Dienstag, 11. Februar 2020
Kolpingwerk im Bistum mitgeprägt

Diözesanpräses Pfarrer Michael Baldauf, Thomas Bettinger, Diözesanvorsitzender Andreas Stellmann, Bundessekretär Ulrich Vollmer (v.l.n.r.)
Diözesansekretär Thomas Bettinger nach 36 Jahren in den Ruhestand verabschiedet
Hochspeyer. Das gibt es heute selten: Fast vier Jahrzehnte Treue zu einem Arbeitgeber, zu einer Aufgabe, zu einer Berufung. Für Thomas Bettinger gilt das. Am 7. Februar wurde er in Hochspeyer in den Ruhestand verabschiedet. 36 Jahre hat er als Diözesansekretär des Kolpingwerks im Diözesanverband Speyer gearbeitet, war dienstältester Diözesansekretär in Deutschland, wie Bundessekretär Ulrich Vollmer in seinem Dankwort herausstellte. Vertreterinnen und Vertreter des Kolpingwerks - aus dem Bistum, aus den Nachbarverbänden und aus dem Bundesverband -, der Gewerkschaften, der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, der Handwerkskammer sowie der „Allianz gegen Altersarmut“ waren in die Jugendherberge Hochspeyer gekommen, um Thomas Bettinger zu verabschieden.
Die Liste der Rednerinnen und Redner zeigte, wie gut vernetzt der Diözesansekretär war - und welch hoher Wertschätzung er sich quer durch Kirche, Gesellschaft und Arbeitswelt erfreute. Was noch auffiel bei der Verabschiedung von Thomas Bettinger war dies: der Geist AdolphKolpings, Gründer der sozialen Bewegung, war deutlich spürbar - in Zitaten und Forderungen in den Ansprachen, mit Liedern über ihn - und dem verbindenden Ausruf „Treu Kolping“. Das wirkte nicht befremdlich, sondern authentisch.
Andreas Stellmann, Vorsitzender des Speyerer Kolping-Diözesanverbandes, würdigte zu Beginn der Feier das Wirken von Bettinger, der den Verband im Bistum Speyer nicht nur über viele Jahre begleitet, sondern auch maßgeblich mit geprägt habe. Stellmann verwies auf die Unterstützung der Ortsverbände und Ehrenamtlichen durch den Diözesansekretär, auf die Organisation von Großveranstaltungen, das Engagement im Rahmen der Sozialwahlen, auf das Engagement in der Brasilienpartnerschaft, auf den Beitrag bei der Erarbeitung des Leitbildes für den Bundesverband. Der Diözesanvorsitzende verwies auf eine von Bettinger immer wieder propagierte Grundüberzeugung: „Einigkeit macht stark“. Vom Diözesan- und Bundesverband wurde Bettinger für seine Verdienste mit dem Ehrenzeichen des Kolpingwerks ausgezeichnet.
Für das Bistum Speyer dankte Thomas Kiefer, Leiter der Abteilung Seelsorge in Pfarrei und Lebensräumen, Thomas Bettinger für all das, was er „mit und durch das Kolpingwerk und über das Kolpingwerk hinaus zur Ausstrahlungskraft und zur Lebendigkeit des Bistums Speyer beigetragen hat“. Kiefer würdigte Bettinger als einen Mahner, „der Verbandsarbeit versteht als politisch-anwaltliche Arbeit, wo es auch darum gehen muss, als Kirche den Mund aufzumachen, vor allem wenn es um Ungerechtigkeit geht, die Menschen widerfährt“. Kiefer lobte an Bettinger eine „angenehme Mischung von Tatkraft und Bescheidenheit“.
Domkapitular i.R. und Diözesan-Ehrenpräses Gerhard Fischer, der an der Verabschiedung aus Krankheitsgründen nicht teilnehmen konnte, würdigte in einem verlesenen Grußwort die Arbeit des langjährigen Diözesansekretärs, den er vor 36 Jahren eingestellt hatte. Bettinger habe in und mit seiner Arbeit immer wieder deutlich gemacht, dass „christliches und politisches Engagement zusammen gehören“. Das herauszustellen, sei auch heute wichtig. Man habe an jedem Punkt in der Arbeit Bettingers gespürt, wie sehr sein Engagement in einer tiefen christlichen Spiritualität verwurzelt sei. „Ich verneige mich vor der Lebensleistung von Thomas Bettinger“, so Domkapitular Fischer.
In seinen Dankesworten konnte Thomas Bettinger seine emotionale Bewegung kaum verbergen. Er ging auf wichtige Punkte in den 36 Jahren seiner Tätigkeit als Diözesansekretär ein. Auf die Zusammenarbeit mit Gerhard Fischer, auf die Förderung der Jugendarbeit in den ersten Jahren seiner Tätigkeit, auf die Solidaritätsarbeit für Brasilien. „Kolping ist eine Familie, ja, aber eine Familie, die sich weitet zur Welt“, sagte er. Damit meinte Bettinger die Partner in Brasilien, aber auch die beim Deutschen Gewerkschaftsbund, in den Organen der sozialen Selbstverwaltung oder bei der Allianz gegen Altersarmut. „Das Evangelium ist politisch, Jesus war es, Kirche muss politisch sein, Kolping ist es“, so Thomas Bettinger. Und an anderer Stelle betont er: „Es ist wichtig, dass wir Kolpinger unseren Verband wertschätzen. Dass wir das, was wir sind und tun, wertschätzen.“ Und Thomas Bettinger stellt an das Ende seiner Dankesworte ein „Treu Kolping“ - und erhält langen Applaus.
Text: Norbert Rönn / Foto: Kolping, Schwarz