Montag, 20. November 2017

Engagierte Plädoyers für neue Haltungen

 

Beim Pastoraltag befassten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge des Bistums Speyer mit den Erfahrungen aus den vier Kundschafterreisen

Schönau. Mit dem Lernen von der Weltkirche befasste sich der diesjährige Pastoraltag am 16. November in der Bildungsstätte Heilsbach. Im Mittelpunkt standen die Erfahrungen aus den vier „Kundschafterreisen“ des Bistums. Rund 350 pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Diözese hatten sich auf den Weg gemacht und erlebten einen kurzweiligen und zugleich inspirierenden Tag.

Vieles hat das neue Seelsorgekonzept „Der Geist ist es, der lebendig macht“ in der Diözese verändert. Alle sind von den neu strukturierten pastoralen Räumen betroffen und herausgefordert, sich neu zu orientieren. Da gibt es manche Zustimmung, weil die Vorteile durch die Bündelungen mehr und mehr spürbar werden, da gibt es aber auch Kritik, vor allem weil „die Pfarrei“ weit weg ist. Von Anfang an war klar, dass die Schaffung neuer Strukturen nur ein Teil des Erneuerungsprozesses sein würde. Gleichzeitig war bewusst, dass Kirche vor Ort gefördert und gestärkt werden soll. „Gemeinde ist dort, wo Menschen Gemeinde leben und gestalten“ heißt es im neuen Seelsorgekonzept des Bistums. Diese Aussage macht deutlich: Es ist zu wenig, nur auf die Pfarrei zu schauen, gleichzeitig muss auch das Leben der Gemeinden in den Pfarreien neu gestaltet werden.

Die Initiative „Kundschafterreisen“ stand genau unter diesem Vorzeichen: Neue und andere pastorale Ansätze in Südafrika, Nicaragua, Philippinen sowie Großbritannien sollten erkundet werden, „um in der Folge zu überlegen, was uns bereichern kann für das konkrete Leben unserer Gemeinden oder Gemeinschaften in den neuen, größeren Pfarreien“ – so wurde der Auftrag für die Kundschafterreisen zu Beginn formuliert. Der Pastoraltag der Diözese in der Bildungsstätte Heilsbach, moderiert von Thomas Sartingen, diente der Umsetzung dieser Ankündigung. Die Kundschafterinnen und Kundschafter berichteten zunächst von ihren Gesprächen und Beobachtungen und stellten dann ihre Schlussfolgerungen und Vorschläge zur Diskussion. Vorausgegangen waren viele Nachbesprechungen und Auswertungen der Kundschafter/innen-Gruppen und ein intensiver Austausch der Reiseleiter untereinander, so dass die prägenden und bleibenden Erfahrungen vorgestellt werden konnten und wichtige Vorschläge zur Verlebendigung der Gemeinden mit den Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten diskutiert wurden. Besonders anerkennenswert der Einsatz der 15 Ehrenamtlichen, viele haben für die „Kundschafterreise“ ihren Jahresurlaub genommen. Neben ihnen kamen auch die „Priester aus der Weltkirche“, die in der Diözese Speyer eingesetzt sind, in drei Gruppen als „Botschafter“ zu Wort.

Weil alle Kundschafter und Botschafter übereinstimmend den großen Wert eines intensiven Bibelgesprächs bezeugten, war im Vorbereitungsteam schnell klar: Wir werden nicht nur über etwas berichten – wir wollen auch erste Schritte zur Umsetzung gehen und deshalb mit einem Bibel-Teilen beginnen. Ein Bibel-Teilen mit 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einer Halle war für die Diözese wahrscheinlich nicht nur ein Novum, sondern auch eine Herausforderung. Wohltuend und ermutigend war es jedoch zu erleben, dass das sehr wohl geht und eine Stimmung erzeugt, die den ganzen Tag prägte.

Maria Herrmann: Auf neue Impulse, aber auch auf eigene Prägungen achten

Bestätigt und vertieft wurde diese Stimmung durch das Statement von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, der selbst als Mitglied einer Kundschaftergruppe auf den Philippinen unterwegs war und so aus eigenem Erleben das Anliegen der ganzen Initiative nochmals bestätigen und verdeutlichen konnte. Seine ersten und vorläufigen Anregungen weckten erste Erwartungen an den Tag und ließen ahnen, dass es sehr konkret werden würde. Zum Gelingen des Tages trug auch Maria Herrmann, Mitarbeiterin der Diözese Hildesheim im Projekt Kirche-hoch-zwei, mit ihrem Impulsreferat bei. Ausgehend von der Schriftstelle, die gerade alle pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bibel-teilen ausgelotet hatten, lud sie diese dazu ein, nicht nur die Berichte und Zeugnisse der Kundschafter und Botschafter zu hören, sondern immer auch auf die je eigene Prägung und Rolle zu achten. Nur dann sei eine wirkliche Öffnung auf Neues hin und eine Veränderung möglich.

Nachdem der Boden so bereitet war, konnten die Kundschafter und Botschafter in pointierten Beiträgen sehr zielgerichtet ihre Anregungen und Vorschläge zunächst präsentieren und dann in kleineren und intensiven Gesprächsgruppen mit entsprechendem Material für eine rasche Umsetzung werben. Sehr lebendig und engagiert wurde über „ehrenamtliche Leader (Leiter)“ und ihre „Formation (Ausbildung und Begleitung durch die hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter)“ gesprochen oder über den Wert von „kleinen christlichen Gemeinden/Gemeinschaften“, über „Visionsarbeit“ oder „Delegados de la palabra de dios“ und die Bedeutung einer „Mixed Economy“.

Nochmals ein neuer Farbtupfer in das bunte Programm und eine Ausweitung kam durch ein Podiumsgespräch mit Weihbischof Otto Georgens als dem Bischofsvikar für Weltkirche, der Referentin Maria Herrmann, Pfarrer Florian Gärtner, der in der protestantischen Landeskirche der Pfalz das Pfarramt für Weltmission und Ökumene leitet, und dem Journalisten Andreas Ganter, der selbst Mitglied einer Speyerer Reisegruppe war. Mit flotten und aufmunternden Anfragen und Zwischentönen brachte Moderator Uwe Burkert seine Gesprächspartner in einen Austausch, der zugleich Themen des Pastoraltags bündelte und neue Ausblicke aufzeigte.

In seinem Schlusswort konnte sich Bischof Dr. Wiesemann vielfältig bedanken, auch bei allen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die letztlich diesen Tag durch ihr Interesse und Offenheit für neue Haltungen zusammen gestaltet haben. Der Pastoraltag war ein wichtiges Innehalten, der Austausch mit den Kundschaftern war notwendig, damit das Projekt nicht nur das Anliegen von Einzelnen bleibt, sondern wirklich sein Ziel erreicht. Dieses ist noch nicht erreicht – aber ein Austausch wie an diesem Tag ermutigt und stärkt in der Hoffnung, dass noch vieles erreicht werden kann.

Weitere Informationen zu den Kundschafterreisen des Bistums:

https://www.bistum-speyer.de/bistum-speyer/kundschafterreisen/?L=0

Präsentationen, die beim Pastoraltag in der Heilsbach gezeigt wurden:

Präsentation zur Kundschafterreise auf die Philippinen

Präsentation zur Kundschafterreise nach Nicaragua

Präsentation zur Kundschafterreise nach Südafrika

Präsentation zur Kundschafterreise nach England

Präsentation von Maria Herrmann

 

Vortrag von Maria Herrmann

 

Bildergalerie zum Pastoraltag 2017:

https://www.bistum-speyer.de/bistum-speyer/bildergalerien/bildergalerie-pastoraltag-2017/?L=0

Text: Alois Moos / Foto: Felix Scherer