Montag, 08. Dezember 2025

„Tat.Ort.Nikolaus“-Aktion in Rammstein

Pfarrer Oroplackal, Nikolaus alias Martin Pletsch und Regina Wilhelm vom Fachbereich Arbeitswelt (v. l. n. r.) mit den guten Gaben für die Fernfahrenden. © Jessica Hoffelder 

Fernfahrer werden mit Nikolaustüte beschenkt

Ramstein. Strahlende Gesichter bei allen Beschenkten. Am Vorabend des Nikolaustags bedachte ein Team der Pfarrei Heiliger Wendelinus, Ramstein, gemeinsam mit Regina Wilhelm vom Fachbereichs Arbeitswelt im Bistum Speyer, die Fernfahrer auf dem Autohof Ramstein. Insgesamt 150 Nikolaustüten standen bereit. Fleißige Helferinnen und Helfer haben sie mit Nüssen und Mandarinen, eine Spende des örtlichen Edeka-Marktes, und fair gehandelten Schoko-Nikoläusen, die das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken zur Verfügung stellte, gefüllt. Einen Gutschein für ein Glas Glühwein hat der Autohof dazugelegt. Nicht fehlen durfte ein Weihnachtsgruß und die Legende des Heiligen in verschiedenen Sprachen.

In die Rolle des Nikolaus schlüpfte Diakon Martin Pletsch. Pfarrer Pater Pious Oroplackal begleitet ihn zu den Fahrzeugen, schleppt eine Kiste mit Tüten. Einige Helferinnen und Helfer postierten sich an der Einfahrt zum Autohof, hielten dort die Lkws an und beschenkten die Fahrer. Pletsch klopfte an die Fensterscheiben auf der Fahrerseite des Lkw. Meist wurde die Scheibe nur langsam heruntergekurbelt. Die Fahrer guckten zunächst skeptisch. Als sie den Nikolaus erkannten, wandelte sich die Skepsis in Freude. Gern nahmen sie die Tüte entgegen. „Das ist unser Dankeschön für eure wichtige und harte Arbeit. Und allzeit gute Fahrt“, sagte der Nikolaus. Sicher verstehen nicht alle die freundlichen Worte, kommen sie doch vornehmlich aus ost- und südosteuropäischen Ländern. Aber ein „Danke“, „danke, sehr“ erschallte immer zurück.  

„Klar kenne er den Nikolaus, „Nikolai“, sagte Andrzej. Er ist unterwegs von Paris zurück in seine polnische Heimat. Dann geht’s wieder weiter nach Italien. In ganz Europa sei er unterwegs, sagte er. Die Arbeit mache ihm Spaß, sei auch ganz gut bezahlt. „Aber meine Familie sehe ich leider nicht so oft“. Umso mehr freut er sich, bald seinen kleinen Sohn auf den Arm nehmen zu können. Mehr als überrascht war Nicoleta. Sie saß vor dem Lkw, checkte E-Mails, ihr Mann ruhte im Führerhaus. „Das ist aber nett“, sagte die Rumänin auf Englisch und bedankte sich. Ein Foto mit ihr und dem Nikolaus musste sein.  

Bereits zum dritten Mal in Folge beschenkte die Pfarrei Heiliger Wendelinus Lkw-Fahrer zu Nikolaus. „Es ist uns wichtig, diesen Menschen, die uns täglich mit Waren versorgen und dafür oft nicht einmal guten Lohn erhalten, mit dieser Geste zu danken“, unterstrich Martin Pletsch. Er weiß von den schwierigen Bedingungen, von Druck und Stress, unter dem die Fahrer arbeiten. „Häufig haben sie keine Zeit, eine Pause einzulegen, machen sie aber keine, überschreiten sie die Fahrtzeiten und werden dafür noch bestraft“, ergänzte Johannes Backes, Gemeindeausschuss-Vorsitzender von Kirchmohr, der die Branche gut kennt. Mitunter fänden die Fahrer keinen Parkplatz auf den Autohöfen. Dann stellten das Fahrzeug irgendwo ab, wo es keine Sanitäranlagen gebe. In seinen Augen untragbare Zustände. Deshalb ist es für ihn selbstverständlich, sich an diesem Abend zu engagieren.

„Fernfahrer und Kurierfahrer gehören zu den Menschen, die oft im Schatten unseres Alltags arbeiten“, sagte Regina Wilhelm vom Fachbereich Arbeitswelt. Lange Arbeitszeiten, unklare Arbeitsverträge oder mangelhafte Bezahlung belasteten sie zusätzlich. „Wir wollen ihnen heute Respekt für ihr Tun zollen, ihnen Empathie und Wertschätzung entgegenbringen. Gleichzeitig versuchen wir so, die Frohe Botschaft weiterzutragen, ohne zu fragen, welchen Glauben sie haben.“ Als ein wichtiges Zeichen der christlichen Nächstenliebe und Solidarität bezeichnete Pfarrer Oroplackal die Aktion. „Wir werden sie auf jeden Fall nächstes Jahr fortführen und so Menschen vieler Nationalitäten erfreuen.“

Text: Regina Wilhelm