Mittwoch, 11. Januar 2017

Priesteramtskandidaten reisen mit Bischof zum Niederrhein

Die Priesteramtskandidaten mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (untere Reihe 3. von links) und Regens Markus Magin (untere Reihe 5. von links) 

Ziele waren unter anderem das Marienwallfahrtsort Kevelaer, Xanten, Kalkar und Steyl in den Niederlanden

Kevelaer. Zu einer gemeinsamen Fahrt sind Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und 13 Priesteramtskandidaten des Bistums mit dem Regens des Priesterseminars Markus Magin vom 1. bis 5. Januar an den Niederrhein gereist. Neben dem bedeutenden Marienwallfahrtsort Kevelaer standen Besuche in Xanten, Kalkar und Steyl in den Niederlanden auf dem Programm. Gemeinsame Reisen haben den Bischof und das Seminar in den Jahren zuvor bereits in das Erzbistum Paderborn, nach Israel und nach Rom geführt. Wie bei den bisherigen Fahrten bot auch der diesjährige Ausflug Gelegenheit zum intensiven geistlichen und menschlichen Austausch, der angesichts der unterschiedlichen Studien- und Praktikumsorte der Seminaristen im Jahreslauf nicht immer leicht möglich ist.

Erste Station der Reise, die am Neujahrstag in Speyer begonnen hatte, war Kevelaer, wo die Gruppe im dortigen „Priesterhaus“ in direkter Nachbarschaft zur Gnadenkapelle und zur Wallfahrtsbasilika untergebracht war. Kevelaer, das für den norddeutschen Raum und die benachbarten Beneluxländer eine ähnlich große Bedeutung hat wie Altötting für Süddeutschland, blickt in diesem Jahr auf eine 375 Jahre alte Wallfahrtstradition zurück und wird von annähernd 800.000 Pilgern pro Jahr besucht. Neben einer Teilnahme am abendlichen Marienlob und einer Heiligen Messe in der „Kerzenkapelle“, der ersten Wallfahrtskirche Kevelaers aus dem 17. Jahrhundert, brachte eine Führung durch den stellvertretenden Bürgermeister (der die Gruppe auch an den Folgetagen fachkundig begleitete) den Speyerer Besuchern die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten Kevelaers nahe. Besonderer Höhepunkt am zweiten Tag der Reise war die eindrucksvolle Demonstration der Orgel der Wallfahrtsbasilika aus dem frühen 20. Jahrhundert, einem der größten Instrumente der romantischen Bauart überhaupt. Der Bischof und einer der Seminaristen ließen es sich denn auch nicht nehmen, die Kraft dieser ungewöhnlichen Orgel selbst zu testen. Über die besonderen Herausforderungen der Wallfahrtsseelsorge berichtete am Abend der Kaplan der Wallfahrtspfarrei. Ein deutlicher Trend zu Einzelpilgern scheine neben die bislang vorherrschende klassische Wallfahrt zu treten. Dies stelle die Seelsorge vor neue Aufgaben und Herausforderungen, sei aber auch ein positives Zeichen dafür, dass Kevelaer einen weiterhin lebendigen Anziehungspunkt sowohl für kirchenfromme Katholiken wie für säkulare Sinnsucher darstelle.

Der dritte Tag galt weiteren Attraktionen des Niederrheins, nämlich dem Dom zu Xanten und der mit bedeutender Kirchenkunst gesegneten Stadt Kalkar. Der Dom zu Xanten, entstanden zur gleichen Zeit wie der größere Dom zu Köln, bietet neben großer romanischer und vor allem gotischer Architektur auch einen bewegenden Ort des Märtyrergedenkens. In der Krypta des Domes werden neben Märtyrern der frühesten christlichen Zeit, etwa dem Heiligen Viktor, auch die Reliquien von Märtyrern des NS-Regimes verehrt, unter ihnen der bekannte Selige Karl Leisner. Bei einer Heiligen Messe in der Krypta rief Bischof Wiesemann die besondere Berufung der Christen in Erinnerung, menschenfeindlichen Tendenzen in jeder Epoche neu zu widerstehen. Die Kleinstadt Kalkar, früher eher bekannt durch die heftigen Konflikte um den „Schnellen Brüter“ und die Atomkraft, ist zugleich eine wichtiges Zentrum der Kirchenkunst des 15. und 16. Jahrhunderts. In einer lebendigen Führung durch die St.-Nicolai-Kirche erläuterte der örtliche Pastor van Doornick den reichen Schatz an geschnitzten Altären und Altartafeln.

Der folgende Tag galt einem Besuch in Steyl in den Niederlanden, dem Sitz der Gesellschaft des göttlichen Wortes, besser bekannt als die „Steyler Missionare“. Wie die Speyerer in der sehr engagierten Erläuterung durch eine Schwester der „Dienerinnen des Heiligen Geistes“ erfuhren, ist Steyl Sitz dreier voneinander unabhängiger großer Kongregationen. Neben der bekanntesten männlichen und einer weiblichen Missionsgesellschaft zählt hierzu auch eine Kongregation von Anbetungsschwestern, die wegen ihres besonderen Ordensgewands auch als „Rosa Schwestern“ bekannt sind. Gegründet wurden alle drei Kongregationen vom Heiligen Arnold Janssen, der in den Hochzeiten des Bismarckschen „Kulturkampfs“ am Ende des 19. Jahrhunderts wegen der Unmöglichkeit einer Ordensgründung in Deutschland in die benachbarten Niederlande ausweichen musste, ein interessanter Einblick in die neuere Kirchengeschichte und die Herausforderungen, die die Kirche auch schon in früheren Zeiten bestehen musste.

Als Zwischenstation auf der Heimreise am fünften Tag besuchte die Gruppe den Gasometer in Oberhausen, ein gewaltiges Industriedenkmal, das dem Speyerer Dom in seinen Ausmaßen nicht nachsteht. Die Ausstellung „Wunder der Natur“ erlaubte einen faszinierenden Einblick in die Geheimnisse des Lebens am Schnittpunkt von Naturwissenschaft und Glaube. Da zudem auch an allen Tagen das gemütliche Beisammensein nicht zu kurz gekommen war, konnte die Speyerer Gruppe in gelöster Stimmung von einer schönen Reise nach Hause zurückkehren. 

Text: Stefan Häußler / Foto: Thomas Ott