Freitag, 16. September 2022

„Die Betroffenen sind der Schlüssel“

Generalvikar Markus Magin, Bernd Held, Rudi Schreiber und Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann 

Betroffenenbeirat, Bischof und Generalvikar treffen am Speyerer Dom Rudi Schreiber, der mit einer Wanderung nach Rom auf das Thema sexueller Missbrauch aufmerksam machen möchte

Speyer. Zu einem Austausch zum Thema sexueller Missbrauch durch Kleriker, Ordensangehörige oder andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im kirchlichen Dienst hatte der Betroffenenbeirat im Bistum Speyer am Donnerstagnachmittag an einem Stand in der Vorhalle des Domes zu Speyer eingeladen. Bernd Held, Vorsitzender des Betroffenenbeirates im Bistum und sein Team informierten über Hilfsmöglichkeiten für Betroffene und den aktuellen Stand bei der Aufarbeitung. Ein besonderer Gast war Rudi Schreiber, der in Birkenheide gestartet ist und in 55 Tagen nach Rom wandern will, um dem Thema Missbrauch mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Generalvikar Markus Magin beteiligten sich an dem öffentlichen Austausch. Das Rechtsamt des Bischöflichen Ordinariates unterstützte die Veranstaltung organisatorisch und mit Bewirtung.

„Damals sind wir gegen Betonmauern gelaufen. Wir wussten was passiert ist und niemand wollte es hören“, blickte Bernd Held auf Erfahrungen in der Vergangenheit zurück. Bischof Wiesemann stimmte zu, dass Klerikalismus und Machtmissbrauch mitverantwortlich dafür gewesen seien, dass sexueller Missbrauch im Raum der Kirche geschehen konnte und lange verdrängt wurde: „Die Strukturen haben sexuellen Missbrauch begünstigt und Räume dafür geschaffen.“ Generalvikar Magin berichtete von seinen Eindrücken als Ausbilder, die er als Regens des Priesterseminares St. German in Speyer machte: „Spätestens seit 2010 hat in Deutschland die bewusste Auseinandersetzung angefangen. Die Grundhaltung hat sich geändert.“

„Die Betroffenen sind der Schlüssel“, fasst Rudi Schreiber seine Perspektive zum Verständnis der Missbrauchsthematik zusammen. Er will mit jeder Etappe die er läuft symbolisch aufzeigen, dass sich hinter jedem Fall ein menschliches Schicksal verbirgt. „Diese tolle Aktion ist ein beeindruckendes Zeichen“, so Bischof Wiesemann, der Schreiber viel Erfolg wünscht. Genau geplante Etappen gibt es nicht, sondern nur eine grobe Marschrichtung – und einen kompakten Rucksack inklusive Zelt. „Wenn alle Stricke reißen, muss ich mir eben ein Zimmer nehmen“, kommentiert Schreiber augenzwinkernd. Am Ende des Weges, den Schreiber für die Betroffenen geht, steht am 9. November der geplante Besuch der Generalaudienz mit Papst Franziskus.

Für den Betroffenenbeirat im Bistum Speyer
- Bernd Held, Vorsitzender

Text: Betroffenenbeirat, Foto: is