Mittwoch, 21. Oktober 2015

Nardini-Preis für Café Asyl in Landau

Engagierte Helfer: Die Frauen und Männer vom Café Asyl 

Caritasverband für die Diözese Speyer zeichnet Engagement für Flüchtlinge in Landau unter dem Motto „Hier ist jede(r) willkommen“ aus

Landau/Schönau. Der Nardini-Preis 2015 geht an das Café Asyl in Landau. Das hat der Caritasverband für die Diözese Speyer am 22. Oktober 2014 anlässlich des Jahrestags der Seligsprechung Paul Josef Nardinis bekanntgegeben. Die offizielle Preisverleihung findet am Caritas-Tag der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Samstag, 14. November, in der Heilsbach Bildungs- und Freizeitstätte in Schönau statt.

Plattform für Kontakt und Begegnung

Das Café Asyl wurde am 7. Mai 2014 eröffnet als Möglichkeit der Begegnung für Alle. „Wir möchten Flüchtlingen und Mitbürgern ermöglichen, sich in unbekümmerter Atmosphäre zu treffen und  kennenzulernen. So können Vorurteile abgebaut und Kontakte geknüpft werden“, erklärt Sprecherin Magdalen Schwarzmüller.  Dies ist auch ein Beitrag zu Integration und kultureller Vielfalt in der Region. Die Gruppe arbeitet dabei mit verschiedenen Partnern zusammen. Die Ziele des Café Asyl sind vielfältig und reichen von der Schaffung eines Begegnungsraumes über kulturelles Lernen und Hilfe im praktischen Alltagsleben in der neuen Heimat bis hin zu Perspektiven für die Asylsuchenden, um sie in ihrer Integration voranzubringen.

Die Jury würdigte das Café Asyl mit dem Preis für ihr Engagement, auf die Flüchtlinge zuzugehen und ihnen die Integration zu erleichtern. Darüber hinaus wurde das Anliegen der Gruppe gewürdigt, sich mit anderen Kooperationspartnern zu vernetzen. Das Café Asyl sei daher ein sehr gutes Beispiel für „Kirche in der Welt“, urteilte die Jury.

Kostenlose Sprachkurse und kulturelles Lernen

Das Café Asyl bietet für Flüchtlinge in Kooperation mit der Volkshochschule und Studierenden der Universität Landau kostenlose Deutschkurse an, um ihnen die Integration in der Gesellschaft zu erleichtern. Die Organisatoren wollen beim Café Asyl auch weitere Bürger einbinden. „Wir wollen kulturelles Lernen ermöglichen und allen Interessierten die Gelegenheit bieten, das Café Asyl mitzugestalten und Kultur erfahrbar zu machen“, betont Magdalena Schwarzmüller.

Praktische Hilfen im Alltag und Rückzugsort

Flüchtlinge haben oft ganz alltägliche Probleme und benötigen praktische Unterstützung in ihrer neuen Heimat. Die Mitglieder von Café Asyl stehen für alle Fragen zu Alltagsproblemen zur Verfügung und bieten unter anderem Hilfe bei Behördengängen an.

Das Café Asyl soll aber auch  Rückzugsort sein, an dem die Menschen ihre Sorgen mitteilen und loslassen können.

Besucher sind willkommen

Das Café Asyl ist in Kooperation mit dem Südstern e.V. in Landau in der Weißenburger Straße 30 untergebracht. Es ist zweimal im Monat an jedem ersten und dritten Monat von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Neben der Begegnung finden zweimal wöchentlich Sprachkurse statt, die in Kooperation mit der Volkshochschule und Ehrenamtlichen organisiert und durchgeführt werden. Darüber hinaus wurde eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Hier können Fahrräder als Spenden abgegeben werden, die an die Asylsuchenden verteilt werden. Mit den Fahrrädern sind sie mobil, insbesondere diejenigen, die im Landkreis wohnen und in die Stadt wollen.

Offen für Spenden

Bei der Finanzierung seiner Arbeit ist das Café Asyl auf Spenden angewiesen. Vor allem für die Fahrradwerkstatt und die Sprachkurse benötigt die Gruppe Gelder, um die Angebote weiterführen zu können. „Die Mitarbeiterin der VHS  wird durch unsere  Spendengeldern finanziert außerdem brauchen wir Bücher und andere Materialien bei den Sprachkursen, für die Fahrradwerkstatt benötigen wir Werkzeuge, Schlösser und Ersatzteile“, erläutert Magdalena Schwarzmüller.

Mit wachsenden Flüchtlingszahlen entstand Idee für das Café Asyl

2013 kamen immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland und in die Pfalz. Deshalb beschloss der „Runde Tisch Migration Landau“ die Gründung eines Arbeitskreises Asyl, der sich speziell für die Belange von Flüchtlingen engagiert. Schnell hatte sich im Januar 2014 eine Gruppe interessierter Menschen zusammengefunden, die sich zum Ziel gesetzt hat, Flüchtlinge in unserer Region willkommen zu heißen. Die Erfahrungen der Teilnehmer zeigten, dass der Wunsch der Flüchtlinge nach dem Kontakt zu den Mitmenschen und dem Erlernen der Sprache groß ist, staatliche Einschränkungen wie Arbeitsverbote und fehlender Zugang zu Sprachkursen dies aber verhindern.

Diesem Grundgedanken sei die Idee des parteipolitisch neutralen Cafés Asyl entsprungen, berichtet die Koordinationsgruppe. Die Gruppe besteht aus Studentinnen der Uni Landau, der Landauer Stadträtin Magdalena Schwarzmüller und dem Fachdienst für Migration und Integration im Caritas-Zentrum Landau.

Informationen zum Nardini-Preis

Der Caritasverband für die Diözese Speyer hat 2010 den Nardini Preis zum ersten Mal vergeben. Der Preis würdigt das Engagement ehrenamtlich tätiger Gruppen, die in ihrer Pfarrgemeinde oder in Zusammenarbeit mit kirchlich-caritativen Einrichtungen neue Wege gehen, um Menschen in Not zu helfen.

„Das Lebenswerk und Glaubenszeugnis des Seligen Paul Josef Nardini sind auch für Christen von heute Vorbild und Ansporn“, erklärt der Caritas-Vorsitzender Karl-Ludwig Hundemer. Ehrenamtlich tätige Gruppen sollen ermutigt werden, sich in der Caritasarbeit der Diözese Speyer zu engagieren, und dafür neue Impulse erhalten. Die Verleihung erfolgt beim jährlich stattfindenden Caritas-Tag der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Fest der Heiligen Elisabeth. Vorgeschlagen werden können ehrenamtlich tätige Gruppen.

Die Jury

Der Preisträger wird von einer Jury ausgewählt. Diese besteht aus Sr. Roswitha Schmid (Oberin der Mallersdorfer Schwestern im Nardinihaus Pirmasens), Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer (Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Speyer, DiCV), Norbert Rönn (Chefredakteur der Kirchenzeitung „Der Pilger“), Melanie Müller von Klingspor (Öffentlichkeitsreferentin des DiCV), Christiane Arendt-Stein (Referentin für Ehrenamtliches Engagement im DiCV Speyer) sowie ein Mitglied des Leitungsteams des Forums Caritas-Ehrenamt.

Paul Josef Nardini (1821 – 1862)

Paul Josef Nardini wirkte Mitte des 19. Jahrhunderts als Priester im westpfälzischen Pirmasens. Um der Armut und der Not in der jungen Industriestadt zu begegnen, gründete er 1855 die Schwesterngemeinschaft der "Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie" (Mallersdorfer Schwestern). Die Ordensfrauen nahmen sich der verwahrlosten Kinder in seiner Pfarrei an und kümmerten sich um alte und kranke Menschen.

Paul Josef Nardini starb 1862 im Alter von nur 40 Jahren. Sein Lebenswerk und sein Glaubenszeugnis aber blieben unvergessen. Auch für Christen von heute sind sie Vorbild und Ansporn.

Im Jahr 2006 wurde Paul Josef Nardini selig gesprochen.

Weitere Informationen im Internet unter www.nardini.de

Text: caritas / Foto: paul van schie