Montag, 10. September 2018

Den Glauben vertiefen und hinterfragen

Dr. Alois Moos 

Im Herbst startet ein neuer Begleitzyklus zu „Theologie im Fernkurs“. Im Interview erläutert Dr. Alois Moos, Beauftragter der Diözese Speyer für den Fernkurs, die Details.

Im Herbst startet in der Diözese Speyer ein neuer Begleitzyklus zu dem Programm „Theologie im Fernkurs“, auch „Würzburger Fernkurs“ genannt.  Dabei handelt es sich um ein Fernstudium für Menschen, die sich mit dem christlichen Glauben beschäftigen möchten. Dr. Alois Moos, Beauftragter der Diözese Speyer für den Fernkurs, erläutert nähere Details.

An wen richtet sich der Kurs? Was ist sein Anliegen?
Wer sich näher für den theologischen Fernkurs interessiert, kommt schnell mit dem Slogan in Berührung: „Mehr von Glaube wissen“. Damit ist das Anliegen des Kurses gut zusammengefasst. In unserer Region leben viele Menschen, die als Kinder selbstverständlich vom Glauben gehört und ihn kindgemäß aufgenommen haben. Durch verschiedene äußere Impulse wurde dieser Kinderglaube brüchig. Jetzt wollen diese Menschen wieder „mehr von Glauben wissen“. Es gibt aber auch eine immer größer werdende Gruppe von Personen, die ohne Religion groß geworden ist und spürt, dass es mehr in ihrem Leben, im Leben überhaupt gibt. An diese Menschen richtet sich das Kursangebot ebenfalls.

Mehr von Glaube wissen – ist diese Aussage nicht widersprüchlich? Schließlich geht es doch darum, zu glauben.
Ja, da wird ein wenig mit Worten gespielt. Aber wir sollten uns bewusst machen, dass „Glauben“ und „Wissen“ in der Tradition der Kirche und der Theologie nicht einfach als Gegensätze behandelt wurden. Schon im ersten Petrusbrief im Neuen Testament heißt es, dass wir stets bereit sein sollen, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach unserer Hoffnung fragt. Es war also schon immer Praxis in unserer Kirche, über den Glauben auch nachzudenken und das Glaubenswissen kritisch zu hinterfragen.

Wie wird dies im Fernkurs umgesetzt, und wie ist er organisiert?
Innerhalb des Fernkurses können verschiedene Kursmodule gewählt werden.
Dabei ist es selbstverständlich, dass man mit dem Grundkurs beginnt.
Dazu erhalten die Teilnehmer insgesamt 24 Lehrbriefe und die Möglichkeit, im Verlauf von Präsenztagen das Gelesene zu vertiefen. Wer möchte, kann auch eine Prüfung ablegen, um weitere Kursstufen zu belegen. Zusätzlich werden für die Teilnehmer aus der Diözese Speyer Studientage angeboten, um über die Lehrbriefe ins Gespräch zu kommen.
Oft ist es ja so, dass erst im Gespräch deutlich wird, bei welchen theologischen Fragestellungen noch Unsicherheiten bestehen.

Wie lange dauert ein solcher Kurs?
Die Zentrale in Würzburg geht von 15 Monaten aus, räumt aber eine Frist von fünf Jahren ein, wenn der Teilnehmer beabsichtigt, eine Prüfung abzulegen. Das Speyerer Begleitangebot ist so organisiert, dass es möglich ist, in 18 Monaten den Grundkurs und in weiteren 18 Monaten auch den Aufbaukurs zu absolvieren. Die Erfahrungen zeigen, dass dieses Pensum in drei Jahren gut bewältigt werden kann.

Apropos Erfahrungen. Können Sie über einige konkrete Erlebnisse berichten?
Ich begleite den Kurs jetzt seit zwölf Jahren und bin dabei weit mehr als 200 Teilnehmern begegnet, die daran teilgenommen haben. Grundsätzlich bin ich immer dann glücklich, wenn ich erlebe, wie bei den Absolventen etwas in Bewegung kommt. Ein Teilnehmer hatte mir einmal zurückgemeldet, dass ich ihm gerade sein gesamtes Kommunion-Wissen auf den Kopf gestellt hätte. Heute ist dieser Mann ein engagierter Diakon und feiert eucharistische Andachten. So stelle ich mir das vor: Der Kinderglaube kommt in die Pubertät und wird erwachsen.

Ist es also auch möglich, mit dem Kurs Diakon zu werde? Welche Möglichkeiten gibt es noch?
Die meisten Teilnehmer streben keinen Abschluss an, weil sie „etwas werden“ wollen. Sie sind schon engagiert in den Pfarreien und Gemeinden, in Katechesekreisen oder in ihren Verbänden. Einige wenige hegen den Wunsch, das Amt des Ständigen Diakons auszuüben; anderen Kursteilnehmern öffnete sich die Tür zum Schuldienst. Zur Zeit wird darüber nachgedacht, wie durch den Fernkurs der Dienst des Gemeindereferenten oder der Gemeindereferentin ermöglicht werden kann. Für all diese Werdegänge ist aber ganz wichtig, dass ein guter Abschluss im Fernkurs Theologie alleine nicht ausreicht.

Was muss ein Teilnehmer investieren, um dabei zu sein?
Die Lehrbriefe wollen natürlich bezahlt und gelesen werden. Das verlangt zum einen ein gewisses finanzielles Engagement. Konkret ist mit etwa 1 000 Euro in eineinhalb Jahren zu rechnen. Zum anderen muss man in der deutschen Sprache zuhause sein. Empfohlen wird ein mittlerer Bildungsabschluss, das heißt die Mittlere Reife.


Einführungstag zu
„Theologie im Fernkurs“

Am Samstag, 22. September (9.30 bis 15 Uhr), sind Interessierte am Programm „Theologie im Fernkurs“ zu einem Einführungstag ins Priesterseminar St. German in Speyer eingeladen. An diesem Tag, an dem keine Kosten entstehen, wird sowohl über den Kurs als auch über das Speyerer Begleitprogramm informiert. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmer Tipps zur Organisation eines Fernkurs-Studiums. Zudem ist es möglich, sich in der Bibliothek des Priesterseminars registrieren zu lassen, um Bücher ausleihen zu können (dazu bitte den Personalausweis mitbringen).
Anmeldung zum Einführungstag bei Alois Moos, Bischöfliches Ordinariat Speyer, Abteilung III/3 – Personalförderung, 67343 Speyer, Telefon
06232/102-155 oder E-Mail: alois.moos@bistum-speyer.de

 

Interview/Text: der pilger / Foto: is