Montag, 08. Dezember 2025
„Ihr habt einen glücklichen Bischof aus mir gemacht“

Weihbischof em. Otto Georgens dankte den Gläubigen und seinen Wegbegleitern für die Unterstützung und spannende Begegnungen © Klaus Venus
Weihbischof em. Otto Georgens feierte 75. Geburtstag und Emeritierung im Speyerer Dom
Speyer. Der emeritierte Weihbischof Otto Georgens hat am Sonntag im Speyerer Dom zusammen mit zahlreichen Gläubigen und Wegbegleitern seinen 75. Geburtstag und seine damit einhergehende Emeritierung gefeiert. Georgens dankte ihnen für die jahrelange Unterstützung und die Begegnungen mit einem Zitat des ehemaligen französischen Bischofs Albert Rouet – er schaue „in die Gesichter der Menschen, für die ich Bischof geworden bin und Bischof bleibe: ‚Vous avez fait de moi un évêque heureux – ihr habt einen glücklichen Bischof aus mir gemacht‘“.
In seiner Predigt erinnerte Weihbischof em. Otto Georgens daran, dass Paulus im 2. Brief an die Gemeinde in Korinth „von seiner Schwachheit, von Leid und Anfechtung – und zugleich von der Kraft, die von Gott kommt“ spricht. Der Weihbischof em. betonte, Paulus spreche ihm „aus dem Herzen“. Entscheidend sei das gemeinsame „wir“, denn der Apostel schließe seine Mitarbeiter ein und richte seinen Dienst an die Menschen, „weil ihr es seid“. Grundlage des kirchlichen Handelns sei, dass „die Gnade Gottes (…) überreich geworden“ ist und dass Dank sich multipliziere, wenn alle mithelfen. Ziel allen Tuns bleibe „die Verherrlichung Gottes“ und damit, wie er mit Madeleine Delbrêl sagte, Gott „einen Ort (zu) sichern“.
Abschließend machte Georgens deutlich, dass die Worte des Apostels „zeitlos“ seien. Freude und Erfolg wie auch Leid, Schwäche und persönliche Verletzungen könnten „zum Segen für andere werden“, wenn Menschen sie mit Gott verbanden. „Gnade wächst, wo wir sie miteinander teilen“, und ein Dank, „der aus vielen Herzen aufsteigt“, sei Grundlage allen Handelns.
Pfalzliebe und Weltoffenheit
Im Anschluss an die Pontifikalvesper richtete Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann seine persönlichen Dankesworte an den emeritierten Weihbischof: „Die große Zahl von Gästen zeigt, wie tief verwurzelt du bist, in unserem Bistum, in der ganzen Pfalz und darüber hinaus – und wie sehr Dich die Menschen schätzen.“
Wiesemann bezeichnete Georgens als heimatverbunden, weltoffen, kirchlich verwurzelt sowie tiefgläubig. Der emeritierte Weihbischof sei „ein Pfälzer durch und durch!“ Die Heimatverbundenheit des Winzersohns Georgens zeige sich, so der Bischof, auf vielfältige Weise – in seinem Dialekt wie auch in der Verbundenheit mit der Region: „Wie kaum ein anderer kennst du alle Städte und Dörfer der Pfalz, kennst jede Kirche und weißt so manche Anekdote zu erzählen“. Sie zeige sich auch in Georgens‘ Liebe zum Pfälzer Wein: „Für viele bist du nicht nur unser Weihbischof, sondern eben auch unser ‚Woi-Bischof‘“, so Wiesemann weiter. „Ein echter Pfälzer bist du auch in deiner ganzen Persönlichkeit: In deiner freundlichen Zugewandtheit zu den Menschen, (…) in deiner liberalen und offenen Einstellung und in deiner ansteckenden Lebensfreude!“
Zugleich seien die Pfalzliebe und die Weltoffenheit für den Weihbischof em. keine Gegensätze, sondern – wie zwei Seiten einer Medaille – untrennbar miteinander verbunden. „Das zeigt sich vor allem in deiner Liebe zu unseren französischen Nachbarn, zu Frankreich – den Menschen, der Sprache, der Kirche in Frankreich, …“, so der Bischof. Er bezeichnete Georgens als „Brückenbauer“, auch da dieser seit 25 Jahren als Entsandter der Deutschen Bischofskonferenz regelmäßig nach Frankreich reist. „Als Bischofsvikar für weltkirchliche Aufgaben warst Du über Jahrzehnte das Gesicht des Bistums in unseren Partnerbistümern und -regionen“, so Wiesemann. „Du hast uns immer wieder daran erinnert: Unsere katholische Kirche als Weltkirche, als weltumspannende Kirche, das ist keine Einbahnstraße. Sondern es ist eine internationale Gebets-, Lern- und Solidargemeinschaft.“
Einsatz für alle Gläubigen
„Nicht zuletzt wegen deines Bruders Urban liegen dir die Menschen besonders am Herz, die in unserer Gesellschaft am Rande stehen: Menschen mit Behinderung, Arme, sozial Benachteiligte“, betonte Bischof Wiesemann. Der Glaube dürfe kein „Wellness-Glaube“ und keine Religion nur für Privilegierte sein – Sondern er müsse den Notleidenden ins Gesicht schauen können und angesichts ihrer Erfahrungen standhalten. „Das hast du immer wieder betont. Für dieses authentische Zeugnis für eine Kirche, deren Herz zutiefst in der Seelsorge schlägt, sind und bleiben wir dir dankbar“, wandte er sich an Otto Georgens.
Auch für ihn persönlich, so Bischof Wiesemann, sei der emeritierte Weihbischof seit seiner Amtseinführung in Speyer „ein wichtiger Ratgeber, eine unverzichtbare Stütze in der Bistumsleitung und mit deiner freundschaftlichen und liebenswürdigen Art ein von mir hoch geschätzter Mensch und Glaubenszeuge! Für all das sage ich dir persönlich, wie auch im Namen des ganzen Bistums und aller Gläubigen, von Herzen ‚Vergelt´s Gott!‘“
„Sie haben dazu beigetragen, dass Vertrauen wachsen konnte“
Diesen Worten schloss sich Bambergs Erzbischof Herwig Gössl an: „Mir bleibt als Metropolit der Bamberger Kirchenprovinz, dir im Namen der Mitbrüder herzlich zu danken für deinen treuen, gewissenhaften und stets glaubensfrohen Dienst, für das brüderliche Miteinander, das du durch deine Art gestärkt hast, und eben für deinen Humor, der dir sicher geholfen hat, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und dabei sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.“ Man sehe an der natürlichen Fröhlichkeit des emeritierten Weihbischofs, und an seinem Humor, der ihn auch in schwierigen Situationen nicht verlassen habe, dass Georgens als Bischof Mensch geblieben sei. „Das Evangelium, die Frohe Botschaft, die Worte und Taten des Herrn, sie können ein Leben mit Freude und Zuversicht erfüllen, und genau das, lieber Weihbischof Otto, können wir an deinen Augen und an deinem Wesen ablesen. Wer nach 30 Jahren als Bischof, mit 75 Lebensjahren, so viel Freude und Zuversicht ausstrahlt, der hat wohl im Leben die richtige Grundentscheidung getroffen und der kann auch ebenso getrost die Zukunft in den Blick nehmen“, so Erzbischof Gössl.
Stephanie Brücks, ständige Vertreterin des Präsidenten bei missio München, dankte Weihbischof em. Georgens im Namen der katholischen Hilfswerke für sein Wirken: „Mit großem Engagement und leidenschaftlichem Einsatz für die Menschen vor Ort haben Sie sich als Verantwortlicher für die Weltkirche im Bistum Speyer, auf der Ebene der Deutschen Bischofskonferenz und in den Gremien der Werke eingesetzt.“ In der Zusammenarbeit mit ihm sei immer spürbar geworden, dass der pastorale Anspruch und damit die Menschen im Mittelpunkt des Handels und Denkens stehen müssen. Georgens‘ „Offenheit, die aufmerksame Teilhabe und die Verbundenheit mit den Sorgen und Nöten“ sei insbesondere bei gemeinsamen Reisen auf die Philippinen und in den Libanon greifbar gewesen. „Im krisengeplagten Libanon galten Ihre ganze Aufmerksamkeit und Sympathie den Menschen, die trotz der widrigen Umstände und kriegerischer Auseinandersetzungen nicht aufgeben.“ Brücks weiter: „Und bei alldem, was Sie auch an schwierigen Situationen erlebt haben, ist Ihnen der bewundernswerte Pfälzer Charme nicht abhandengekommen, sondern hat eher geholfen, Brücken zu bauen.“
Die ökumenische Verbundenheit des emeritierten Weihbischofs hob Oberkirchenrat Markus Jäckle von der Evangelischen Kirche der Pfalz in seinem Grußwort hervor: „Eine große Offenheit, waches Interesse und Herzlichkeit waren in allen Begegnungen zu spüren (…). Sie haben dazu beigetragen, dass Vertrauen wachsen konnte, dass Türen sich geöffnet haben und dass wir einander als Christinnen und Christen nähergekommen sind.“ Jäckle habe den Weihbischof em. kennengelernt als einen Menschen, der immer ein offenes Ohr hatte. „Der zuhören konnte, aufmerksam, geduldig, ohne vorschnelles Urteil. Der auf die Menschen zugegangen ist. Stets gesprächsbereit, und immer auf Ausgleich bedacht.“ Wertschätzung, Bedächtigkeit und auch eine große innere Ruhe habe seine Art geprägt. „Sie waren Ihrem Gegenüber stets zugewandt, freundlich, aufmerksam – und das alles mit einer Prise Humor, einem immer wieder sich einstellenden freundlichen Lächeln oder gar Lachen, gerne auch mit einem guten Glas Wein in der Hand, wie es sich für einen Pfälzer gehört.“
Ministerpräsident a.D. Kurt Beck dankte Weihbischof em. Georgens stellvertretend für die Europäische Stiftung Kaiserdom für dessen langjährigen Einsatz als Dompropst sowie das Mitwirken in den Stiftungsgremien. Er habe einen Beitrag geleistet, „um in unserem Zeitabschnitt der Geschichte mit dafür zu sorgen, dass wir dieses großartige Erbe, dieses Gotteshaus, dieses Kulturdenkmal bewahren und über die Zeiten hinweg bringen und weiterreichen an diejenigen, die nach uns Verantwortung haben“. Bei Begegnungen mit dem Weihbischof em. spüre man, „dass da ein Mann ist, dem man vertrauen möchte, dem man vertrauen kann“.
„Es ist schön, ein Weihbischof zu sein“
Weihbischof em. Otto Georgens richtete seinen Dank zum Abschluss „an so viele, aber Gott ist die Hauptadresse“. Er sei dankbar für die Aufgaben, die ihm in den 30 Jahres seines Dienstes übertragen wurden: Dompropst, Bischofsvikar für die Caritas im Bistum, für die Ordenschristen und für die Beziehungen zur Weltkirche. Gerade bei letzterer habe er einen wahren Reichtum erfahren. „Katholisch heißt weltumspannend. (…) Beispielhaft und somit unvergesslich ein Glücksmoment in der Diözese Choluteca in Honduras. Ich habe erlebt, was die Bildung und Förderung von einfachen Menschen bewirken kann“, so Georgens. Solche Erlebnisse erfüllten ihn mit Stolz, „zu dieser meiner Kirche zu gehören“.
Weihbischof em. weiter: „Es gibt einen Dank, der mich besonders bewegt, immer wieder. Das ist der Fall, wenn die ausgestreckte Hand meines Bruders Urban auf mich zukommt und er mir sagt: Danke, dass du das für mich machst. Will sagen: Danke, du holst mich einmal in der Woche in deine Wohnung. (…) Wir hören Musik. Und du machst ein Foto von mir. Wir haben manchmal auch schon miteinander gebetet und die Messe gefeiert. Dieser Dank tut gut, mir und meinem Bruder. Hoffentlich darf ich das noch lange erleben!“
Zum Abschluss stimmte der Weihbischof em. das von ihm zur Emeritierung verfasste Lied „Au revoir, goodbye, auf Wiedersehn“ an: „Es ist schön, ein Weihbischof zu sein. Zur Ernennung sagte ich mein Ja. Im Vertraun auf Gott habe ich’s gewagt und bereut hab‘ ich es niemals nein. Es ist schön, ein Weihbischof zu sein.“
Eine Aufzeichnung des Gottesdienstes in voller Länge steht hier zum Nachschauen bereit.



