Montag, 30. Mai 2016

Gelebte Inklusion bei rollender Kugel

Bouleturnier in Landau-Queichheim 

Erstes Bouleturnier des Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und Paulus mit 14 Mannschaften in Landau-Queichheim

Landau-Queichheim. Die Premiere ist geglückt. Das kann Alexander Hahn schon vor dem Gong zur ersten Runde sagen. 14 Mannschaften à zwei Personen haben sich zum Bouleturnier auf dem Sparkassen-Vorplatz im Ortszentrum von Landau-Queichheim eingefunden. Zum ersten Mal wird das vom Caritas-Förderzentrum St. Laurentius und Paulus organisiert. Zu erleben gibt es faire Begegnungen, spannende Wurfduelle und vor allem gelebte Inklusion.

Hahn ist Caritas-Mitarbeiter und am Tag der Veranstaltung Turnierleiter. Jeder gegen jeden, das ist das Grundprinzip des Ablaufs. Das Regelwerk des Original-Boulespiels ist leicht abgeändert worden. „Alle sollen die gleichen Chancen haben“, erklärt Hahn dazu. Denn unter den Teams, die heitere Namen wie „Pille“, „Doppelfrosch“ oder „Schorlebatscher“ tragen, sind auch drei Zweier-Mannschaften des Förderzentrums zu finden.

Marion Müller und Christian Trapp beispielsweise, die als Team Altdorf antreten. Sie leben in einer Außenwohngruppe des Förderzentrums. Müller weiß, wie der Hase läuft - oder besser gesagt: wie die Kugel rollt. Regelmäßig spielt sie in der zentrumseigenen Gruppe Boule. Pause hat sie mit ihrem Teampartner im ersten Durchlauf und damit Zeit, die Mitbewerber zu analysieren. „Zu weit“, kommentiert sie den Wurf eines Teilnehmers. Durchaus, denn mit einem leisen Knall klackt dessen silbrig glänzende Kugel an die Bande. Aus umgelegten Bierbänken haben die Caritas-Helfer die geschaffen.

Bis das erste Team des Ausrichters an den Start geht, bleibt Zeit für weitere Details rund ums Turnier. „Wir bieten seit Jahren ein Bocchiaturnier in unserer Einrichtung an. Der letztjährige Gewinner hat gefragt: Und jetzt? Wie geht‘s weiter?“, erinnert sich Hahn an die Begebenheit, die Auslöser für die Organisation einer Veranstaltung in der Gemeinde war.

„Wir haben zwar selbst schon versucht, bei öffentlichen Turnieren mitzumachen, aber die Unterschiede sind einfach zu groß“, erzählt Hahn. Das eigene Angebot hat nun entsprechend zugeschnittene Regeln zugelassen. Ein Vorteil, nicht nur für die Menschen mit Behinderung. Generell gilt wie gewohnt eines: die eigenen Kugeln müssen möglichst nahe ans „Schweinchen“, das kleine runde Zielobjekt, ran.

Die haben den Bogen, beziehungsweise die Wurftechnik raus, wie sich zeigt. Müller und Trapp haben sich gerade gegen die „Schorlebatscher“ behauptet und müssen direkt wieder ran. Auf der Bahn nebenan sind zeitgleich Susanne Heinrich und Roland Lehr vom Caritas-Team Mühlhofen zugange. Christian Kaupe vom Team Gruppe Jonas beweist eindrucksvoll, dass auch Rollstuhlfahrer sich gut auf dem Boulefeld durchsetzen können. Sein Kompagnon, der hörbehinderte Franz Kotter, lässt die Kugeln ebenfalls mit Bedacht rollen.

Auf den Sieg kommt es nicht in der Hauptsache an bei diesem Turnier. Viel wichtiger sind die Gemeinschaft und der Kontakt zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen, der entsteht. Schon die zehn Minuten der ersten Runde kurbeln den Austausch zwischen allen an. Pokale gibt‘s dennoch, gestiftet vom Ortsbürgermeister.

Hahn ist rundum zufrieden mit dem ersten Vorstoß. „Die Mischung ist sehr gut. Viele Vereine, aber auch Einzelpersonen haben sich gemeldet“, freut er sich. An dem Turnier festhalten möchten er und seine Kollegen gerne, allerdings unter einer wichtigen Prämisse: „Wir möchten keinen Bonus, weil wir eine Behinderteneinrichtung sind, sondern weil wir eine gute Veranstaltung machen.“

Text / Foto: Susanne Kühner