Dienstag, 04. September 2018
Neue Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen
Neues Bundesteilhabegesetz ermöglicht unabhängige Teilhabeberatung
“Wir haben seit 1. Mai geöffnet und hatten an unseren Standorten bisher jeweils etwa 15 Beratungen. Das ist ein guter Start für unser neues Angebot.“ Ira Wenz, Leiterin der „Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung EUTB“ an den Standorten Ludwigshafen und Alzey/Worms weiß, dass es den Bedarf für die Beratung gibt. „Sie muss nur noch bekannter werden.“ Den Bedarf hat auch der Gesetzgeber gesehen, denn die EUTB ist Bestandteil des neuen Bundesteilhabegesetzes und soll Menschen mit Handicaps und chronischen Erkrankungen in ihrem Alltag unterstützen.
Die Beratung ist für die Kunden kostenfrei, sie ist eine verpflichtende Leistung innerhalb des neuen Bundesteilhabegesetzes BTHG und wird vom Bund mitfinanziert. Die Beratungsstelle in der Jägerstraße in Ludwigshafen steht allen Ratsuchenden mit Beeinträchtigungen, Krisenerfahrung, drohender oder bestehender Behinderung und deren Angehörigen offen. „Es gibt ja eine Vielzahl von Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Handicaps. Aber der Zugang ist manchmal nicht so einfach. Es gibt verschiedene Kostenträger, es müssen Leistungen beantragt werden, Behördengänge sind notwendig. Wir stehen unseren Kunden dabei zur Seite“, erklärt Ira Wenz.
Ein Prinzip der EUTB ist das so genannte Peer-Counseling, was bedeutet, dass die Beraterinnen und Berater selbst betroffen sein müssen. Das kann eine Psychiatrie-Erfahrung sein, oder eine chronische Erkrankung oder eine Behinderung. In Ludwigshafen beraten mit Patrizia Herzberger und Udo Klein zwei Peer-Berater. Die Beratung findet auf Augenhöhe statt und ist unabhängig, was bedeutet, dass die Berater nicht im Interesse eines Leistungserbringers tätig sind. Auf Wunsch wird auch anonym beraten. „Die Themen sind ganz vielfältig“, beschreibt Ira Wenz das Spektrum. Wir beraten sind Menschen mit Behinderung und sind da für Betroffene von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen, vermitteln Suchterkrankte an unterstützende Einrichtungen und helfen bei der Beantragung von Reha-Maßnahmen.“
Träger der EUTB Ludwigshafen sind zu je 50 Prozent die „ivita gGmbH“ und der NetzG-RLP e.V., das ist das Landesnetzwerk Selbsthilfe seelische Gesundheit Rheinland-Pfalz. Ivita wiederum ist eine gemeinsame Gesellschaft des Diözesan-Caritasverbandes Speyer, der Barmherzigen Brüder Trier sowie der Ortscaritasverbände Mainz und Worms. „Wir haben schon drei Standorte mit jeweils sieben Vollzeitstellen eröffnet“, berichtet Ira Wenz. „Am Standort Ludwigshafen arbeiten zwei Peer-BeraterInnen, in Alzey fünf, also auch in Teilzeit, und in Trier vier.“
Die Bundesregierung hat für die EUTB auf Bundesebene für den Projektzeitraum von zwei Jahren 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die je nach Einwohnerzahl auf die Städte und Kommunen verteilt werden. Das Projekt wird auch wissenschaftlich begleitet und evaluiert.
Text und Foto: Melanie Müller von Klingspor / Justine Köhler für den Caritasverband für die Diözese Speyer