Freitag, 15. September 2017

Vorsitzende der Gemeindeausschüsse berichten von ihren Erfahrungen

 

Erster Austauschabend im Pfarrzentrum St. Theresia in Kaiserslautern - Weitere Treffen in Homburg und Landau geplant

Kaiserslautern. Das neue Seelsorgekonzept im Bistum hat zu einer tiefgreifenden Umstrukturierung geführt. Anfang 2016 wurden 70 Pfarreien errichtet, die 376 Gemeinden umfassen, mit je einem eigenen Gemeindeausschuss. Das Gremium soll laut Satzung das kirchliche Leben vor Ort koordinieren und dabei möglichst eng mit dem Pfarreirat und dessen Sachausschüssen zusammenarbeiten. Doch wie gelingt diese Aufgabe? Welche Erfahrungen wurden bisher gemacht? Um diese Fragen zu erörtern, lädt das Bischöfliche Ordinariat die Vorsitzenden der Gemeindeausschüsse an drei verschiedenen Orten zu einem Austauschabend ein. Der erste fand am 13. September im Pfarrzentrum St. Theresia in Kaiserslautern statt.

„Uns interessiert, wie die Situation vor Ort ist“, sagte Marius Wingerter, Referent für Räte, der die Veranstaltung leitete. „Der Abend soll dazu dienen, über Ihre Erfahrungen zu berichten, sich untereinander auszutauschen, von dem Erzählten vielleicht zu lernen und zu profitieren.“ Das ließen sich die 22 Teilnehmer, die aus Homburg bis Ludwigshafen gekommen waren, nicht zweimal sagen. So unterschiedlich die Anzahl der Gemeinden in den einzelnen Pfarreien ist, so verschieden war das, was die Gemeindeausschussvorsitzenden zu berichten hatten. Viel Entscheidungsfreiheit und Spielraum bei den einen, ein kleiner Aktionsradius bei anderen.

„Wir regeln autark, was zu regeln ist, mit Rückbindung an den Pfarreirat. Das funktioniert gut“, wusste ein Vorsitzender zu erzählen. Nicht so eine andere Stimme: „Wir erleben unsere Arbeit als Einbahnstraße. Sie verpufft, weil vieles zentral geregelt ist. Aber wir möchten mitwirken können und nicht nur hinterm Salatbüffet stehen. Wir sind schließlich kein Festkomitee.“ Die Unterschiedlichkeit zeigte sich ebenfalls in der Teilnahme von Mitgliedern des Pastoralteams an den Treffen des Gemeindeausschusses. Auch wenn sie nicht in den Gemeindeausschuss gehören, kommt in sieben Gemeinden regelmäßig ein Pfarrer oder Pastoralreferent regelmäßig zu den Sitzungen. „Es ist wichtig und hilfreich, einen konstanten Ansprechpartner zu haben“, beschrieb eine Teilnehmerin den Vorteil. „Das erleichtert die Kommunikation und ist außerdem Zeichen der Wertschätzung den Ehrenamtlichen gegenüber.“ Eine Interessenbekundung, die wiederum andere vermissen, zusammen mit einer besseren Führungs- und Entwicklungsstruktur - allerdings nicht ohne Verständnis für die zunehmend schwierige Situation der Pfarrer zu haben. Gerade in Pfarreien mit vielen Gemeinden bleibe ihnen aufgrund der großen Belastung und des vollen Terminkalenders für vieles keine Zeit. Unter den zahlreichen Aufgabenbereichen leide die Verbindung zu den Ehrenamtlichen und Gemeinden. Mancherorts sehe man den Pfarrer nur noch im Gottesdienst. „Pfarrer sind heute mehr Manager als Seelsorger. Das geht zu Lasten der pastoralen Nähe und eines guten Informationsflusses“, waren sich die meisten einig und übten in diesem Zusammenhang Kritik an der Abschaffung der Kirchenrechner. „Damit wurde auf viele Kompetenzen verzichtet, und die Pfarrer müssen es jetzt ausbaden.“ Es sei dringend nötig, die Geistlichen zu entlasten und ihnen einen Verwaltungsexperten zur Seite zu stellen, wolle man nicht riskieren, dass der Kontakt zu den Gemeinden noch mehr verloren gehe.

Trotz der umfangreichen Mängelliste kamen positive Meldungen nicht zu kurz. In manchen Pfarreien seien die Grenzen zwischen den Gemeinden aufgebrochen. Das ermögliche es, etliches gemeinsam neu zu gestalten. Dass der Gemeindeausschuss große Freiheiten genießt, begrüßte die Mehrzahl. Es hänge von den Ehrenamtlichen ab, wie lebendig das Gemeindeleben vor Ort ist. Das sei eine ernst zu nehmende Verantwortung, aber auch ein Spannungsfeld zwischen Spielraum und Machbarem.

Am Ende des regen Austauschs konnte auch Marius Wingerter eine Fülle von Informationen mit auf den Weg nach Speyer nehmen. „Es bleibt spannend, wie es weitergeht und ob Bewegung in manches kommt“, sagte er und dankte den Teilnehmenden für ihre aufschlussreichen Erfahrungsberichte.

 

Text und Foto: Friederike Jung