Wenn das Maß voll ist
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09. Oktober 2020
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KrisenBlog
Zum Leidwesen vieler (nicht nur Bayern), ist das Oktoberfest aus bekannten Gründen in diesem Jahr abgesagt worden. Schätzungsweise 6,3 Millionen Besucher aus dem Vorjahr gingen in diesem Jahr leer aus. Im Jahr 2019 wurden dort noch ca. 7,3 Millionen Maß Bier getrunken.
Eine „Maß“ ist allerdings nicht nur ein Bierkrug, in den bis zum Eichstrich 1 Liter Flüssigkeit hineingeht, sondern auch ein Bild, das deutlich macht, dass alles nur ein begrenztes Fassungsvermögen hat. Egal wie groß ein Gefäß ist, irgendwann ist Schluss und es läuft zwangsläufig über, wenn eine gewisse Grenze überschritten wird.
Im übertragenen Sinn ist dies auch im Hinblick auf den Menschen so, der immer mehr Stress in sich ansammelt. Der Stress im Berufs- und Privatleben, Freizeitstress, Beziehungsstress, Stress mit Eltern und Kindern, Schulstress, Stress mit den Kollegen und dem Chef, Stress beim Autofahren und im Supermarkt, Stress, wenn die Technik am PC oder Handy mal wieder spinnt, wenn etwas nicht so funktioniert oder kaputt geht, wenn kein Handwerker zu erreichen ist und wenn man in der Warteschleife einer Hotline zu verzweifeln droht … und dann noch der Stress mit Corona. Das Maß ist irgendwann voll!
Ab einem gewissen Schwellenwert macht Stress krank. Wo bei jedem einzelnen der „Eichstrich“ ist, ab wann es gefährlich wird, ist unterschiedlich. Fakt ist aber, dass jeder und jede beim dauerhaften Überschreiten einer gewissen Grenze mit negativen Folgen für die Gesundheit rechnen muss.
Stress hat Auswirkungen auf Körper, Geist, Gefühle und Verhalten. Im Körper können es Kopfschmerzen, Herz-Kreislaufbeschwerden, Sodbrennen oder häufige Erkältungen sein. Der Geist leidet, indem man sich nicht konzentrieren kann, Denkblockaden hat oder vergesslich ist. Auf der Ebene der Gefühle kann sich Gereiztheit, Lustlosigkeit, das Gefühl der Überforderung oder der Unzufriedenheit bis hin zum Deprimiert-sein zeigen. Schließlich können auf der Ebene des Verhaltens Unruhe, Ratlosigkeit, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen festgestellt werden.
So individuell jeder Mensch ist, so unterschiedlich können die Stressreaktionen sein. Gerade in stressigen Zeiten braucht es Strategien der Stressbewältigung und der Stressreduktion. Vielleicht ist Ruhe und Abschalten der Schlüssel? Vielleicht tut Bewegung oder kreatives Arbeiten gut? Vielleicht geben Struktur und Ordnung den nötigen Halt? Vielleicht sind es Beziehungen, die entlastend wirken?
Was auch immer Sie tun, tun Sie sich etwas Gutes ;-)
Schreiben Sie mir, wie Sie Ihren Stress am besten bewältigt bekommen?
Thomas Stephan, Schul- und Notfallseelsorger
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