Donnerstag, 25. Februar 2021
Büchereien trotz Lockdown gefragt
Ehrenamtliche Teams engagieren sich für besonderen Service – Onleihe in 62 Büchereien
Speyer. „Gut, dass es Euch gibt“ – hören die Teams der katholischen öffentlichen Büchereien (KÖB) immer wieder von ihren Leser/innen. Auf unterschiedlichen Wegen versuchen die Büchereien ihre Kundschaft mit Büchern zu versorgen, solange der momentane Lockdown den persönlichen Büchereibesuch nicht erlaubt. Gerade jetzt erlebt das Lesen einen neuen Aufschwung, denn Bücher können Halt geben, die Flucht aus dem Alltag erlauben – oder einfach unterhalten.
Schon im ersten Lockdown haben viele Büchereiteams Abhol- und Lieferdienste aufgebaut und den Kontakt zu den Lesern gehalten. Im Sommer gab es dann eine große Welle der Wiederöffnungen. Über 80 Büchereien haben unter den geltenden Hygienemaßnahmen die Ausleihe in den eigenen Räumen ermöglicht, während die kleineren mit weniger als 20 qm leider nicht öffnen konnten. Da wurden mit viel Eigeninitiative Schutzwände eingebaut, Wege markiert und vor allem Werbung gemacht. Und die Leser bildeten geduldig Schlangen vor der Tür, wenn der Büchereiraum nur einer Familie den Zutritt erlaubte.
Doch dann kam im November der zweite Lockdown und es wurden kontaktlose Abholmöglichkeiten gestartet. In kleineren Orten erfragt das Bücherteam telefonisch die Buchwünsche, schließlich kennt man sich ja durch die vielen früheren Büchereibesuche. Dann werden Tüten gerichtet, zur Abholung bereitgestellt oder bei einem Spaziergang vorbeigebracht. Oft gibt es einen eigenen Tag, an dem die Leser die Büchertüten abholen können, an einem anderen Tag können die Medien zurückgegeben werden. Das verhindert Warteschlangen, die bei diesem Wetter unangenehm sind. Häufig finden sich in den Rückgabetüten Süßigkeiten oder Schokolade - als kleine Zeichen der Dankbarkeit.
Inzwischen arbeiten 38 Büchereien mit einem Online-Katalog. Da können die Leser bequem von zu Hause ihre Wünsche vorbestellen. Das Team sucht die Medien aus und richtet die Tüten für die Abholung. Sie rufen dann die Leser an, fragen wann sie kommen und legen dann die Bücher mit dem Namen beschriftet in unseren Eingangsbereich auf den Tisch zur Abholung, so eine Büchereileiterin. Insbesondere Romane und Kinderbücher werden auf diese Weise ausgeliehen.
Um nicht nur Stammleser zu erreichen, wird eifrig Werbung gemacht: viele Büchereiteams sind bei Facebook oder Instagram unterwegs, veröffentlichen im Pfarrbrief und Amtsblatt oder die Regionalzeitung weist auf den Service hin.
Ein großer Erfolg ist die Onleihe in Bistum Speyer. In 62 Büchereien können sich die Leser kontaktlos per Mail anmelden und das Angebot von 7900 e-Medien nutzen. Im Herbst des vergangenen Jahres, kurz vor dem zweiten Lockdown, organisierte die Büchereifachstelle eine bistumsweite Werbeaktion für die Onleihe. Alle teilnehmenden Büchereien wurden mit ansprechenden Plakaten versorgt, auf denen die Mailadresse der jeweiligen örtlichen Bücherei steht und die jetzt überall zu sehen sind.
„Unsere Büchereien haben auf diesem digitalen Weg neue Leser gewinnen können“, so die Leiterin der Fachstelle Dr. Gabriele Dreßing. Die Ausleihen der Onleihe sind im letzten Jahr um fast 30 Prozent gestiegen. Aber auch die Ausleihe von Büchern, insbesondere von Romanen, hat keinen großen Einbruch erlitten oder ist sogar noch gestiegen, wie die erste Auswertung der Jahresstatistiken zeigt.
„Jetzt warten alle Büchereiteams warten darauf, wieder ihre Türen zu öffnen für Vorlesestunden mit Kita-Kindern und Veranstaltungen für junge Familien, die aufgrund der Zutrittsbeschränkungen weggefallen sind. Aber auch die vermissten Begegnungen mit ihren Leser/innen und die persönlichen Gespräche über Gott und die Welt werden dann hoffentlich wieder stattfinden können“, berichtet Dressing.
Foto: Sandra Fleck, KÖB Leimersheim
