Montag, 14. April 2025
„Glaube definiere ich als einen Halt in meinem Leben“
Simon Stunz, 18 Jahre alt, lebt in Speyer und wird als einer von sechs Erwachsenen in der Osternacht von Bischof Wiesemann im Speyerer Dom getauft. Er arbeitet im Bischöflichen Ordinariat und macht dort die Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration. Im Interview spricht er über seinen Glauben und seine Gründe, sich jetzt taufen zu lassen.
Was hat dich dazu bewegt, dich als Erwachsener taufen zu lassen? Gab es ein bestimmtes Ereignis oder eine Veränderung in deinem Leben?
Ich würde sagen, es sind verschiedene Ereignisse gewesen, die dazu geführt haben. Grundsätzlich wollte ich mich immer schon taufen lassen, aber meine Eltern haben sich damals entschieden, mir als Erwachsener diese Entscheidung selbst zu überlassen. Dennoch gab es auch andere, persönliche Gründe, vor allem in schwierigen Zeiten, in denen der Glaube mir geholfen hat, wieder einen Halt zu finden. Ich denke, viele andere, die sich ebenfalls taufen lassen, haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Auch sie haben einen Ausweg gesucht, fanden in schwierigen Lebensphasen zum Glauben und beschäftigten sich intensiv damit. Meine religiöse Erziehung spielt natürlich auch eine Rolle: Ich bin katholisch aufgewachsen, habe den katholischen Kindergarten besucht und den katholischen Religionsunterricht. Obwohl ich nicht getauft bin, gehe ich regelmäßig zum Gottesdienst. Der Glaube war schon immer ein Teil meines Lebens, seit ich klein bin.
Warum ist dir die Taufe so wichtig? Was erhoffst du dir davon?
Ich weiß, dass die Taufe ein Zeichen der Reinheit ist und man hierdurch von seinen Sünden reingewaschen wird. Dieser Gedanke begleitet mich und ich hoffe, dass die Taufe für mich ein Schritt der Vergebung ist. Es fühlt sich für mich wie ein neuer Anfang an, die Möglichkeit, all das, was ich in der Vergangenheit vielleicht nicht gut gemacht habe, nun besser zu machen.
Gibt es Menschen in deinem Leben, die dich bei diesem Schritt unterstützen und begleiten? Welche Rolle spielt die Unterstützung von Familie und Freunde für dich?
Am meisten Unterstützung bekomme ich natürlich von meiner Familie. Besonders meine Großmutter steht mir zur Seite und hält viel von diesem Schritt. Auch meine Mutter und meine Schwester begleiten mich. Meine Schwester hat den Pfarrer für die Vorbereitungen ausgesucht und meine Taufpatin wird meine Großcousine.
Was bedeutet Glaube für dich?
Ich glaube nicht an jedes geschriebene Wort, das in der Bibel steht. Das fühlt sich für mich persönlich nicht richtig an. Glaube definiere ich als einen Halt in meinem Leben, besonders dann, wenn ich das Richtige tue. Wenn ich Gutes tue, kommt auch Gutes zu mir zurück. Viele Sachen sind Glaube. Ich finde es gut, dass sich so viele Menschen taufen lassen. In letzter Zeit gab es viele Austritte aus der Kirche und ich glaube, das schadet nicht nur der Kirche selbst, sondern auch den Menschen. Immer mehr Menschen tragen Hass in sich und sind unglücklich. Ich finde, da kann einem der Glaube auch weiterhelfen, ob an Gott, Jesus, Allah oder wen auch immer.
Das Interview führte Elvisa Kadic.