Was ich erklären kann, nimmt Angst.

Es ist leicht Menschen Angst zu machen. Umso wichtiger ist es in diesen Tagen, den Kopf und den Verstand mit einzubeziehen. Bei allen verständlichen und berechtigten Gefühlen, ist das Wissen um Fakten und Zusammenhänge sowie das Kennen von Lösungsstrategien entscheidend. Informationen schützen und können helfen, die Kontrolle zu behalten und einander bestmöglich beizustehen.

Thomas Stephan, Schul- und Notfallseelsorger

 

KrisenBlog

"Wenn am Ende des Tunnels kein Lichtblick kommt"

15. November 2021 - KrisenBlog

Was letztendlich der Auslöser war, bleibt meistens ungewiss. Nichts und niemand konnte mehr helfen. Vielleicht hat es auch keiner geahnt, geschweige denn gewusst. Erst als es zu spät war, haben es alle gesehen und sind fassungslos und am Boden zerstört, hilflos der allesbeherrschende Warum-Frage ausgeliefert. Wer hat welchen Anteil an den Ereignissen, wer trägt welche Schuld?  

Suizidgedanken sind bei Jugendlichen nichts völlig Ungewöhnliches. Laut einer im Ärzteblatt veröffentlichten Studie, gaben bei Schulstichproben 36-39 % der befragten Jugendlichen Suizidgedanken und 6-9 % Suizidversuche an. Vor allem Kinder und Jugendliche, die an einer psychischen Erkrankung leiden, weisen ein 3- bis 12-fach erhöhtes Suizidrisiko auf.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/213424/Suizidalitaet-im-Kindes-und-Jugendalter (Zugriff 15.11.21)

Das sind erschreckende Zahlen, die zu einer Enttabuisierung psychischer Erkrankungen und einer offensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Suizidalität und Suizid führen müssen. Die überholte Ansicht, dass das Ansprechen und Thematisieren von suizidalen Gedanken erst Suizide auslösen, ist leider in vielen Köpfen noch vorhanden. Fakt ist: Nur ein offener Umgang ermöglicht Chancen der Verhinderung!

Inmitten einer vierten Corona-Welle, die an Dramatik sicher noch zulegen wird, ist das Wissen um Auswege und Hilfen bei psychischen Problemen wichtiger denn je. Besonders psychisch vorbelastete Jugendliche benötigen eine aufmerksame und engmaschige Begleitung. Hierfür braucht es einen guten und vertrauensvollen Kontakt zwischen Eltern und ihren Kindern, Lehrer*innen und Schüler*innen, Schulseelsorger*innen, Schulsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen und allen, die zur Lebenswelt Schule gehören.

Besonders hilfreich kann hierbei die sog. Peer-Group (= Freundeskreis) mitwirken. Sie wissen oft am besten was läuft und wie es den Betroffenen wirklich geht. Sie tragen damit nicht selten eine schwere Last mit sich, da sie in der Spannung zwischen Loyalität den Freunden gegenüber und Sorge um deren Schicksal stehen. Auf diesem Hintergrund ist die Einsicht wichtig, dass das (Weiter-)Geben von Hinweisen (z. B. von geäußerten konkreten Suizidgedanken) an Eltern und Verantwortungsträger*innen kein Verrat an der Freundschaft ist, sondern u. U. lebensrettend sein kann.   

Patentrezepte gibt es nicht und dennoch eine Fülle von Hilfsangeboten. Hier ein paar Hilfsangebote zur Auswahl:

 

Schreiben Sie mir, was bzw. wer Ihnen und Ihren Familienangehörigen hierbei schon helfen konnte?

 

Thomas Stephan, Schul- und Notfallseelsorger

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