Freitag, 09. Juni 2023

Weil Gott es so will: Frauen ins Amt!

Schwester Philippa Rath 

Überwältigendes Interesse an der kfd-Veranstaltung mit Sr. Philippa Rath

Speyer. Über 150 Teilnehmende konnte kfd-Diözesanleiterin Christa Kuhn im Kloster Neustadt begrüßen. Das Interesse, die benediktinische Ordensfrau Sr. Philippa Rath, Herausgeberin der beiden Bücher „Weil Gott es so will“ und „Frauen ins Amt“ zu erleben, und mit ihr darüber ins Gespräch zu kommen, war überwältigend.

Frauen legen Zeugnis ab von ihrer Berufung

Eigentlich hatte sie nur wenige Rückmeldungen erwartet auf ihre Mail an zwölf Frauen, mit der sie um ein kurzes Statement gebeten hatte, um über ihre Berufung zur Priesterin Zeugnis zu geben, so Sr. Philippa Rath zu Beginn ihres Vortrags.

Die Antworten wollte sie in die Diskussionsforen des Synodalen Weges einbringen. Anlass dazu war ein Gespräch, das sie mit zwei Bischöfen am Rande der Synodalversammlung in einer Kaffeepause führte. Beide Männer waren der Meinung, dass es Berufungen von Frauen in der katholischen Kirche nicht gebe.

Doch nicht nur drei, sondern 150 Frauen hatten sich innerhalb von fünf Wochen mit beeindruckenden und bewegenden Lebenszeugnissen gemeldet – und diese Fülle bewog Sr. Philippa Rath, diese in einem Buch zu veröffentlichen. Hilfreich waren dabei ihre Kontakte zum Herder-Verlag, bei dem sie vor ihrem Klostereintritt als Lektorin tätig war. Als das Buch dann veröffentlicht war, trafen in kurzem Zeitraum weitere 400 Zuschriften mit Berufungszeugnissen ein.

Frauenrechte auch in der katholischen Kirche umsetzen

Sie selbst sei eine extrem spät berufene Frauenrechtlerin, erzählt Sr. Philippa Rath. Das liegt auch daran, dass in ihrem Kloster die Frauenquote schon zu 100% verwirklicht sei, und in dem über 1500 Jahre alten Orden Leitungsaufgaben schon immer von Frauen wahrgenommen wurden. Erst in ihrer Tätigkeit als Geistliche Leiterin der kfd-Gruppe Bingen und in der Begleitung kirchlich engagierter Frauen außerhalb des Klosters wurde ihr die Diskriminierung von Frauen in der katholischen Kirche immer mehr vor Augen geführt.

Von Diskriminierungen, Missachtung, ja Mobbing, Druck und Androhung negativer Konsequenzen für Frauen, die über ihre Berufung zum Priestertum sprechen, ist im Buch „Weil Gott es so will“ ebenfalls zu lesen. Es ist keine einfache Lektüre, die man in einem Rutsch durchlesen kann, so Sr. Philippa – und sie stellte einige der Autorinnen und deren Texte vor:

Die jüngste ist Antonia Papenfuhs, Jahrgang 2000. Noch ist sie katholisch, studiert aber mittlerweile evangelische Theologie, weil sie die Einengung, die sie in der katholischen Kirche erfährt, nicht länger ignorieren kann.

Die älteste, Dr. Irene Willig, ist heute 97 Jahre alt, und unter den Gemeindereferent*innen der Diözese Speyer keine Unbekannte: als Professorin der Dogmatik und Exegese an der Katholischen Fachhochschule in Mainz hat sie viele Studierende inspiriert und geprägt. Ihre Berufung zur katholischen Priesterin durfte sie nicht leben.

Eine der Verfasserinnen, die sich dazu entschieden hat, anonym zu bleiben, schreibt davon, dass nicht nur ihre Begabungen, die von Gott kommen, missachtet werden, sondern auch ihre Gottesbeziehung.

Die tiefe Berufung von Ulrike Böhmer, so las es Sr. Philippa vor, drückte sich in ihrem Wunsch aus, Menschen inspirieren und begleiten zu wollen, um ihnen dabei die Weite des Himmels zu eröffnen. Doch das blieb ihr verwehrt.

Besonderes Zeugnis an diesem Abend

Als „special guest“ des Abends kündigte Sr. Philippa die Theologin und Pastoralreferentin Stefanie Müller an: auch sie hatte dem Buch einen Beitrag beigesteuert und berichtete nun den Anwesenden über ihre Berufung zur Priesterin. Sie sprach über ihre Erfahrungen, ihre Charismen, und über ihre seelsorgerische Tätigkeit, die sie als Pastoralreferentin mit Leidenschaft ausübt. Sie benannte aber auch ganz klar das Leiden daran, dass ihr als Frau in der Kirche immer wieder Grenzen gesetzt werden. Frauennetzwerke und die Solidarität mit ehrenamtlichen Frauen helfen ihr dabei, sich in ihrem Engagement für diese Kirche, die trotz allem ihre Heimat ist, nicht entmutigen zu lassen.

Nach diesem persönlichen Zeugnis gab es langanhaltenden Beifall von den sichtlich berührten Anwesenden - ist es doch nicht selbstverständlich, dass Frauen in der Öffentlichkeit über ihre Berufung zur Priesterin und Diakonin sprechen. Lange, zu lange, herrschte ein Sprech- und Denkverbot.

Männer solidarisieren sich

Mit dem zweiten, von Sr. Philippa Rath zusammen mit Burkhard Hose herausgegebenen Buch „Frauen ins Amt!“ kamen dann Männer der Kirche zu Wort, die sich mit den Anliegen der Frauen solidarisieren – und einige Zitate daraus wurden an dem Abend ebenfalls vorgelesen:

So z.B. aus dem Beitrag von Niklaus Brantschen SJ, der Karl Rahner mit den folgenden Worten zitiert „Die Kirche der Zukunft wird eine sein, in der Frauen und Männer gleichwertig und gleichberechtigt priesterliche Dienste ausüben – oder sie wird nicht mehr sein.“

Klaus Mertes SJ kritisiert mit klaren Worten die Männerbündigkeit der katholischen Kirche. Gerade durch die Auseinandersetzung mit dem Missbrauchsskandal ist ihm deutlich geworden, dass diese Männerbündigkeit faule Früchte hervorbringt. Er plädiert dafür, Gal 3,28 auch in den Strukturen der Kirche wahr zu machen: „denn es sind alle eins in Christus“.

Auch Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising schreibt in seinem Beitrag von einer immer merkwürdiger werdenden Sonderwelt, die sich für viele Menschen in Bischofskonferenzen, in der Kurie in Rom, aber auch in Priesterseminaren zeigt.

An Wunder glauben

Doch es geschehen Aufbrüche und kleine Veränderungen, grundgelegt im Synodalen Weg. So gibt es mittlerweile schon in drei Diözesen die Tauferlaubnis für Frauen, berichtete Sr. Philippa Rath. Sie verschwieg aber auch nicht die Differenzen, die es in der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema Frauen und Weihe gibt, bis dahin, dass einzelne Bischöfe die Finanzierung des synodalen Ausschusses, der die Arbeit des synodalen Weges fortsetzen soll, blockieren wollen.

Dennoch ist die Veränderung nicht aufzuhalten, und Sr. Philippa Rath ist sich sicher, dass in naher Zukunft Frauen zu Priesterinnen geweiht werden – selbst wenn es momentan noch wie ein Wunder erscheine. Sie ist eine Frau, die an Wunder glaubt – nicht aus Naivität, sondern aus der Kraft ihres christlichen Glaubens heraus.

Theologische Argumente, die gegen das Priestertum der Frau sprechen, gibt es keine, im Gegenteil: „Nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss“, wurde es schon 2017 von Wissenschaftler*innen in den Osnabrücker Thesen formuliert.

Zurück zu den eingangs erwähnten beiden Bischöfen und dem kurzen Gespräch, zum Thema Berufung von Frauen: Sr. Philippa Rath ließ es sich nicht nehmen, ihnen das Buch „Weil Gott es so will“ gleich nach der Drucklegung zuzusenden. Vom einen kam wenige Tage später ein nichtssagendes Dankschreiben – gedruckt auf wertvollem Büttenpapier, versehen mit farbigem Bischofswappen. Von dem anderen hörte sie lange nichts. Dann kam nach sechs Wochen ein Anruf, aus dem sich ein langes Gespräch entwickelte. In vielen Nächten – denn tagsüber habe er keine Zeit – habe er das Buch gelesen, so der Bischof, und er sei tief bewegt von diesen Glaubens- und Lebenszeugnissen. Seine Überzeugung zum Thema Berufung von Frauen, so versicherte er Sr. Philippa, habe sich um 180 Grad gedreht.

Am Thema dranbleiben

Bewegt, dankbar und bereichert waren auch die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abends, wie es schon während des Austausches zur Sprache kam, und auch in den Rückmeldungen formuliert wurde, die die kfd nach der Veranstaltung erreichten:

„Ein toller Abend, wenn mir auch zwischendrin zum Heulen war“. „Wir Frauen müssen die Stimme erheben“. „Ein Glück, dass wir in Deutschland Sr. Philippa haben“. „Danke für diesen gelungenen Abend.“ „Wie lange kann, wie lange will es sich die katholische Kirche eigentlich noch erlauben, auf die priesterlichen Charismen und Berufungen von Frauen zu verzichten?“ „Uns allen hat der Abend gutgetan, und er hat schon kleine Kreise gezogen“.

Dass das Thema weitere Kreise ziehen wird, bestätigte auch kfd-Diözesanleiterin Christa Kuhn in ihrem Schlusswort: „wir werden dranbleiben, wir werden weiterhin über Berufungen von Frauen sprechen, damit es Wirklichkeit wird: Frauen ins Amt – weil Gott es so will“.

Weitere Infos zur kfd finden Sie unter www.kfd-speyer.de

Text: A. Bauer-Simons/kfd, Foto: G. Schwartz (kfd)