Montag, 24. Oktober 2016
An die Menschen in den anderen Ländern denken

Weihbischof Broderick Pabillo aus Manila berichtete über die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben der Armen auf den Philippinen.
„Gutes Leben.Für alle!“ – Begegnungs- und Dialogabend mit Gästen aus den Philippinen
Bad Dürkheim. Die Weihnachtskarte von Weihbischof Otto Georgens wird in diesem Jahr ein Foto eines Kunstwerkes aus der Kirche in Bontoc auf den Philippinen zieren. "Das Kunstwerk ist von einem indigenen Künstler und hat mir bei meiner Reise gut gefallen", sagte Georgens bei der Dialogveranstaltung zum Thema der Lebensstilkampagne "Gutes Leben. Für alle!" am Freitag im katholischen Pfarrheim in Bad Dürkheim. Gäste waren der philippinische Weihbischof Broderick Pabillo (Manila), Bischof Valentin Dimoc (Bontoc) und Jocelyn Hinojales Aquiatan von der Gruppe ICON-SP, die sich in dem Land für indigene Bevölkerungsgruppen einsetzt. Etwa 60 engagierte Gemeindemitglieder aus der näheren Umgebung Bad Dürkheims kamen zu dem Abend.
Die Philippinen sind mit 100 Millionen Einwohnern von der Bevölkerung her größer als Deutschland. Die kirchlichen Gemeinden sind engagiert. In dem Land gibt es zahlreiche Probleme. Es ist der Kampf gegen Naturgewalten wie Taifune, die Auseinandersetzung mit Korruption, die Wegnahme von landwirtschaftlichen Flächen durch Großkonzerne. Die Politik des neue philippinische Präsident Rodrigo Duterte, der unter anderem plant die Todesstrafe wieder einzuführen, ist umstritten.
Weihbischof Broderick Pabillo sagte: "Wir sind mit der Regierung ständig in einem kritischen Dialog." Das sei schwierig, denn Politik werde von Dynastien der Elite im Land gemacht, ein Großteil der Menschen sei jedoch arm. "Für Geld lassen sich Wahlstimmen auch kaufen", erklärte Aquiatan. In dem Land leben 80 Prozent Katholiken, zehn Prozent Protestanten, fünf Prozent Moslems.
Weihbischof Pabillo berichtete, dass zurzeit 3000 indigene Einwohner in der Hauptstadt Manila für ihre Rechte kämpfen. Bischof Valentin Dimoc erklärte aus seiner Region: "Früher war ein Hektar Fläche im Reisbau ausreichend zum Lebensunterhalt für eine Familie. Heute reicht das nicht mehr." Die Folge ist, dass die Bauern ihre Plantagen immer weiter in die Berge hinein erweitern. Doch dann werden notwendige Wasseradern angegraben. Das Land erodiert. Es kommt zu Bergrutschen.
Jocelyn Hinojales Aquiatan, Mutter von sechs Kindern, setzt sich für mehr Bildung der indigenen Bevölkerung ein. Großkonzerne, die in Plantagen und Bergbau investieren, versuchen den Einheimischen ihr Land abzunehmen und sie dabei zu überrumpeln. Dazu werde oft sogar das Militär gegen die einheimische Bevölkerung eingesetzt. Aquiatan, die auch in einem wöchentlich einstündigen Radioprogramm für Frauen spricht, erklärte: "Wir sorgen dafür, dass die örtlichen Gemeinschaften Schulen erhalten, in denen auch über die Kultur und die Geschichte der Regionen unterrichtet wird." Das sei natürlich in manchen Regionen überhaupt nicht gewollt. Gebildete Menschen seien für die Mächtigen gefährlich. "Die Korruption ist bei uns ein großes Thema", weiß die Menschenrechtsaktivistin. Ein italienischer Missionar, der 30 Schulen errichtete, sei vor fünf Jahren ermordet worden.
"Wie schaffen sie es, dennoch so überzeugend ihren Glauben zu leben?", wollte der Bad Dürkheimer Pfarrer Norbert Leiner von den Gästen wissen. Die Antwort von Weihbischof Broderick Pabillo: "Die Familie und Gemeinschaften zählen bei uns viel. Da tun wir alles, dass das nicht zerstört wird." Darauf Pfarrer Leiner zustimmend: "Glaube heißt in Gemeinschaft zu leben." Auf die Frage, wie die philippinischen Gäste die Situation der Kirche in Deutschland sehen, kamen unterschiedliche Antworten. Weihbischof Pabillo: "Sie engagieren sich überall in der Welt, doch sie haben auch Probleme im eigenen Land.“ Ein schwieriges Thema sei der Umgang und die Integration von Flüchtlingen. Bischof Dimoc sprach aus Sicht der philippinischen Kirche: "Machen Sie den Priesterberuf bei jungen Menschen wieder attraktiv. Der Priester ist Vorbild und Vermittler." Auf den Philippinen seien die Priesterseminare voll von jungen engagierten Menschen.
Auch ein globales Problem wurde angesprochen. Länder wie die Philippinen sind wirtschaftlich stark wachsend. Sie wollen rasch auf den Stand der USA, oder Europas kommen. Das führe dazu, dass der CO2 Ausstoß in diesen Ländern in den nächsten Jahren stark wachse. "Weil wir nur eine Erde haben, müssen wir uns beschränken, und überall wo wir sind an die Menschen in den anderen Erdteilen denken", mahnte Christoph Fuhrbach der Referent für Weltkirchliche Fragen des Bistums. "Ich leite meine Priester dazu an, einfach zu leben", betonte Bischof Valentin Dimoc. Erst so sei Christentum glaubhaft, wussten alle. Weihbischof Georgens: "Genau so verstehe ich meine Weihnachtskarte."
Text: Stefan Köpf/Foto: Fritz Stark, missio München