Donnerstag, 27. April 2017
Einmal „Seele lüften“ mit der Clowndoktorin

Bei ihrem Besuch im Caritas-Altenzentrums St. Matthias nahm sich "Dr. Lisbeth Schnuggelisch" alias Astrid Haag auch Zeit für bettlägerige Bewohner.
Im Caritas-Altenzentrum St. Matthias in Schifferstadt verbrachten Klinikclown "Frau Dr. Schnuggelisch" und Bewohner heitere und musikalische, aber auch nachdenkliche Stunden
Schifferstadt. „Guten Tag, ich bin Frau Dr. Schnuggelisch und bin hier zu Besuch“, stellt sich die Frau mit der roten Clownsnase vor. Die Köpfe wenden sich ihr zu, wenn die Frau im gelben Kleid mit Strohhut und roter Clownsnase auftaucht. Aufmerksam mustern die Bewohner im Caritas-Altenzentrum St. Matthias in Schifferstadt die Unbekannte, die auf einmal vor ihnen in ihrer Wohngruppe steht. Sie ist als Klinikclown an diesem Tag bereits zum zweiten Mal in St. Matthias, denn sie tut den Bewohnern gut, sind Leiterin Annette Schenk und Arletta Groß vom Sozialdienst überzeugt.
Mit ihrer farbenfrohen Aufmachung – gelbes Kleid und pinkfarbenes Tuch – ist Dr. Lisbeth Schnuggelisch alias Astrid Haag für die Bewohner natürlich ein Hingucker. Und dann noch die auffallenden Hausschuhe mit Hasenohren! Wenn die Besucherin den Bewohnern der Reihe nach die Hand gibt und sich persönlich vorstellt, ist das Eis schnell gebrochen. Die erfahrene Clowndoktorin, die in ihrer Heimatstadt Worms das Projekt „Clowns helfen heilen“ betreut, geht mit offenen Augen und Ohren auf die Bewohner zu und findet bei jedem den richtigen „Türöffner“ für eine Plauderei oder ein Gespräch – je nachdem, was die Bewohnerin oder der Bewohner braucht. Mit ihrer wohltönenden Stimme singt sie das „Grüß Gott“ in verschiedenen Tonlagen und schafft bereits so eine positive Stimmung im Raum.
Die Clowndoktorin merkt, dass ihren Zuhörern die Musik gefällt und gibt für sie noch ein Ständchen. „Jetzt waren Sie kurz in der Oper und in Italien“, wendet sie sich an die Sänger und gibt mit der Frage „Waren Sie schon mal in Italien“ einer Bewohnerin Gelegenheit, der der aufmerksamen Dr. Schnuggelisch ein bisschen von sich zu erzählen. Mit einem „Dankeschön“ und „Haltet die Ohren steif“ verabschiedet sich die Clowndoktorin auf dieser Wohngruppe und geht in Begleitung von Arletta Groß vom Sozialdienst weiter auf ihrer Runde durch die Räume.
An diesem Tag besucht sie vor allem diejenigen, die bettlägerig sind oder kaum an den Veranstaltungen im Haus teilnehmen können. Für sie nimmt sich Frau Dr. Schnuggelisch Zeit und hört nach, wie es ihnen geht. Aufmerksam und herzlich geht die Klinikclownin auf die Pflegebedürftigen ein. Dabei können auch mal Tränen fließen und Dr. Schnuggelisch hält tröstend die Hand der Bewohnerin.
Auf ihrer Runde trifft die Clowndoktorin noch einige Bewohner, die sich über die Besucherin freuen und auch gerne mit ihr zusammen bekannte Volkslieder singen. Dass eine Bewohnerin einen ganz neuen Text singt, erstaunt Frau Dr. Schnuggelisch und sie schreibt die neuen Strophen gleich mit ihrem riesengroßen Bleistift auf. Bei der nächsten Station gibt die Clownsdoktorin noch einige Lieder von Zarah Leander zum Besten und philosophiert zusammen mit Bewohnerinnen auf dem Sofa: „Es kann alles gut sein, wenn man will.“
„Respekt und Wertschätzung sind ganz wichtig“, betont Astrid Haag im Gespräch über ihre Arbeit als Klinikclown: „Ich nehme den Menschen ernst“. Zu ihnen einen Zugang zu finden, werde auch durch die Naivität und Offenheit der Clownsfigur erleichtert und berühre den Menschen: „Die Seele lüften“, beschreibt Astrid Haag ihre Wirkung auf Kranke und Pflegedürftige. Gleichzeitig gebe ihr die Rolle aber auch eine gewisse Freiheit: „Als Frau Dr. Schnuggelisch muss ich ja niemanden behandeln – das Gespräch ist ein Geschenk.“ Bei den Menschen, die sie als Klinikclown besucht, stehe für sie nicht die Krankheit, sondern „das, was noch gesund ist“, im Vordergrund.
„Sie bringt so viel Freude“, bestätigt Caritas-Mitarbeiterin Arletta Groß. Und vor allem wirke Frau Dr. Schnuggelisch wie ein Türöffner: So habe die Clowndoktorin mit einer Wortspielerei über Namen einen Zugang – nachhaltig auch für die Mitarbeiter- zu einem Bewohner angebahnt, der eher zurückgezogen war. Und eine Bewohnerin konnte zum ersten Mal von ihren Sorgen sprechen, die sie belasten, hat Arletta Groß erlebt. Eine gelungene Aktion, die das Caritas-Altenzentrum St. Matthias mit Unterstützung von Spenden gerne wiederholen würde.
Text/Foto: Caritasverband für die Diözese Speyer