Was ich erklären kann, nimmt Angst.

Es ist leicht Menschen Angst zu machen. Umso wichtiger ist es in diesen Tagen, den Kopf und den Verstand mit einzubeziehen. Bei allen verständlichen und berechtigten Gefühlen, ist das Wissen um Fakten und Zusammenhänge sowie das Kennen von Lösungsstrategien entscheidend. Informationen schützen und können helfen, die Kontrolle zu behalten und einander bestmöglich beizustehen.

Thomas Stephan, Schul- und Notfallseelsorger

 

KrisenBlog

Das (innere) Team gewinnt!

23. April 2020 - KrisenBlog

Wer will das nicht, stark und selbstbewusst durchs Leben gehen? Gerade für schwierige Zeiten brauchen wir äußeren, aber auch inneren Rückhalt, der uns die nötige Kraft gibt, das Anstehende zu meistern. Vor allem innere Stärke und Ausgeglichenheit sind für viele Situationen ausschlaggebend.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat Jutta Heller einen im ersten Moment ungewöhnlichen, aber überaus effektiven Ansatz des „Selbstcoachings“ entwickelt. Sie ist Professorin für Training & Business Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in Erding. In ihrem Praxisbuch „So bin ich stark. Gut aufgestellt mit dem inneren Team“ gibt sie hierfür wertvolle Impulse, die mittels praktischer Übungen sofort umgesetzt werden können.

Sie ist davon überzeugt, dass Einsichten über uns selbst, zu neuen Stärken führen. Zentral ist hierbei ihr „Konzept des inneren Teams“, das davon ausgeht, dass es in jedem Menschen unterschiedliche innere Anteile gibt, die widersprüchlichen Motivationen folgen können. Gewissermaßen finden auf unserer inneren Bühne, je nach Lage der Dinge, Dialoge, Dramen oder Diskussionen statt. Hierbei kann es in uns stürmisch, chaotisch oder harmonisch zugehen.

Stärke ist nicht nur eine Frage der Muskelkraft, sondern auch des eigenen Überzeugt-seins. Dies ist aber oft leichter gesagt als getan. Gerade unsere innere Einschätzung ist nicht immer konstant, sondern sieht sich permanent (unter-)bewussten Einflüssen der Umwelt und Mitmenschen ausgesetzt. Ähnlich wie in einem Sportteam kann uns das Ungleichgewicht in unserem inneren Team schwächen. Nicht jede Position ist gleichstark besetzt und nicht jedes (Mannschafts-)Teil in uns bekommt die Wertschätzung, die er gerade verdient hat. Um diese Prozesse zu veranschaulichen, schlägt Jutta Heller vor, die inneren Teammitglieder mit Tieren zu assoziieren, damit das Geschehen verstehbarer und sichtbarer wird.

Dass mit Tiersymbolen gearbeitet wird hat eine lange Tradition, wie sich an alltäglichen, pointierten Tierzuschreibungen ablesen lässt. Der innere Schweinehund ist ebenso weit verbreitet, wie der Kuschelbär und die Glucke, der Frechdachs ist keine Seltenheit, ebenso wie der alter Hase oder das beste Pferd im Stall. Einzelne Aspekte und Qualitäten des Menschen können auf den Punkt gebracht werden, wobei zu berücksichtigen ist, dass z. B. auch der „sture Esel“ in uns seine Vorteile hat, denn er weiß genau, was und wieviel ihm guttut. Über den „kleinen tierischen Umweg fällt es uns leichter Sehnsüchte, aber auch ungeliebte Eigenschaften und negativ bewertete Verhaltensweisen anzunehmen oder sogar einmal völlig aus unserer normalen Rolle zu fallen“, wie Jutta Heller im 2. Kapitel ihres Buches schreibt.

Für die aktuell schwierige Corona-Zeit möchte ich Ihnen heute (angelehnt an Kapitel 11 aus dem o. g. Buch) eine Übung für mehr „innere Balance“ vorschlagen. Ziel ist es hierbei, ausreichend Kraft und Ausdauer zur Verfügung gestellt zu bekommen.

  1. Welche Rollen müssen Sie in ihrem Alltag einnehmen (Mutter, Sohn, Köchin, Streitschlichter, …)?
  2. Welche der Rollen strengt Sie aktuell besonders an?
  3. Suchen Sie sich eine Rolle aus, die sie beibehalten, aber verändern wollen. Welches Tier (= Nummer 1) fällt ihnen ein, dass ihre aktuelle Situation am besten repräsentiert?
  4. Was kommt durch das, was sie aktuell tun müssen, zu kurz? Wählen sie ein Tier aus (= Nummer 2), das diesen Wert verkörpert.
  5. Wieviel müsste sich ihre aktuelle Situation verändert, damit sie wieder im Lot ist? Wählen Sie für dieses Maß an Veränderung ein Tier aus (= Nummer 3). Welche Qualitäten an diesem Tier sind für sie wichtig?
  6. Wenn Sie so weiterleben wie bisher, welche Auswirkungen hätte das auf Sie? Welches Tier (= Nummer 4) würde diese Folgen am besten veranschaulichen?
  7. Wenn diese 4 Tiere sprechen könnten, was würden sie Ihnen sagen? Was würden die Tiere zueinander sagen? Welche gute Vereinbarung könnten Sie mit den Tieren für sich treffen?
  8. Wenn Sie nun die „tierische Lösung“ auf Ihr Leben übertragen, wie lautet ihr Fazit?

 

Schreiben sie mir, wie Sie Ihren inneren (tierischen) Dialog empfunden haben.

 

Thomas Stephan, Schul- und Notfallseelsorger

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