Dienstag, 31. Mai 2016

Begleitung bei den ersten Schritten in der neuen Heimat

Fadia Shamout 

Im Familienbüro in Germersheim unterstützt Mitarbeiterin Fadia Shamout Geflüchtete - Caritas-Zentrum Germersheim ist Träger

Germersheim. „Wenn jemand meine Hilfe braucht, dann kann ich nicht nein sagen.“ So denkt und so handelt Fadia Shamout schon immer. Seit Februar betreut die 45-jährige im Auftrag des  Caritas-Zentrums Germersheim Flüchtlinge, die nach Germersheim und Sondernheim kommen.

Fadia Shamout stammt aus einem christlichem Dorf in Syrien. Vor 16 Jahren ist sie mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen. Damals war die Welt in ihrer Heimat noch in Ordnung. „Das Leben in Syrien war modern, es gab viele Freiheiten, keiner hat nach der Religion gefragt. Frauen mit Kopftuch habe ich weder in meinem Heimatdorf noch an der Universität gesehen“, erzählt sie. So viel habe sich inzwischen geändert. Heute sei die erste Frage: „Welche Konfession hast du?“. Junge Männer müssten fliehen, um nicht zum Militärdienst zu müssen, andere hätten alles verloren oder Angst um ihr Leben und verlassen ihre Heimat. In Deutschland seien die Geflüchteten in Sicherheit und sie bekämen alles was sie zum Leben benötigen. „Jetzt brauchen sie ein neues Zuhause“, sagt Fadia Shamout, und dabei hilft sie ihnen.

Begleitung von Geflüchteten

Sie empfängt die Geflüchteten, geht mit ihnen in ihre Unterkunft, zeigt ihnen, wie das Leben hier in Germersheim funktioniert. Sie begleitet Menschen zum Arzt, stellt Kontakte mit Schulen und Kindergärten her, ist beim Termin bei der Ausländerbehörde dabei. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass sie einen Mann aus Syrien begleitet und seine Landsleute, die ratlos in der Behörde warten, auch gleich zum entsprechenden Sachbearbeiter mitnimmt und für sie dolmetscht. „Wer soll ihnen denn sonst helfen?“ fragt sie.

Sie spricht nicht nur die Sprache der Syrer. Sie weiß, wie sie denken, sie kennt ihre Mentalität und versteht, warum ihnen manches in Deutschland Probleme bereitet. „In Syrien kann man auf Behörden alles für seine Angehörigen und auch Geschwister erledigen. Hier braucht man dafür Vollmachten“, nennt sie ein Beispiel. Verwirrend sei es auf Behörden auch oft, dass syrische Ehefrauen ihren Mädchennamen behalten. 

Vom Ehrenamt zum Hauptamt

Im Prinzip macht Fadia Shamout in ihrem Job jetzt das, was sie schon seit vielen Jahren ehrenamtlich gemacht hat. Die 45-Jährige ist in ihrem Wohnort Lingenfeld sehr in der katholischen Kirchengemeinde engagiert. Seit drei Jahren arbeitet sie dort ehrenamtlich im Asylnetzwerk mit und hat als Dolmetscherin schon Geflüchtete zu zur Caritas begleitet. Daher war sie im Caritas-Zentrum Germersheim schon bekannt, bevor sie ihre Arbeit dort antrat.

„Ich bin immer unterwegs, wenn ich nicht Bürozeit habe. Das ist Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr“, erzählt Fadia Shamout. Auch in ihrer Freizeit kümmerte sie sich weiter um Geflüchtete. „Mein Telefon steht Tag und Nacht nicht still. Manchmal bin ich 14 Stunden am Tag damit beschäftigt, anderen zu helfen“, erzählt sie.

Projekt „Anerkennung von Abschlüssen“

Ein Projekt des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge in Karlsruhe liegt ihr besonders am Herzen: Zusammen mit Dolmetscherinnen aus Algerien und Irak bemüht sie sich ehrenamtlich um die Anerkennung der Studien- und Ausbildungsabschlüsse von Geflüchteten, so dass diese in den Arbeitsmarkt vermittelt werden oder ihr Studium fortsetzen können. Sie selbst hat in Syrien Biochemie studiert. „Als ich nach Deutschland kam, hat mich keiner beraten und es hat lange gedauert, bis mir der Bachelor Abschluss anerkannt wurde“, spricht sie aus Erfahrung. Schließlich seien viele der Syrer fleißige, erfindungsreiche und hochausgebildete Menschen.

Die FamoSA-Büros: Familienorientierte Sozialarbeit

Flüchtlingshilfe wird im Landkreis Germersheim über die Kreisverwaltung gesteuert. Dabei spielen die FamoSA Büros eine wichtige Rolle. FamoSA bedeutet Familien orientierte Sozialarbeit. Diese Familienbüros sollen eine Anlaufstelle sein, in der sich Familien bei den unterschiedlichsten Problemen schnell und unkompliziert Rat holen können. Aufgebaut wurden die Familienbüros vom Jugendamt des Landkreises Germersheim in Zusammenarbeit mit einer Reihe freier Träger. Es gibt sie in jeder Verbandsgemeinde des Kreises, sowie in den Städten Germersheim und Wörth.

Das Caritas-Zentrum  Germersheim hat die Trägerschaft für das Familienbüro in Germersheim übernommen. Durch die vielen Geflüchteten, die in den letzten Monaten nach Deutschland kamen, hat sich die Zuständigkeit der Familienbüros erweitert. Sie sind nun auch für die Flüchtlingshilfe zuständig. Dadurch hat sich die Anzahl der Stellen in den Familienbüros erhöht. In Germersheim ist eine halbe Stelle dazugekommen, die über den Landkreis Germersheim finanziert wird. Diese Stelle hat nun Fadia Shamout inne. Sie ist zunächst befristet bis Ende 2016.Ab Oktober wird Fadia Shamout ein duales Studium an der Fachhochschule in Heidelberg beginnen. Neben der theoretischen Ausbildung in Heidelberg wird sie weiter im Familienbüro des Caritas-Zentrums Germersheim arbeiten.

Kontakt: Caritas-Zentrum Germersheim, 17er Straße 1, 76726 Germersheim, Telefon: 07274/9491-0 

Text / Foto: Caritasverband / Christine Kraus