Dienstag, 27. Juni 2017
„Spielplatz cool – Hundekacke doof“
Eltern aus Speyer-West analysieren mit den Kitas und dem Caritas-Zentrum ihren Stadtteil
Speyer. Kindergartenkinder und ihre Eltern und Erzieher aus Speyer West haben sich am 22. Juni im Pfarrheim von St. Hedwig zur „Zukunftsfabrik Speyer West“ getroffen. Sie diskutierten mit Experten und Mitarbeitern des Caritas-Zentrums Speyer über die Situation in ihrem Stadtteil. Das Treffen war Teil eines Konzeptes zur Sozialraumanalyse, das das Caritas-Zentrum zusammen mit den Kindertagesstätten in Speyer West seit zwei Jahren durchführt.
Gerade die Verkehrssituation ist für die Eltern ein Dorn im Auge. Zoder forderte beispielsweise wiederholte unangekündigte Verkehrskontrollen vor dem Kindergarten. Dort würde das rüpelhafte Verhalten von Autofahrern und Radfahrern die Kinder gefährden. Außerdem beklagten sie einen Mangel an Anwohnerparkplätzen und forderten, dass Parkplätze markiert werden sollten. „Auf der Wiese vor der Edith Stein Schule könnte ein Parkplatz geschaffen werden“, schlug eine Mutter vor. Eine andere forderte Geschwindigkeitsmesser. Außerdem war den Eltern aufgefallen, dass die Fahrpläne an den Bushaltestellen schlecht zu lesen seien.
Dem Vertreter der Stadt Speyer, der leider nicht gekommen war, hätten die Eltern gerne erzählt, dass sie sich über den Hundekot im Stadtviertel oder verunreinigte Spielplätze sehr ärgern. Sie hätten ihm auch gerne gesagt, dass nach der Fällung der Bäume im Woogbachtal der Schatten fehlt.
Viel Lob bekam Peter Görtz, der kaufmännischen Leiter der Bäckerei Görtz, über den Berliner Platz zu hören. Nur das Wasser des Springbrunnens müsste sauberer sein und ein Sonnensegel auf dem Spielplatz installiert werden. Görtz versprach, sich dafür einzusetzen. Außerdem hätten die Eltern gerne einen Döner-Imbiss am Berliner Platz. In der Umgebung wären weitere Einkaufsmärkte wünschenswert. „Hier im Stadtteil könnten wir eine Filiale der Speyerer Tafel gut gebrauchen“, sagt eine Mutter. Generell wünschten sie sich mehr Informationen über ihren Stadtteil, würden die Stadtteilzeitung gerne nach Hause bekommen. Ein Pflegestützpunkt in der Nähe wäre auch schön. An einigen Stellen würden Fahrradständer fehlen und es wäre schön, wenn es Leihfahrräder nicht nur am Berliner Platz gäbe.
Während die Eltern mit Peter Görtz, dem Diakon Paul Nowicki und Vertretern des Caritas-Zentrums und Erzieherinnen diskutierten, machte sich der Nachwuchs auf den Weg in die Kinder-Zukunftsfabrik. Mit bunten Stiften malten sie, was ihnen gefällt und was nicht: „Die Spielplätze sind cool, die Hundekacke ist doof, weil man nicht auf der Wiese spielen kann. Der Berliner Platz ist schön, das Woogbachtal auch, aber es fehlt der Schatten zum Spielen bei heißem Wetter“. Die Kinder hatten es schnell auf den Punkt gebracht.
„Wenn Hilfsangebote für Familien entwickelt werden sollen, dann macht man das am besten zusammen mit den Familien. Die Leute sind mündig genug, für sich selbst zu sprechen“, sagt Pascal Thümling, Leiter des Caritas-Zentrums. Begonnen hat die Arbeit mit den Eltern vor einem Jahr mit einer Stadtteil-Ralley durch Speyer West. Ausgestattet mit Fragebögen und Kameras sind Familien mit offenen Augen durch ihren Stadtteil gegangen und haben überlegt, was ihnen gut gefällt, wo es noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt oder was ihnen persönlich am Herzen liegt. Sabrina Wöhlert, Leiterin der Kindertagesstätte St. Elisabeth erklärt, dass sich dabei vier Themengebiete herauskristallisiert haben: Der Berliner Platz mit der Bäckerei Görtz als gelungenes Zentrum im Stadtteil, die oft unbefriedigende Situation im Straßenverkehr und in Parks und öffentlichen Anlagen und Angebote von Institutionen. Die Eltern haben damals selbst Vorschläge gemacht, mit welchen Experten sie darüber reden möchten.
So kam es nun zur Veranstaltung: „Zukunftsfabrik Speyer West“. Eingeladen waren neben Peter Görtz und Paul Novicki auch Steffen Schwendy, der für die Stadt Speyer für Planung der öffentlichen Grünflächen zuständig ist, und Polizeioberkommissar Matthias Michel von der Jugendverkehrsschule Speyer. Eltern und Organisatoren haben es sehr bedauert, dass die beiden Vertreter von Stadt und Polizei unentschuldigt nicht zum Treffen gekommen waren. „Schade, wir hätten ihnen einiges zu sagen gehabt“, sagt Bernd Zoder, Vater eines Kindergartenkindes.
Sabrina Wöhlert und Pascal Thümling möchten nun die Ergebnisse der Zukunftsfabrik den Vertretern der Stadt Speyer und der Jugendhilfe vorstellen. Abgeschlossen ist das Projekt damit allerdings noch nicht. „Sozialraumanalyse gehört auch zur Arbeit einer Kindertagesstätte", findet Sabrina Wöhlert.
Text / Foto: Christine Kraus
