Hoffnungsbild - 1. April 2021 -
Gründonnerstag der Karwoche

      Bildbetrachtung:
 

  • Lassen Sie das Bild einige Minuten auf sich wirken.

  • Was sind Ihre ersten Gedanken zu diesem Bild?

  • Was fällt Ihnen auf oder ein?

  • Hat Ihnen schon einmal jemand die Füße gewaschen?

  • Wie fühlte es sich an?

  • Haben Sie einem anderen Menschen schon einmal die Füße gewaschen?

Gedanken zum Bild:

Es sieht ein wenig nach Wellness oder Fußpflege aus. Mit sanften Berührungen werden
die Füße gewaschen, es riecht nach einem duftenden Öl oder einer wohlriechenden Seife.
Wer diese Dienstleistung in Anspruch nimmt, kann sich zurück lehnen, ein wenig entspannen
und die Seele baumeln lassen.

Haben Sie schon einmal ein Fußbad gemacht oder eine Fußpflege bekommen?

Oder denken Sie jetzt gerade: oh, das wäre nichts für mich!
Gott sei Dank bin ich nicht auf fremde Hilfe angewiesen und kann mir meine Füße
selbst waschen…?

Haben Sie schon einmal einem anderen Menschen die Füße gewaschen?
In welcher Situation war dieser Mensch?
Alt oder krank, gebrechlich, nicht in der Lage es selbst zu tun?
Oder haben Sie es „einfach nur so“ getan?

Hoffnungsgedanke und Impuls zum Evangelium des Tages:

Damals war es im Orient an der Tagesordnung, die Füße gewaschen zu bekommen.
Sie waren schmutzig, weil man nur Sandalen trug und der Boden staubig war. Den
Wohn- und Essbereich eines Hauses betrat man nur mit sauberen Füßen. Zudem war
es eine Geste der Gastfreundschaft, einem Fremden die Füße zu waschen. Das war
stets die Aufgabe eines niederen Dieners. Niemals hätte der Hausherr selbst einem
Gast die Füße gewaschen.

Wir kennen das heute so nicht mehr. „Füße waschen“ bedeutet für uns, entweder selbst
ein Fußbad zu nehmen, das Angebot der Fußpflege zu nutzen oder auf fremde Hilfe
angewiesen zu sein.

Es ist kein öffentlicher Moment wie damals, vielmehr aber ein intimer oder für manche gar
ein unangenehmer!

In der Bibel lesen wir auch von einer Fußwaschung. Jesus wäscht vor seinem Tod seinen
Jüngern die Füße.

In der Bibel lesen wir heute im Johannes-Evangelium (Joh 13, 1-15) oder hier.


Jesus wusch seinen Jüngern die Füße, nicht, weil sie Mahl halten wollten und die Füße
schmutzig waren. Auch nicht, weil es die Jünger selbst nicht mehr konnten. Nein, es
sollte einen anderen Grund geben. Wir lesen es in dem kurzen Dialog zwischen Jesus
und Petrus.

Petrus nämlich fand als erster Worte dieser ungewöhnlichen Handlung und brachte dies
zum Ausdruck. Jesus beruhigte ihn und fragte in die Runde der Jünger: „Begreift ihr,
was ich an euch getan habe?“

Jesu Frage ist der Schlüssel seines Tuns. Er zeigte seinen Jüngern auf diese Art und
Weise, in der Fußwaschung, seine unendliche Liebe, Zuneigung und Zuwendung.

Mit dieser „Liebes-Geste“ lehrt er seinen Jüngern das wirklich Wichtige für ihr Leben:
füreinander da zu sein, den Nächsten im Blick zu haben und einander in Liebe zu begegnen.

Wie sehr brauchen wir Menschen Zuneigung, Zuwendung und Liebe anderer Menschen. Wie
wohltuend ist es, wenn wir das Gefühl haben, nicht alleine zu sein und zu spüren, dass jemand
für mich da ist und mich auf meinem Lebensweg begleitet. Wie gut ist es doch, einen Menschen
an meiner Seite zu haben, der mich kennt, gerade so, wie ich bin: ein Freund, eine Freundin, ein Lebenspartner oder eine Kollegin…

Es gibt Zeiten, in denen Gesten und Zeichen wertvoller sind als alle Worte. Eine solche Zeit ist
dann gekommen, wenn ich um einen lieben Menschen weine und trauere. Viele oder große Worte
sind dann keine wirkliche Hilfe. Es sind vielmehr die kleinen Zeichen. Vielleicht hilft es mir dann
mehr, wenn sich mir jemand liebevoll zuwendet.

Hoffentlich haben Sie in Ihrer Trauer auch schon einmal die Erfahrung machen dürfen, dass Ihnen
ein anderer Mensch freundlich zugewandt war. 

Welche Gesten haben Sie schon erfahren dürfen? Auf welche Art und Weise hat Ihnen schon
jemand ein wenig Liebe und Zuneigung, Wertschätzung und Empathie gezeigt?

 

  • Ein Anruf und die ehrlich gemeinte Frage: Wie geht es Dir?

  • Ein Stück Kuchen vor der Tür, weil jemand an Sie denkt und Ihnen eine Freude machen möchte.

  • Eine Beileidskarte mit tröstlichen Worten.

  • Eine Unterstützung oder Hilfe beim Ausräumen des Zimmers oder der Wohnung.

  • Die Zusage: melde Dich, wenn Du mich brauchst. Ich bin für Dich da!

  • Eine stille Umarmung ohne viele Worte.


Solche Gesten wollen und sollen uns – im wahrsten Sinne des Wortes – berühren.

So wie Jesus seine Jünger berührt – beim Waschen der Füße.

Ja, es tut gut, einen lieben Menschen an der Seite zu haben, der dann da ist, wenn die Trauer
oder die Not groß wird. „Dich hat der Himmel geschickt!“ – sagen wir dann manchmal.
Oder „Du bist ein Engel!“

Jesus hat seinen Jüngern das Beispiel gegeben. Kurz vor seinem Tod hat er ihnen gezeigt,
wie wichtig die Gemeinschaft mit Ihm und untereinander ist.

Wir sollen und dürfen es ihm gleich tun.

Und Jesus – ER neigt sich uns auch heute noch zu.

Glaub an den Engel

Wenn der helle Tag vergangen ist
und die Dunkelheit nach dir greift
glaub an den Engel
der über deinen Nächten wacht
über den schlaflosen
einsamen
trostlosen
den Nächten
in denen du keine Nähe spürst
und nicht weißt wann sie enden

glaub an ihn
der die geweinten und ungeweinten Tränen zählt
und die endlosen Stunden bis zum Morgengrauen
wenn du müde und erschöpft deinen Tag beginnst
glaub an den Engel an deiner Seite
der dich nicht aus den Augen lässt
glaub an den Schatten seiner Flügel
und an den Herzschlag seiner Liebe
an seinen Atem der dich wiederbeleben will
an seine unerschütterliche Treue
mit der er ausharrt und hofft

glaub
dass er
der dir Unsichtbare
Wache hält an deinem Grab

um dir die Ostermorgenröte zu zeigen
wenn sie zaghaft deinen Himmel zu färben beginnt
glaub
dass er sehnsuchtsvoll darauf wartet
dich herauszurufen aus deiner Nacht
deine Augen zu öffnen
dir das Herz zu weiten
und deine Schritte zu festigen
wenn es Zeit ist aufzustehen

und das Leben neu zu beginnen

 

Text: „Glaub an den Engel“
Jutta Respondek
Altkatholische Gemeinde Bonn