Dienstag, 21. Februar 2017

Neuanfang mit Wehmut

Ganz traditionell brachte ein Zimmermann die Richtkrone am Dachstuhl an und sprach den Richtspruch 

Richtfest für das neue Haus von St. Matthias – 24 Bewohner können im Herbst umziehen – Die meisten Mitarbeiter wechseln in andere Caritas-Altenzentren in der Region

Schifferstadt. „Es ist ein schönes Gefühl wenn etwas Neues geschieht, aber es ist auch mit ein bisschen Wehmut verbunden“. Mit diesen Worten begrüßte Vinzenz du Bellier, Geschäftsführer der CBS Caritas Betriebsträgergesellschaft Speyer, die geladenen Gäste beim Richtfest des ersten Neubaus auf dem Gelände des Caritas-Altenzentrums St. Matthias in Schifferstadt. Ganz traditionell brachte ein Zimmermann die Richtkrone am Dachstuhl an und sprach den Richtspruch.

Mit der Fertigstellung rechnet Vinzenz du Bellier im Spätjahr, dann sollen die Bewohner einziehen. Damit kommt aber auch das endgültige Aus für das 50 Jahre alte bestehende Gebäude. Es soll abgerissen werden.

Das neue zweistöckige Gebäude „Haus A“ ist eines der vier Eckhäuser des Gebäudekomplexes, der in den kommenden Jahren auf dem Gelände Am Schwanenweiher errichtet werden soll. In dem zweistöckigen Haus, das insgesamt 1300 Quadratmeter Wohnfläche hat, werden 24 Menschen mit mittelgradiger bis schwerer Demenz betreut. Sie wohnen aufgeteilt in zwei Wohnbereiche in 18 Quadratmeter großen Einzelzimmern mit eigenem Bad.

Das Haus wird künftig als Außenstelle des Caritas Altenzentrums St. Bonifatius Limburgerhof geführt. Dessen Leiter Christian Hassa erklärte das innovative Konzept:  „Bei der Gestaltung der Räume wird sehr viel Wert auf das richtige Ambiente, den richtigen Einsatz von Licht, Farben und Möbeln gelegt.“ Es gehe nicht darum, ein steriles Ambiente zu schaffen, sondern Häuslichkeit zu vermitteln. Zum Haus wird auch ein Garten gehören. Bei der Planung habe man sich an den Ergebnissen aktueller Studien zur Betreuung von dementen Menschen orientiert. „Nicht die Pflege, sondern die Betreuung steht im Mittelpunkt“, sagt Hassa.

Die 15 bis 18 Mitarbeiter, die künftig im Haus A arbeiten, werden vom bisherigen Altenzentrum St. Matthias übernommen. „Ich kann mit einer Mannschaft, für die ich viel Wertschätzung habe, etwas Neues aufbauen“, erklärte er. Wie auch in Limburgerhof, möchte Hassa ein offenes Haus führen und den Kontakt zur Nachbarschaft pflegen.

Die Kosten für das Gebäude belaufen sich nach Aussage von Architekt Michael Goos auf etwas über 3 Millionen Euro. In den nächsten Jahren kommen vier weitere Gebäude dazu, die erst gebaut werden können, wenn das alte Gebäude abgerissen ist. „Im Moment sitzen wir an der Planung“, so Goos. Nach Fertigstellung sollen dort vier Eckhäuser mit jeweils zwei Etagen und etwas versetzt vier Reihenhäuser stehen. In diesen Häusern soll es ein Angebot aus Pflege, Tagespflege, betreutem Wohnen und Mehrgenerationenkonzepten geben. „Genau ist das aber noch nicht festgelegt“, sagte du Bellier. Fest stehe aber, dass es in einem der künftigen Häuser auch wieder einen Andachtsraum geben wird.

Der Schifferstadter Pfarrer Georg Müller hatte in seinem Grußwort bedauert, dass die große Kapelle im alten Gebäude nicht erhalten werden könne. „Das ist ein Verlust für die Pfarrei“, sagte er. Er hoffe aber, weiter mit Gottesdiensten im Altenzentrum St. Matthias präsent sein zu können. Auch Ilona Volk, der Bürgermeisterin von Schifferstadt, fällt der Abschied vom alten Haus schwer. Schade sei, dass die indischen Schwestern, die seit knapp 50 Jahren vor Ort waren, nicht mehr weiter beschäftigt werden können. „Die Schwestern sind nicht für die Demenzbetreuung ausgebildet und dürfen auch nicht in der Tagespflege arbeiten“, erklärte Vinzenz du Bellier. Volk betonte, dass in St. Matthias mit ganz viel Liebe und Herzblut gearbeitet werde. „Ich wünsche dem neuen Haus, dass die gute Seele vom großen Haus mit ins kleine geht“, sagte Volk.

24 Bewohner des alten Gebäudes ziehen im Herbst nun in das neue Haus um. Die anderen Bewohner ziehen jetzt schon nach und nach in Caritas-Altenzentren der umliegenden Orte um. Zurzeit wohnen noch 60 der ehemals 130 Bewohner in St. Matthias. Ein großer Teil der Mitarbeiter, die im alten Haus beschäftigt sind, werden in Zukunft beim Caritas-Altenzentrum St. Bonifatius in Limburgerhof angestellt sein und zum Teil auch in Schifferstadt eingesetzt werden. Die anderen Mitarbeiter werden in Caritas-Altenzentren der umliegenden Orte einen Arbeitsplatz bekommen.

„Für uns alle hier ist der Abschied sehr schmerzhaft und er kostet uns viel Kraft“, sagt Annette Schenk, die bisherige Leiterin von St. Matthias. „Ich gehe aber auch sehr reich beschenkt hier weg, denn ich kann etwas zu einem guten Ende führen.“

Text / Foto: Christine Kraus