Freitag, 12. Februar 2021
"Förderung der Familien nicht überproportional beschneiden"
Stellungnahme des Familienbundes der Katholiken im Bistum Speyer zu Sparvorschlägen
Speyer. In einem offenen Brief an Generalvikar Andreas Sturm bezieht der Familienbund der Katholiken im Bistum Speyer Stellung zu den Sparvorschlägen des Bistums:
"Sehr geehrter Herr Generalvikar Sturm,
in der zurückliegenden Diözesanversammlung haben Sie die schwierige Situation unseres Bistums angesprochen und Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe angekündigt. Dass Sparmaßnahmen notwendig sind, steht außer Frage. Die Kirchensteuereinnahmen werden in der Zukunft geringer werden.
Herr Generalvikar Sturm, Sie haben versichert, dass diesbezüglich bisher keine Entscheidungen getroffen wurden, sondern wir uns in einem offenen Prozess befinden. Der Familienbund unserer Diözese appelliert an alle Entscheidungsträger, die Förderung der Familien in unseren
kirchlichen Einrichtungen nicht überproportional zu beschneiden. Neben dem Geistlichen Zentrum ‚Maria Rosenberg´ und der Bildungs- und Begegnungsstätte ‚Heilsbach‘ ist besonders die Familienbildungsstätte in Pirmasens betroffen. Letztere soll sogar noch in diesem Jahr geschlossen werden.
Der Familienbund ist die Stimme der Familien. Wir wissen, Paar- und Familienbeziehungen sind für viele Menschen das Wichtigste im Leben. In diesem Bereich gelingt es uns als Kirche immer weniger, mit unserem Handeln nah bei den Menschen zu sein. Es gibt ein Misstrauen vieler Menschen. Viele Berichte über Missbrauch erschüttern unsere Glaubwürdigkeit als Kirche.
In seiner Enzyklika ‚Amoris laetitia‘ schreibt Papst Franziskus: „Das Wohl der Familie ist entscheidend für die Zukunft der Welt und der Kirche.“
In der Corona Pandemie wird deutlich, welche vielfältigen Aufgaben und welch hohe Verantwortung auf den Familien lastet, die viele von ihnen an den Rand des Möglichen bringt. Als Gemeinschaft der Glaubenden sind wir alle gefordert in den Gemeinden sowie auf diözesaner Ebene mit zu helfen, einen guten Lebensraum für die Familien zu erhalten, fort zu entwickeln sowie neu zu schaffen. Familien brauchen Wertschätzung für ihre
Leistungen.
Die auf der Diözesanversammlung am 30.01.2021 vorgeschlagene Sparliste hat in ihren ersten Punkten eine Unwucht. Familien sind hier in fast allen Punkten die Betroffenen. Unser Appell ist deshalb: Nach Möglichkeit unseren diözesanen Einrichtungen, die den Familien dienen, nicht die finanziellen Grundlagen zu entziehen. Basierend auf christlichen Werten unterstützen diese Häuser Familien in ihren unterschiedlichsten
Lebenssituationen durch Kurse, Einzelveranstaltungen, Qualifizierungsangebote, Begegnungsmöglichkeiten und vieles mehr.
Wir dürfen unsere Augen nicht verschließen, dass Familien in einer sich rasch wandelnden Gesellschaft, unter steigenden Anforderungen, oft verunsichert sind und nach Orientierung suchen. Anwaltschaft ist eine unserer Perspektiven im Bistum. In diesen Corona-Zeiten sind es Familien, die unter großer Erschöpfung leiden und Orte brauchen, wo sie angenommen werden. Hier könnten unsere kirchlichen Strukturen im Dienst am Nächsten praktische und ‚not-wendende‘ Hilfe leisten.
Als ´politische` Menschen wissen wir, dass es nötig ist, Deckungsvorschläge zu machen. Aus den bisher vorgelegten Zahlen ist es allerdings kaum möglich, begründete Vorschläge vorzulegen. Unser dringender Appell lautet, auf der Vision des Bistums Speyer aufzubauen, die im Visionsprozess „Segensorte“ im Miteinander erarbeitet wird.
Übrigens: Am 19. März wird Papst Franziskus das Jahr 2021 als Jahr der Familie ausrufen. Auch für uns sollte
dieser Appell über den Tag hinaus von besonderer Bedeutung sein.
In der Hoffnung auf einen konstruktiven Meinungsaustausch verbleiben wir mit den besten Grüßen
Manfred Gräf, Familienbund Diözesanvorsitzender
Foto: Bistum Speyer
