Freitag, 30. September 2016
Stabwechsel im Amt des Missbrauchsbeauftragten

Amtsübergabe (von links): Sybille Jatzko, Franz Leidecker, Generalvikar Dr. Franz Jung und der neue Missbrauchsbeauftragte Ansgar Schreiner.
Franz Leidecker übergibt Aufgabe an Ansgar Schreiner aus Limburgerhof – Auch Sybille Jatzko beendet Tätigkeit, Nachfolgerin wird aktuell gesucht
Speyer. Das Amt des Missbrauchsbeauftragten des Bistums Speyer geht in neue Hände über. Zum 1. Oktober gibt der bisherige Missbrauchsbeauftragte Franz Leidecker aus Kaiserslautern die Aufgabe an Ansgar Schreiner aus Limburgerhof weiter. Auch Sybille Jatzko, seit 2013 zweite Missbrauchsbeauftragte des Bistums Speyer, beendet ihre Tätigkeit. Das Bistum Speyer sucht für sie aktuell eine Nachfolgerin.
Franz Leidecker, der bis zum Jahr 2011 als leitender Kriminaldirektor und stellvertretender Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Rheinpfalz in Ludwigshafen tätig war, hat das Amt des Missbrauchsbeauftragten im Jahr 2010 übernommen. „Wir sind Herrn Leidecker für die kompetente Art und Weise, wie er diese verantwortungsvolle Aufgabe in den letzten Jahren ausgeübt hat, sehr dankbar“, würdigte Generalvikar Dr. Franz Jung seinen Einsatz. Sein Nachfolger wird Ansgar Schreiner, Direktor des Amtsgerichts Ludwigshafen. Er wohnt in Limburgerhof und ist dort auch kirchlich engagiert, zum Beispiel als Organist bei den Gottesdiensten. Generalvikar Jung überreichte ihm am Freitag offiziell die Ernennungsurkunde von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann.
Sybille Jatzko, Psychotherapeutin aus Krickenbach bei Kaiserslautern mit langjährigen Erfahrungen in der Begleitung traumatisierter Betroffener, hatte die Aufgabe als zweite Ansprechpartnerin für Verdachtsfälle auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger im Bistum Speyer im Oktober 2013 übernommen. „Sybille Jatzko hat sich mit viel Erfahrung und Herzblut eingebracht“, dankte Generalvikar Jung auch ihr. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte in der überarbeiteten Fassung der Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch 2013 festgelegt, dass in einer Diözese mindestens zwei Ansprechpartner für Missbrauchsopfer und wenn möglich eine Frau und ein Mann benannt werden sollen. Sie stehen Hilfesuchenden in allen Fällen sexuellen Missbrauchs zur Verfügung.
Durch eigene Nachforschungen oder Anzeigen von außen wurden seit der Einführung der Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz im Jahr 2010 insgesamt 63 Verdachtsfälle im Bistum Speyer untersucht. Auch wenn nicht alle Fälle aufgeklärt werden konnten - häufig waren die Beschuldigten bereits verstorben - so hat das Bistum Speyer dennoch in 31 Fällen finanzielle Leistungen in Anerkennung des Leids der Betroffenen übernommen. Die Summe der Leistungen beträgt 229.000 Euro. In drei Fällen wurden Tatverdächtige strafrechtlich verurteilt. Vier weitere Verfahren sind bei der Staatsanwaltschaft anhängig, die meisten Fälle sind jedoch strafrechtlich verjährt. Seit dem Jahr 2010 wurden neun Verdachtsfälle angezeigt. Aktuell werden zwei Fälle untersucht.
Seit dem Jahr 2011 überprüft das Bistum Speyer die Führungszeugnisse von allen hauptamtlichen Mitarbeitern und seit dem Jahr 2014 auch von ehrenamtlichen Mitarbeitern, die im Feld der Kinder- und Jugendhilfe tätig sind. Das Bistum hat sich vor sechs Jahren eine Präventionsordnung gegeben und einen Präventionsbeauftragten eingesetzt. Alle Mitarbeiter in der Seelsorge und alle Lehrkräfte katholischer Schulen haben seitdem an Schulungen zur Prävention von sexuellem Missbrauch teilgenommen. Darüber hinaus wurden 15 Lehrerinnen und Lehrer an katholischen Schulen zu Fachkräften für Präventionsmaßnahmen ausgebildet. Für die Jugendarbeit hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend einen eigenen Verhaltenskodex ausgearbeitet und eigene Broschüren und Arbeitsmaterialien veröffentlicht.
Weitere Informationen zum Thema Hilfe bei sexuellem Missbrauch:
http://www.bistum-speyer.de/2/rat-und-hilfe/hilfe-bei-sexuellem-missbrauch/
Weitere Informationen zum Thema Prävention:
http://www.bistum-speyer.de/2/rat-und-hilfe/praevention-von-sexuellem-missbrauch/
Text und Foto: is