Freitag, 19. September 2025
Reformen ja, aber immer gemeinsam im Rahmen der Weltkirche

Seit 40 Jahren ist Bischof Wiesemann Priester und feiert am 10. Oktober im Dom zu Speyer sein Jubiläum © Klaus Landry
Im Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) wirft Bischof Wiesemann einen differenzierten Blick auf Zölibat und Frauenweihe. Zugleich hebt er die große Bedeutung der Einheit der Kirche hervor.
Speyer. Reformen ja, aber immer gemeinsam im Rahmen der Weltkirche. In Sachen Zölibat und Frauenweihe hat Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann im Interview mit der KNA klare Vorstellungen. Allerdings hält er nichts von Alleingängen einzelner Bischöfe, denn „die Einheit ist ein sehr hohes Gut, gerade in einer immer zerspalteneren Welt.“ Bischof Wiesemann wendet sich gegen die Interpretation einiger Medien, er würde auch nationale Alleingänge in grundlegenden Reformfragen der Kirche befürworten. Bischof Wiesemann im Interview: „Ich stelle mich nicht außerhalb, sondern ich versuche, innerhalb der Kirche etwas zu bewegen.“
Eine Aufhebung der ausschließlichen Verbindung von Priesteramt und Zölibat eröffne laut Bischof Wiesemann gleich mehrere Chancen. Einerseits solle der Zölibat als freiwillige Option erhalten bleiben, „als wichtige geistliche Lebensform, in der die priesterliche Gesamthingabe in diesem Dienstamt verdeutlicht wird.“ Andererseits könnten durch die Freiwilligkeit mehr Interessenten für den Priesterberuf gefunden werden und womöglich auch die Zahl derer gesenkt werden, die den Weg bis zur Priesterweihe nicht zu Ende gehen. Letztendlich könnte durch die Freiwilligkeit dieses Lebensstandes „seine geistliche und existenzielle Aussage wieder an Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft gewinnen.“
Für den Speyerer Bischof ist es durchaus vorstellbar, „dass einige Ortskirchen, also zum Beispiel die Kirche in Deutschland, einen solchen Weg gehen könnten. Ohne dass es weltweit überall so sein müsste.“ Zugleich betont er, dass er sich nicht gegen geltendes Recht stellen würde. Bischöfe hätten „die Aufgabe und Verpflichtung, gemeinsam mit der Weltkirche ihren Weg zu gehen.“ Erinnert sei an dieser Stelle auch an das Abschlussdokument der Amazonassynode, die in solchen Fragen ebenfalls regional unterschiedliche Lösungen vorgeschlagen hat.
Bei der Frauenweihe hat für den Bischof das Argument, wonach Jesus nur Männer als Apostel berufen hat, „stark an Überzeugungskraft eingebüßt“. Nach seiner Überzeugung „gibt es kein absolutes theologisches Argument gegen die Weihe von Frauen.“ Die Gesellschaft habe sich bedeutsam gewandelt und es sollte daher eine offene Diskussion geben: „Wir glauben ja an die Menschwerdung Gottes, nicht an die Mannwerdung Gottes. Gott ist Mensch geworden, nicht Mann.“
Das Interview mit Bischof Wiesemann fand anlässlich seines 40-jährigen Jubiläums zum Priester statt, welches er am 10. Oktober 2025 feiert.