenen Seelsorgefeldern verbunden sind. Während die Kirchen durch die einzelnen Staatskirchenverträge der Länder eine Möglichkeit der Ausübung der Seelsorge etwa in Krankenhäusern, Justizvollzugsanstalten und beim Militär erhalten, ist die Ausübung einer islamischen Seelsorge durch das Fehlen entsprechender Träger- und Entsendeinstitutionen noch sehr ungeregelt. Zudem steht in der Regel eine professionalisierte hauptamtliche christliche Seelsorge einer ehrenamtlichen muslimischen Seelsorge gegenüber. Außerdem informierte Herr Dr. Wenz auch über die wichtigsten islamischen Verbände und ihre jeweilige Ausrichtung.

Neben der fachlichen Beschäftigung mit dem Schwerpunktthema bot der Tag die Möglichkeit, eine Justizvollzugsanstalt einen Tag lang von innen – „hinter Gittern“ - zu erleben. Eindrücklich war für alle Teilnehmenden schon der Eintritt in die JVA: Neben der Abgabe von Personalausweis und Handys mussten alle Türen und Tore, die die Gruppe zu durchschreiten hatte, auf- und zugeschlossen werden. Unterbrochen war der Fachtag von einem Mittagsimbiss für die Teilnehmenden, der in der Küche der Anstalt zubereitet worden war. Danach hatten alle die Möglichkeit, durch eine Führung verschiedenen Schwerpunkte und Gebäude der Anstalt kennenzulernen. Gerade die Begegnung mit den Justizvollzugsamten, die auch immer wieder von ihren persönlichen Erfahrungen im Umgang mit den Gefangenen und der Innenwelt der Anstalt berichteten, erlebten die Teilnehmenden als sehr bereichernd. 

Insgesamt wurde der Tag als sehr gelungen empfunden und bot neben den fachlichen Inhalten auch die Möglichkeit der Vernetzung der Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Seelsorgefeldern. Zudem zeigte die Auswertungsrunde am Ende des Tages die Notwendigkeit, das Thema „Muslimische Seelsorge“ und seine Bedeutung für die christlichen Kirchen weiter zu vertiefen. 

Text/Foto: Susanne Laun