Freitag, 28. November 2025

Gesundheitstag an der Anne-Frank-Realschule plus

MHC Orgateam: Sie haben den Projekttag ermöglicht und organisiert (von links): Özlem Tokyay (BAG KJS), Johannes Thomas (Schulleiter Anne-Frank-Realschule plus), Nadine Vetter (MHC-Coach), Marc Pfeiffer (stellvertretender Einrichtungsleiter des Caritas-Zentrums Ludwigshafen) und Ilka Bähr (BAG KJS) © Dr. Anette Konrad 

Starke Impulse für mentale Gesundheit – Große Sorge über das Aus des bundesweiten Mental-Health-Coach-Programms

Ludwigshafen. Yoga, Achtsamkeit, Social Media Awareness, Brain-Fitness und Improvisationstheater – am 26. November 2025 fand an der Anne-Frank-Realschule plus in Ludwigshafen ein umfassender Gesundheitstag rund um mentale Gesundheit statt. Knapp 100 Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen nahmen an Workshops und Mitmachangeboten im Rahmen des Mental-Health-Coach-Programmes (MHC) teil.

Prominente Unterstützung bekam die Schule unter anderem durch Ex-Nationalspieler Alex Fuchs von der TSG Hoffenheim sowie Vertreter aus der psychologischen Spielerbetreuung und dem Sponsoring des Bundesligavereins. Auch die BASF war mit einem Input aus dem Recruiting-Ausbildungsteam vertreten. Für gesunde Pausensnacks sorgte Streetworker Heiko Krämer mit seinem Food Truck.

Ministerpräsident Schweitzer lobt Engagement der Schule

Zum Auftakt wurde ein Grußwort von Ministerpräsident Alexander Schweitzer verlesen. Darin hob er hervor, wie entscheidend mentale Gesundheit für den Lernerfolg junger Menschen sei: „Schule muss ein Ort sein, an dem Sorgen und seelische Herausforderungen einen Platz haben und ihnen mit Verständnis begegnet wird.“ Die Landesregierung setze bewusst Schwerpunkte bei Prävention und psychischer Gesundheit, so Schweitzer.

Beides Punkte, die Schulleiter Johannes Thomas an seiner Schule mit Hilfe des bundesweiten Mental-Health-Coach-Programmes umsetzen kann. „Schule ist nicht nur Unterricht, sie ist viel mehr“, sagte er. Mental Health sei wichtig, gerade auch mit Blick auf geflüchtete Kinder und Migranten. „Wir haben viele Kinder mit traumatischen Erfahrungen an der Schule“, weiß er. Wenn Schule ihren Schülern gerecht werden soll, brauche es genau solche Programme wie das MHC-Programm.

Workshops, die stärken

Der Gesundheitstag, der erstmals dank einer Spende angeboten werden konnte, trifft offenbar die Bedürfnisse der Schüler. „Yoga fanden die Schüler ,total mega‘, sogar die Jungen“, berichtet MHC-Coach Nadine Vetter vom Caritas-Zentrum Ludwigshafen. Die Schüler hätten hochkonzentriert beim Yoga oder Brain-Training mitgemacht. „Besonders die Entspannungselemente mit den Klangschalen sind gut angekommen“, berichtet Nathalie Dürr von der Yoga-Werkstatt in Mannheim. Sie ist überzeugt, dass einige Schüler von ihrem Workshop Anregungen für ihren Alltag mitgenommen haben. „Die Übungen bei der Brain-Fitness waren sehr gut“, erzählt die 15-jährige Victoria begeistert, während Eminou (15), Asra (15) und Galya (16) vom Improvisationstheater schwärmen. „Witzig“ sei es gewesen, es habe „einfach Spaß gemacht“ und alle hätten sich gut verstanden.

Wermutstropfen: Bundesprogramm „Mental Health Coaches“ wird eingestellt

So erfolgreich der Tag verlief – die Freude wurde durch eine Nachricht überschattet: Das bundesweit etablierte MHC-Programm endet zum 31. Dezember 2025.

„Es wird wegen fehlender Wirkung in der Fläche beendet, dabei zeigen aktuelle Studien, dass der Bedarf an psychischer Gesundheit bei Jugendlichen steigt“, sagt Marc Pfeiffer, stellvertretender Einrichtungsleiter des Caritas-Zentrums Ludwigshafen. Für Schulleiter Johannes Thomas ist dies ein herber Verlust: „Die mentale Gesundheit und die Angebote des Programms sind für unseren Alltag von evident wichtiger Bedeutung“. Auch MHC-Coach Nadine Vetter zeigte sich tief enttäuscht: „Die Evaluation zeigt klar, wie groß der Bedarf ist. Wir erleben täglich, dass Jugendliche auf diese Unterstützung angewiesen sind.“

Hintergrund
Die Mental Health Coaches MHC wurden durch das Programm „Zukunftspaket für Gesundheit, Kultur und Bewegung“ vom Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (BMFSFJ) mit jährlich 10 Millionen Euro gefördert und durch die Zentralstellenstruktur der Jugendmigrationsdienste der Arbeiterwohlfahrt, der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit, der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit und dem Internationalen Bund umgesetzt. Deutschlandweit nahmen 116 Schulen an dem Modellvorhaben teil. MHC erreichte rund 66.000 Jugendliche. Qualifizierte Fachkräfte führten Gruppenangebote mit Klassen, Stufen oder auch stufenübergreifend durch und stärkten so die mentale Gesundheit junger Menschen.

Text: Dr. Anette Konrad