Montag, 16. Mai 2022
Reaktionen auf Entscheidung von Andreas Sturm
Diözesanversammlung, Katholikenrat, BDKJ und andere Gruppierungen nehmen Stellung – Dank und Würdigung seines Engagements im Bistum
Speyer. Die Entscheidung von Andreas Sturm, vom Amt des Generalvikars zurückzutreten und aus dem Dienst des Bistums auszuscheiden, hat viele Reaktionen ausgelöst. In Stellungnahmen äußern sich der Vorstand der Diözesanversammlung, der Katholikenrat, der BDKJ und andere Gruppierungen.
Stellungnahme des Vorstandes der Diözesanversammlung
Die Entscheidung von Andreas Sturm, sein Amt als Generalvikar im Bistum Speyer abzugeben, macht uns betroffen. Zusammen mit seinen vielfältigen Aufgaben, die die Position des Generalvikars mit sich bringt, ist es in der momentanen kirchlichen Situation nachvollziehbar, dass dieses Wirken sehr viel Kraft kostet. Für unsere altkatholischen Schwestern und Brüder wird er als Seelsorger ein Segen sein.
Andreas Sturm hat viele Themen in unserem Bistum vorangebracht. Gemeinsamt mit haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen hat der das synodale Gremium unseres Bistums mit auf den Weg gebracht. Er stand in den letzten vier Jahren seiner Amtszeit als Generalvikar vor allem für die Aufarbeitung des Missbrauchs in der katholischen Kirche und für Geschlechtergerechtigkeit. Für diese klaren Positionierungen und das Voranbringen der Themen, die viele Gläubige bewegen, sind wir ihm sehr dankbar.
Die Gründe des Rücktritts können wir nachvollziehen und doch bedauern wir, einen menschennahen Fürsprecher, der für eine moderne Kirche steht, nicht mehr als „Mitstreiter“ an unserer Seite zu wissen.
Die Diözesanversammlung bedankt sich bei Andreas Sturm für die gute Zusammenarbeit und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute und Gottes Segen.
Für den Vorstand der Diözesanversammlung: Gaby Kemper, Maria Lajin, Klaus Scheunig
Stellungnahme des Katholikenrats im Bistum Speyer zum Rücktritt von Andreas Sturm und Neuantritt von Markus Magin als Generalvikar
Mit Bedauern nahmen wir den Rücktritt von Andreas Sturm in seinem Amt als Generalvikar wahr.
Als Katholikenrat setzen wir uns für eine menschenfreundliche Kirche ein, die Diskriminierung und Machtmissbrauch in ihren eigenen Strukturen bekämpft und Schutzräume schafft. Gerade nach den dramatischen Erkenntnissen in unserem Bistum von Missbrauch sprechen wir uns deutlich für die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unserem Bistum und deutschlandweit aus.
„Gerade in diesen Themen, welche Veränderungen in unseren Kirchen bedürfen, war Andreas Sturm eine Person, die einem Zuversicht gab.“ sagt Hede Strubel-Metz, Vorstandsmitglied des Katholikenrates.
Den Schritt den Andreas Sturm nun geht, wirkt authentisch und wir respektieren diese Entscheidung.
Die aktuelle Situation in Kirche lässt viele Menschen, nicht nur in unserem Bistum, zweifeln, ob sich alte Strukturen noch verändern lassen. „Wir als Katholikenrat des Bistums glauben daran, dass es sich weiterhin lohnt, für eine neue menschenfreundliche Kirche einzusetzen. Hierfür ist es aber notwendig, dass wir den Kurs, den auch Andreas Sturm mitgeprägt hat, in unserem Bistum beibehalten“, erklärt Stefan Angert, Vorstandsmitglied des Katholikenrats.
„Es darf nicht von der Person Andreas Sturm abhängen, dass in unserem Bistum weiterhin konsequent Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt betrieben wird und dabei stets die Betroffenen in den Blick genommen werden. Es darf nicht von der Person Andreas Sturm abhängen, dass sich weiterhin für queere Menschen eingesetzt wird, die täglich in unserer Kirche Diskriminierung erfahren. Es darf nicht von der Person Andreas Sturm abhängen, dass wir weiterhin eine Kirche schaffen wollen, in der neue Leitungsformen und Frauenförderung das Ziel sind und hierarchische Strukturen in Frage gestellt werden müssen. Daher wünschen wir als Katholikenrat, dass unser Bischof und der neue Generalvikar Markus Magin diese Themen weiterhin in den Blick nehmen und die bereits begonnene gute Zusammenarbeit mit der evangelischen Landeskirche, die Förderung und Wertschätzung des Engagements von Ehrenamtlichen und der Einsatz für eine nachhaltige Kirche noch weiter ausbauen.“ ergänzt Theo Wieder, Vorstandsmitglied des Katholikenrates.
Wir bedanken uns bei Andreas Sturm für die gute Zusammenarbeit und das gemeinsame Ringen an vielen Themen.
Bischof Karl-Heinz Wiesemann benannte in einem Schreiben den bisherigen Regens, Pfr. Markus Magin, als künftigen Nachfolger von Andreas Sturm. Der Katholikenrat wünscht ihm alles Gute und Gottes Segen in seinem neuen Amt als Generalvikar. Wir freuen uns auf eine ebenso gute Zusammenarbeit.
Das Vorstandsteam des Katholikenrats: Stefan Angert, Thomas Heitz, Gabriele Kemper, Hede Strubel-Metz, Theo Wieder
Stellungnahme des BDKJ Speyer zum Rücktritt von Andreas Sturm als Generalvikar
Die Mitteilung, dass Andreas Sturm um die Entbindung aus seinem Amt als Generalvikar des Bistums Speyer gebeten hat, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Andreas Rubel und Thomas Heitz, Vorsitzende des Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum, zeigen sich angesichts dieser Nachricht betroffen: „Der Rücktritt von Andreas Sturm als Generalvikar hat uns überrascht und lässt uns auch nachdenklich zurück.“
Andreas Sturm hat in einer persönlichen Stellungnahme Gründe für seinen Rücktritt offen gelegt: "Ich habe im Lauf der Jahre Hoffnung und Zuversicht verloren, dass die römisch-katholische Kirche sich wirklich wandeln kann… - ich hatte einfach keine Kraft mehr.“
Dazu erklärt Thomas Heitz, Diözesanvorsitzender des BDKJ Speyer: „An vielen Stellen hat Andreas Sturm die Werte des BDKJ im Bistum vertreten und wichtige Reformprozesse mit auf den Weg gebracht. Wir können nachvollziehen, dass dieses Wirken viel Kraft kostet und verstehen die Gründe, die Andreas Sturm für sein Ausscheiden aus dem Dienst genannt hat. Gleichzeitig bedauern wir, dass mit ihm ein so großer Fürsprecher für eine menschennahe, moderne Kirche zu diesem Zeitpunkt geht.“
Andreas Sturm war vor seinem Amtsantritt als Generalvikar viele Jahre im BDKJ tätig – u. a. als Geistlicher Leiter der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) im DV Speyer und als Diözesanpräses des BDKJ. „Er hat vielen wichtigen Themen wie der Aufarbeitung des Missbrauches, der Implementierung von Schutzkonzepten zur Prävention und auch der Geschlechtergerechtigkeit im Bistum den Weg geebnet. Für das Vorantreiben dieser gemeinsamen Themen und das gemeinsame Ringen in Hoffnung auf eine Kirche der Zukunft sind wird ihm sehr dankbar.“, so Andreas Rubel, Geistliche Verbandsleitung des BDKJ.
Thomas Heitz hofft, dass diese Themen auch nach dem Rücktritt von Andreas Sturm weiter ein wichtiger Schwerpunkt in der Ausrichtung des Bistums bleiben: „Gerade in den aktuell laufenden Prozessen von Einsparmaßnahmen, Neuorientierung an der Bistumsvision, aber auch den vielfältigen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen, hoffen wir, dass unser Bistum auch künftig die richtigen Prioritäten setzen wird. Kirche muss wieder glaubwürdig werden und sich mit Leben anfüllen lassen, um ihrem Auftrag gerecht zu werden.“
Bischof Karl-Heinz Wiesemann benannte in einem Schreiben den bisherigen Regens, Pfr. Markus Magin als künftigen Nachfolger von Andreas Sturm. Diesem wünscht der BDKJ Gottes Segen für die neue Aufgabe und hofft auf eine gute Zusammenarbeit.
Stellungnahme der Berufsverbände der Pastoral- und Gemeindereferent*innen
"Wir, die Berufsverbände der Gemeindereferent:innen und Pastoralreferent:innen im Bistum Speyer, haben mit großem Bedauern den Rücktritt von Andreas Sturm als Generalvikar und sein Ausscheiden aus der röm.-kath. Kirche zur Kenntnis genommen. Wir haben großen Respekt für seine persönliche Entscheidung. Wir sind aber auch tief traurig, denn mit ihm verliert unser Bistum einen der wichtigsten Kämpfer für Öffnung, Demokratisierung und Erneuerung der katholischen Kirche. Von Herzen danken wir Andreas Sturm für sein Wirken als Generalvikar und seine stets offenen, ehrlichen, aufrüttelnden und mitmachenden Worte zu den wichtigen Themen unserer Kirche, aber auch in vielen anderen Belangen unseres Bistums. Wir werden ihn als guten Kollegen, als Mensch, Katholik und Priester vermissen.
Als Mitarbeiter:innen und als Katholik:innen fordern wir, dass die römisch-katholische Kirche und insbesondere wir, das Bistum Speyer, unermüdlich den Weg der Erneuerung weitergehen. Damit wir als Kirche in Zukunft ein Ort sind, bleiben und werden, in denen Menschen die Nähe Gottes spüren und Kraft und Segen für ihr Leben finden. Andreas Sturm wünschen wir für seinen weiteren persönlichen und beruflichen Lebensweg Gottes reichen Segen."