Donnerstag, 09. Oktober 2025
„Für eine Kirche der Armen“
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zum ersten Apostolischen Schreiben von Papst Leo XIV. „Dilexi te“ über die Liebe zu den Armen
So wie viele Gläubige habe auch ich mit Spannung erwartet, welchem Thema Papst Leo XIV. sein erstes Apostolisches Schreiben widmen würde. Und ich bin ihm sehr dankbar, dass er das Thema Armut in seinen vielfältigen Facetten gewählt hat. Mit eindringlichen Worten erinnert er die Kirche an ihre Sendung, in der Nachfolge Jesu, der die Armen und Ausgegrenzten in den Mittelpunkt gestellt hat, eine Kirche der Armen zu sein.
Mit seinem Schreiben über die Liebe zu den Armen stellt sich Leo XIV. bewusst in Kontinuität zu seinen beiden Vorgängern: Zu Papst Franziskus, der sich immer wieder mit mahnenden Worten und eindringlichen Zeichen an die Seite derer gestellt hat, die unter Armut, Krieg und den Folgen des menschengemachten Klimawandels leiden. Ebenso zu Papst Benedikt XVI., der in seinen Lehrschreiben und Predigten immer wieder das Geheimnis der Liebe zwischen Gott und den Menschen zum Thema seiner Verkündigung gemacht hat.
Durch alle Zeilen hindurch spürbar ist, dass der Papst vor allem aus seiner Zeit als Bischof in Peru, einem der ärmsten Länder Südamerikas, aus unmittelbarem Erleben weiß, was Armut bedeutet und durch was sie verursacht wird. Weil die Kirche eine Kirche der Armen ist, so der Papst, hat sich jede evangeliumsgemäße Erneuerung der Kirche am Maßstab der vorrangigen Option für die Armen zu messen.
Ich hoffe sehr, dass die wegweisenden Impulse des Papstes in der Kirche und weit darüber hinaus gehört werden. Dass sie dazu führen, dass wir unseren eigenen Lebensstil, die politischen Denkweisen und wirtschaftlichen Systeme wie auch das Handeln der Kirche hinterfragen. Und dass sie uns alle anspornen, im Einsatz für die Überwindung von Armut und ihren strukturellen Ursachen nicht nachzulassen.