Montag, 10. November 2025
Auf Umwegen zu Gott
Für Daniel Winzer und Dr. Isabell Ofer wurde der Glaube im Laufe ihres erwachsenen Lebens zu einem wichtigen Begleiter. Am 9. November empfingen sie im Speyerer Dom das Sakrament der Firmung.
Speyer. 103 Frauen und Männer wurden am 9. November von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Rahmen eines Gottesdienstes im Speyerer Dom gefirmt. 25 von ihnen sind konvertiert, sieben stammen aus den beiden Nachbarbistümern Freiburg und Limburg.
Einer von ihnen ist Daniel Winzer, ein wissbegieriger junger Mann. Geboren und aufgewachsen in Leipzig, hat er sich schon früh für Geschichte, vor allem im militärischen Bereich und aus filmischer Sicht, interessiert. Dabei kam er auch mit spirituellen Themen in Berührung – beispielsweise mit den Kreuzzügen. Im Religionsunterricht begann der heute 35-Jährige, sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen, „aber in meinem Umfeld hatte Gott keine Rolle gespielt, so dass ich mich damit nicht weiter befasste. Aber eine spirituelle Ader spürte ich schon“, erinnert sich der Sachse, der sich als Jugendlicher zunächst dem Islam zuwandte. Im Alter von Anfang 20 gewann das Christentum für ihn wieder an Bedeutung.
In einer TV-Sendung lernte er den ehemaligen katholischen Priester und Psychoanalytiker Eugen Drewermann kennen. „Er hat mir einen greifbaren Zugang zu Gott und die Bibel eröffnet“, betont der gelernte Restaurantfachmann, der 2012 in die Pfalz zog und seit 2014 in einem Metallveredelungsbetrieb in Altlußheim als Anlagenfahrer in der Produktion angestellt ist. Vor einigen Jahren nahm der Wahl-Speyerer an einer Führung durch die evangelische Gedächtniskirche in der Domstadt teil, besuchte die Gottesdienste und führte auch mit der zuständigen Pfarrerin immer wieder Gespräche. Schließlich fasste er den Entschluss, sich taufen zu lassen. Am 28. Mai 2021 wurde er evangelischer Christ. Doch damit war seine spirituelle Reise noch nicht zu Ende.
Der Tod von Papst Franziskus an Ostern dieses Jahres läutete erneut eine Wende in seinem Leben ein. „Er war ein nahbarer Seelsorger“, schwärmt der 35-Jährige von dem verstorbenen Kirchenoberhaupt. Daniel Winzer kaufte sich ein Buch über Franziskus, beschäftigte sich mit seiner Theologie und trat einer WhatsApp-Gruppe bei, die Interessierten den Katholizismus näherbringt. Im Sommer konvertierte er schließlich zur katholischen Kirche – ein Schritt, der sich für ihn gut anfühlt. „Mich fasziniert ihre mehr als 2000 Jahre alte Geschichte, ihre Universalität, die Sakramente, die feierliche Eucharistie und die Rituale“, bekräftigt er.
Ein Leben voller Herausforderungen
Auch Dr. Isabell Ofer hat sich dazu entschlossen, sich firmen zu lassen. Dass die heute 38-Jährige diesen Schritt geht, war für sie lange Zeit undenkbar. Denn die Neustadterin, die in Landau geboren wurden, musste in ihrem noch jungen Leben schon einiges erleiden. Viele Jahrzehnte glich es einem Kampf, den sie physisch und psychisch an ihre Grenzen brachte.
Isabell Ofer wurde katholisch getauft und wuchs bei ihren Großeltern auf, weil sich ihre Mutter aus gesundheitlichen Gründen nicht um sie kümmern konnte. Teilweise wohnte sie auch bei ihren Eltern, was zu einer inneren Zerrissenheit führte. Gleichzeitig fühlte sie sich bereits in ihrer frühen Kindheit in der Rolle, „alle bei Laune halten zu müssen“. Denn die Ehen sowohl ihrer Eltern als auch ihrer Großeltern waren nicht glücklich. Von ihrer Großmutter erhielt sie die Liebe, die ihr ihre Mutter nicht geben konnte, und sie eröffnete ihr auch einen Zugang zum Glauben. Und so betete sie zum lieben Gott, „dafür zu sorgen, dass sich die beiden Paare nicht so viel streiten“.
Nach ihrer Erstkommunion wurde die Neuropsychologin Messdienerin. Es folgten Jahre voller Schicksalsschläge und einschneidenden Erfahrungen. Mit 14 wurde ihr die Firmung verwehrt, als sie der Verantwortlichen mitteilte, dass sie an zwei Vorbereitungsterminen verhindert ist. „Ich war oft total verzweifelt, entfernte mich immer mehr von Gott, der mir ja sowieso nicht half“, schildert sie ihre damalige Gefühlslage. Als junge Erwachsene begleitete Isabell Ofer ihre beiden Großeltern bis in den Tod – einige Jahre später auch ihren krebskranken Vater. Mit 27 erhielt sie selbst eine schwerwiegende Diagnose, und ein Jahr später ihr Lebenspartner, den sie ebenfalls pflegte und der mittlerweile in einer Einrichtung lebt. Und als ob das nicht schon genug wäre, wurde sie auch noch von einem Auto angefahren und verletzt.
Mitte November 2024 kam schließlich die Wende. „Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von meinen Augen, ich blickte auf mein bisheriges Leben, und mir wurde bewusst, dass ich in all den Jahren von ihm beschützt und behütet worden bin“, schildert Isabell Ofer diesen besonderen Moment. „Er hat mich nie losgelassen.“ Seit dieser Erkenntnis spürt sie eine intensive Verbindung zu Gott, hält tagtäglich mehrmals Zwiesprache mit ihm, und sie erhält von ihm auf vielfältige Weise Antworten auf ihre Fragen.
Text: Petra Derst, der pilger



