Dienstag, 01. Februar 2022
Vom Priesterseminar zum Pastoralseminar
Interview mit Regens Markus Magin zum neuen Konzept des Hauses
Speyer. Das Speyerer Priesterseminar wurde 1956 zur Ausbildung der Priesterkandidaten des Bistums eröffnet. Seit Januar 2019 trägt es den Namen „Priesterseminar St. German – Pastoralseminar des Bistums Speyer“ und im Dezember 2021 wurde für das Seminar als einem der Segensorte im Bistum ein neues Konzept festgelegt. In einem Interview erklärt der Leiter des Hauses, Regens Markus Magin, die Hintergründe dieser Entwicklung.
Was steckt hinter der Erweiterung zum Pastoralseminar?
In den zurückliegenden sechs Jahrzehnten hat das Speyerer Priesterseminar über die Priesterausbildung hinaus immer wieder neue Aufgaben übernommen, die hauptsächlich im Bereich der Ausbildung lagen. Dazu gehörten die Ausbildung der Diakone wie auch die pastoralpraktische Ausbildung der Pastoralreferentinnen und -referenten nach ihrem Studium. Schließlich wurde dem Seminar vor einigen Jahren auch für die Gemeindereferentinnen und -referenten die Verantwortung für die Ausbildungsphase nach dem Studienabschluss übertragen. Seit mehr als 10 Jahren gestalten wir darüber hinaus die gemeinsamen Ausbildungsteile der pastoralpraktischen Ausbildung der Priesterkandidaten für die Bistümer Bamberg, Eichstätt und Würzburg. Schließlich übernahm unser Haus zum Januar 2019 die Verantwortung für die gesamte Ausbildung aller pastoralen Berufsgruppen in unserem Bistum. So hat sich das ursprüngliche Priesterseminar in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Haus der Ausbildung mit Schwerpunkt pastoralpraktische Ausbildung weiterentwickelt.
In den zurückliegenden Jahren, in besonderer Weise seit der Generalsanierung des Hauses 2015 bis 2017, wird das Pastoralseminar auch vermehrt für Tagungen, Konferenzen, Sitzungen, geistlichen Begegnungen usw. genutzt. Da unsere Auszubildenden während ihrer Speyerer Ausbildungsphase nicht durchgängig bei uns im Haus sind, sondern immer wieder auch zu längeren Einsätzen und Praktika in verschiedenen Pfarreien, ist das ganz gut möglich.
Wie kam es aber nun zu einem eigenen Konzept für das Pastoralseminar?
Es war uns zu wenig, einfach nur die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die Bistumsvision spricht davon, dass viele Menschen heute auf der Suche nach Segenserfahrungen sind und damit auch nach Segensorten. Solch ein Segensort möchte das Seminar sein. Nicht nur mit unseren Räumlichkeiten, sondern auch mit all dem, was das Seminar an Kompetenzen und Möglichkeiten des Dozentenkollegiums, der Bibliothek, der Gottesdiensträume zu bieten hat, möchten wir die pastorale Arbeit unseres Bistums unterstützen und so etwas vom Segen Gottes erfahrbar machen.
Das Seminar ist also im doppelten Sinne ein Pastoralseminar. Wir gestalten zum einen die Ausbildung der pastoralen Berufe und unterstützen zum anderen die pastorale Arbeit des Bistums mit all unseren Möglichkeiten.
In Absprache mit unserem Bischof wurde vor rund drei Jahren eine kleine Arbeitsgruppe gebildet, die neben meiner Person aus Vertretungen der verschiedenen Hauptabteilungen des Bischöflichen Ordinariates zusammengesetzt war. Diese Arbeitsgruppe hat das nun vorliegende inhaltliche Konzept des Pastoralseminar gemeinsam erarbeitet.
Zu welchen Themen sollen in Zukunft Fortbildungen angeboten werden und welche Zielgruppen haben Sie im Blick? Mit wem kooperieren Sie?
Ein erster Schwerpunkt in diesem Konzept ist ausgehend von der Ausbildung die Unterstützung der Verantwortlichen des Bischöflichen Ordinariates in der Fort- und Weiterbildung, wie ganz allgemein der Begleitung der Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten des Bistums. Hinzu kommt als zweiter Schwerpunkt die Unterstützung der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen. Das Pastoralseminar ist ein idealer Ort der Vernetzung der Bildungsarbeit von Haupt- und Ehrenamt.
Überhaupt wird es künftig darum gehen, in einem Haus, in dem sich so viele Gruppen, Kreise, Verbände, Pfarreien und weitere Gruppierungen unseres Bistums begegnen, der Begegnung und Vernetzung der verschiedenen Ebenen, Dienste und Aufgabenbereiche unseres Bistums zu dienen. Diese Vernetzungsaufgabe stellt einen dritten Schwerpunkt dar.
Über diese Aufgabenbereiche hinaus wird unser Bischof einen Seminarbeirat berufen, der sich regelmäßig darüber Gedanken machen soll, welche Arbeitsschwerpunkte unseres Bistums, die sich aus der Visionsarbeit ergeben, aufgegriffen werden müssten und welche Unterstützungsangebote das Bistums braucht. Daraus werden sich immer wieder andere Themenschwerpunkte ergeben.
In diesem Jahr wollen mit zwei Schwerpunkten beginnen. Die Kirche in Deutschland hat sich in großen Krisen auf einen Weg der Erneuerung begeben. Der Synodale Weg, seine Inhalte wie auch die Möglichkeit der Mitarbeit an Themen sollen im Mittelpunkt eines großen Studientages am 12. Februar für Haupt- und Ehrenamtliche unseres Bistums stehen.
Bei einem weiteren Arbeitsschwerpunkt geht es um das Thema Trauerseelsorge, ein Themenfeld, das in der seelsorglichen Arbeit schon immer von besonderer Bedeutung war. Durch die Herausgabe eines Buches zum Sterbesegen oder auch durch die Diskussion um die Frage nach Ehrenamtlichen im Beerdigungsdienst hat sie für uns gerade im Moment eine ganz besondere Bedeutung. Eine Reihe von acht Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Referat für Trauer- und Hospizseelsorge des Bischöflichen Ordinariates dient der Begleitung der Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich in dieser Seelsorgeaufgabe engagieren.
Zum Haus gehören auch die Bibliothek und die Seminarkirche. Welche Funktion haben diese Orte im Rahmen des Profils des Seminars?
Unsere Bibliothek St. German zählt zu den größten theologischen Fachbibliotheken im Südwesten Deutschlands. Von einer kleinen Hausbibliothek des Priesterseminars hat sie sich im Laufe von rund 200 Jahren zur großen öffentlichen Diözesanbibliothek entwickelt. Allen, die sich in unserem Bistum haupt- oder ehrenamtlich engagieren, stellt sie Literatur und Arbeitsmedien zur Verfügung, um ihnen so – mit den Worten der Bistumsvision gesprochen – dabei zu helfen, zum Segen für andere zu werden. Ganz egal, ob es um die religiöse Erziehung in Familie, Kindergarten oder Schule geht, ob Studierende Literatur für ihre Studienfächer suchen oder Arbeitshilfen für die Gemeindearbeit gebraucht werden, für alle diese Bereiche bietet die Bibliothek Literatur und Arbeitshilfen an. Gleichzeitig unterstützt sie mit der vorhandenen Literatur natürlich die Ausbildungsaufgabe des Pastoralseminars wie auch die verschiedenen Veranstaltungen, die über die Ausbildung hinaus im Haus stattfinden.
Auch die Seminarkirche St. German ist heute ganz unmittelbar ein Segensort nicht nur für die Seminargemeinschaft, sondern weit darüber hinaus. Neben der kleinen Nardini-Kapelle, die vor allen Dingen für das persönliche Gebet und die Gottesdienste der Ausbildungsgemeinschaft genutzt wird, steht die Seminarkirche als zweite bischöfliche Kirche nach dem Dom für diözesane Gottesdienste wie Beauftragungen, Erteilung der Missio Canonica und viele andere Gottesdienste des Bistums zur Verfügung. Durch verschiedene Gottesdienstangebote, zuallererst den regelmäßigen Sonntagsgottesdienst, dann aber auch viele andere Gottesdienstformen wie zum Beispiel die monatlichen Trauerandachten, gliedert sie sich in die Gottesdienstangebote der Pfarrei und des Bistums ein. Darüber hinaus stellt sie einen Ort dar, an dem neue Gottesdienstformen eingeübt und exemplarisch eine Vielfalt von Gottesdiensten gefeiert werden können.
Schließlich ist sie als Ort des persönlichen Gebetes und schwerpunktmäßig des Gebetes um Berufungen ein ganz besonderer Segensort für unser Bistum.
Weitere Informationen: https://www.priesterseminar-speyer.de/
Foto: Bistum Speyer