Freitag, 15. September 2017

Auf der Suche nach Schutz, Sicherheit und einer Zukunftsperspektive

Sehr gefragt ist Schwangerschaftsberatung der Caritas. 

Die Schwangerschaftsberatung des Caritasverbandes für die Diözese Speyer bietet schwangeren Frauen mit Flucht- und Zuwanderungshintergrund Hilfe und Unterstützung in ihrer schwierigen Situation - Kundenzahlen haben sich in den vergangenen Jahren stark erhöht

Speyer. Auf der Flucht vor Kriegen, Hunger und Not kommen viele Menschen auf der Suche nach Hilfe nach Deutschland. Unter ihnen sind auch viele schwangere Frauen. Wenn sie in Deutschland ankommen, suchen viele Rat und Hilfe in der Schwangerschaftsberatung der Caritas. In den acht Caritas-Zentren der Diözese Speyer ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Ratsuchenden in stark angewachsen. 

Die Kundinnen aus anderen Kulturen brachten neue, komplexe Problemlagen für die Beraterinnen im Fachdienst Schwangerschaftsberatung mit. Um mit dieser Herausforderung umgehen zu können, wurden die Beraterinnen fachlich begleitet und die Beratung angesichts der besonderen Situation weiterentwickelt. 

Allein die große Zahl der ratsuchenden Frauen stellte eine Herausforderung für die Schwangerschaftsberatung in den acht Caritas-Zentren Germersheim, Homburg und St. Ingbert, Kaiserslautern, Landau, Ludwigshafen, Neustadt, Pirmasens und Speyer dar. Waren es 2014 noch 2395 Frauen, so kamen im Jahr 2015 insgesamt 2430 Frauen, die Zahl erhöhte sich 2016 auf 2546 Frauen. Ein besonderer Schwerpunkt der Beratung lag auf Frauen aus Nicht-EU-Ländern: Hier hat sich die Zahl der Ratsuchenden in diesen drei Jahren sogar verdreifacht. 

In die Schwangerschaftsberatung kamen viele Frauen, die aus ihrer Heimat, meist Syrien und Somalia, geflüchtet waren.  „Die Frauen kamen erschöpft und mit großer Verunsicherung an“, berichten die Fachberaterinnen zum Beispiel aus dem Caritas-Zentrum Kaiserslautern. Ihre Kolleginnen machten an den anderen Standorten der Caritas-Zentren ähnliche Erfahrungen. Die geflüchteten Frauen waren einer hohen physischen und psychischen Belastung ausgesetzt: „Frauen in der Schwangerschaft sind besonders schutzbedürftig - und Schwangere, die ihre Heimat verlassen und alles Vertraute aufgeben müssen, sind dies erst recht“, betonen die Beraterinnen. 

Angesichts des Flucht- und Migrationshintergrunds hatten die Frauen viele drängende Anliegen und Sorgen.  „Die Frauen hatten Schlimmes erlebt und wollten Schutz, Sicherheit und Perspektiven“, beschreibt Christine Lampert,  Referentin für Schwangerschaftsberatung, Frühe Hilfen und Familienhilfe, die prekäre Situation der Ratsuchenden. Zudem hatten die Frauen Angst, dass die Flucht ihrem ungeborenen Kind schaden könne.

Zunächst klärten die Beraterinnen mit den Kundinnen Kernfragen, wie die Vorsorge bis zur Geburt, die Planung der Geburt, die Vorbereitung darauf und die Nachbereitung sowie natürlich die notwendige Ausstattung für Mutter und Kind. Doch die Frauen beschäftigten auch existentielle Fragen, wie, ob sie bleiben dürfen und wie es ihren Angehörigen geht, die in den Krisengebieten zurückgeblieben waren.  Für die Mitarbeiterinnen der Schwangerschaftsberatung waren diese vielschichtigen Probleme und schwierigen Notsituationen eine Herausforderung. „Die Beratungen waren sehr zeitintensiv“, berichtet Christine Lampert.

Eine Unterstützung war in diesen Fällen die integrierte Beratung in den Caritas-Zentren. So wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachdienstes Migration und Integration hinzugezogen. Dies war auch wichtig angesichts der verschiedenen Regelungen des Bleiberechts. Hier bildeten Kundinnen aus osteuropäischen EU-Ländern wie Rumänien und Bulgarien eine besondere Gruppe. Im Rahmen der EU-Freizügigkeit können Menschen in Deutschland arbeiten, sofern sie einen Arbeitsplatz finden. Wenn dies nicht der Fall ist, gibt es für sie keine Perspektive und sie müssen in ihr Heimatland zurück, da es als sicheres Land gilt. 

Eine weitere Gruppe bildeten die Frauen aus osteuropäischen Nicht-EU-Ländern wie Serbien, Albanien, Bosnien und Herzegowina. Sie kommen ebenfalls auf der Suche nach einem Auskommen für ihre Familie nach Deutschland. „Sie bereiten uns noch viel mehr Kummer, denn für diese Menschen gibt es überhaupt keine Möglichkeiten, hier zu bleiben“, informiert Christine Lampert. 

Auch die fehlenden Sprachkenntnisse und die Arbeit mit Übersetzern veränderte die Beratung, ebenso wie kulturelle Unterschiede. Jedoch erleben die Beraterinnen die Situation auch positiv: „Die geflüchteten Frauen wollten etwas darüber erfahren, wie die Stellung der Frau bei uns ist“, berichtet Christine Lampert aus der Erfahrung. Und  auf Seiten der Beraterinnen wurde die Herausforderung angenommen: „Wir haben Neugierde entwickelt, um die Menschen positiv anzunehmen und sie zu erreichen.“ Gleichzeitig gab es jedoch angesichts der fremden Kulturen auch grundsätzliche Überlegungen der Beraterinnen im Hinblick auf ihr Beratungsverständnis: „Wir beraten prinzipiell zur Selbsthilfe, ein Großteil der Kunden konnte das nicht verstehen“, berichtet Christine Lampert. Dass die Frauen die Chance bekommen sollten,  zu sagen, was sie brauchen, war daher ein wichtiges Anliegen in der Beratung, und es galt, dies den Kundinnen nahezubringen, die oft auch in Begleitung eines Mannes kamen, der für sie sprach. 

Auf jeden Fall wurde das Beratungsangebot der Caritas-Zentren in Verbindung mit ehrenamtlicher Hilfe von den ratsuchenden Frauen als Unterstützung empfunden. Viele Frauen kamen im Lauf der Zeit wieder in die Beratung, es hatte sich inzwischen ein Vertrauensverhältnis zur Beraterin entwickelt. Auch von Seiten der kommunalen Behörden gab es positive Rückmeldungen zur Zusammenarbeit mit den Caritas-Zentren bei der Beratung der Geflüchteten. 

Zudem ist inzwischen auch die Vernetzung der Ehrenamtlichen verbessert worden und das Schulungsangebot für sie ausgebaut worden. Insgesamt hätten die Herausforderungen einen Qualitätsschub in der Arbeit der Caritas bewirkt. Stolz sind die Beraterinnen auch darauf, dass sie den Frauen nachhaltig helfen konnten, in ihrer neuen Heimat anzukommen: „Wir konnten dazu beitragen, dass die Frauen sich hier beheimatet fühlen“, berichtet Christine Lampert. 

Kontakt:

Caritas-Zentrum Germersheim
17er Straße 1
76726 Germersheim
Telefon: 07274 94910
www.caritas-zentrum-germersheim.de 

Caritas-Zentrum Kaiserslautern
Engelsgasse 1
67657 Kaiserslautern
Telefon: 0631 36120-222
www.caritas-zentrum-kaiserslautern.de

Caritas-Zentrum Landau
Königstraße 39/41
76829 Landau
Telefon: 06341 9355110
www.caritas-zentrum-landau.de

Caritas-Zentrum Ludwigshafen
Ludwigstraße 67-69
67059 Ludwigshafen
Telefon: 0621 598020
www.caritas-zentrum-ludwigshafen.de  

Caritas-Zentrum Neustadt
Schwesternstraße 16
67433 Neustadt
Telefon: 06321 39290 
www.caritas-zentrum-neustadt.de

Caritas-Zentrum Pirmasens
Klosterstraße 9a
66953 Pirmasens
Telefon: 06331 274010
www.caritas-zentrum-pirmasens.de  

Caritas-Zentrum Saarpfalz
Schanzstraße 4
66424 Homburg
Telefon: 06841 93485-0
 www.caritas-zentrum-saarpfalz.de  

Caritas-Zentrum Speyer
Ludwigstraße 13a
67346 Speyer
Telefon: 06232 8725-112
www.caritas-zentrum-speyer.de


Text/Foto: Caritasverband Diözese Speyer